Witten. Die Klubs sollen über die Neustrukturierung der Bundesliga abstimmen. KSV-Vorsitzender Thomas Altstadt sieht jedoch viel drängendere Probleme.
Während viele Vereine bereits wissen, ob und wie ihre Wettkämpfe künftig ausgetragen werden, müssen sich die Ringer-Bundesligisten weiterhin in Geduld üben. Immerhin fand nun ein Austausch zwischen dem Deutschen Ringer-Bund, den Landesorganisationen und den Bundesligavereinen per Videokonferenz statt. Denn bei den Bundesligisten hatten sich in den vergangenen Wochen einige Fragen aufgetan, wie Thomas Altstadt, Vorsitzender des KSV Witten, bestätigt.
„Es ging um Planungssicherheit und Fairness. Es ist durch das Coronavirus bis jetzt noch nicht klar, ob die Bundesliga wirklich stattfinden kann, auch wenn es alle wollen. Aber es sind viele Fragen aufgekommen, was wäre wenn“, so Altstadt.
Saisonbeginn im Oktober - zwei Varianten zur Wahl
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Das feste Ziel ist eine Austragung der Bundesliga in diesem Jahr. Um dies zu schaffen, muss aber erst einmal ein langer Fragenkatalog abgearbeitet werden. Zudem stehen einige Optionen zur Wahl, zu denen die Klubs ihre Stimme bis zum 31. Juli abgeben sollen, am 15. August soll dann die Terminplanung bekanntgegeben werden.
So ist noch unklar, ob eine Mannschaft ohne Sanktionen für 2020 abgemeldet werden und somit pausieren darf, ob dadurch die Gruppeneinteilung verändert werden muss, ob die Saison am 3. Oktober oder am 24. Oktober beginnen soll und ob das Saisonende bestehen bleibt, wodurch es zusätzliche Doppelkampftage geben würde oder ob es parallel zum Saisonbeginn verschoben wird.
Auch bleibt noch offen, ob Termine für Nachholkämpfe frei gehalten werden müssen, ob in der Endrunde das Viertelfinale ausgetragen wird oder ob es wegfällt, ob Wettkämpfe bei einer Zuschauerlimitierung auf 200 oder 500 Personen noch durchführbar sind und ob es alternative Austragungsformen wie zum Beispiel ein Mannschaftsturnier an einem zentralen Ort geben wird.
Des Weiteren wurde ein Modell der gestaffelten Rückerstattung bei einem pandemiebedingten Saisonabbruch ausgearbeitet. Sollten die Vereine keinen Heimkampf austragen können, bekommen sie 100 Prozent rückerstattet. Bei zwei Heimkämpfen 66 Prozent, bei vier 33 Prozent und bei sechs 0 Prozent. Können sie an allen zwölf Kämpfen teilnehmen, gibt es keine Rückerstattung, sind es nur neun Kämpfe gibt es 25 Prozent, bei sechs Kämpfen 50 Prozent, bei drei Kämpfen 75 Prozent und bei null Kämpfen 100 Prozent.
Muss eine Mannschaft in Quarantäne, gibt es kein zurück
Sollte die Saison durch das Coronavirus während der laufenden Spielzeit abgebrochen werden müssen, würde wohl der zu diesem Zeitpunkt aktuelle Tabellenplatz gezählt werden. Fällt eine Mannschaft krankheitsbedingt aus oder muss in Quarantäne, wird dies wie ein Rückzug gewertet, es gibt keine Möglichkeit zum Wiedereinstieg aufgrund der begrenzten Saisondauer.
Fallen nur einzelne Ringer aus, können sie nach Freigabe der Ärztekommission des Deutschen Ringer Bundes wieder einsteigen.
Umstrukturierung der Bundesliga
Außerdem ist das Ende der Auswirkungen des Coronavirus auch in der nächsten Saison, 2021, noch nicht in Sicht. Denn zu diesen zahlreichen Fragen gesellt sich auch noch die Entscheidung, ob die Wertung der Saison 2020, sollte sie denn durchgeführt werden können, relevant für 2021 ist und wenn nicht, wie die Kriterien für die Neustrukturierung 2021 aussehen.
Schon 2019 haben die Bundesligavereine zur Saison 2021 die Neustrukturierung der höchsten Leistungsklasse im Mannschaftsringen beschlossen. Dann soll die bestehende Bundesliga in zwei Staffeln der 1. Bundesliga sowie zwei Staffeln (perspektivisch drei) der 2. Bundesliga umgegliedert werden.
Für die Zusammensetzung der Ligen stehen zwei Varianten zur Wahl. Bei Variante eins würden die ersten vier Mannschaften plus die zwei besten Fünftplatzierten, gemessen an dem Durchschnittsergebnis der vergangenen drei Jahre, die Erstligastaffeln bilden, die anderen Vereine die Zweitligastaffeln.
Altstadt hält einen Rückvergleich über drei Jahre für „ungünstig“. Stattdessen wirft er die Idee eines Überkreuzturniers der drei fünftplatzierten in den Ring. „Jeder gegen jeden, danach wissen wir, wer die besten zwei sind.“
Variante zwei sieht vor, dass die ersten fünf Mannschaften der ersten Ligen die Erstligastaffeln bilden und die übrigen Teams die Zweitligastaffeln. Als maßgebliche Saison für die Qualifikation stehen entweder die Saison 2019 oder die Saison 2021 zur Wahl.
Auf- und Abstiegsregelung ist ebenfalls noch unklar
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Auch bei der Auf- und Abstiegsregelung stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl. Klar ist, dass der der letztplatzierte der 1. Bundesliga in die regional nachgeordnete 2. Bundesliga absteigt und der Erstplatzierte der 2. Liga in die regional vorgeordnete 1. Liga aufsteigt. Fraglich ist aber, ob es zwischen dem zweit- und drittletzten der 1. Liga und dem zweiten und dritten der 2. Liga noch Relegationskämpfe geben soll. Laut Altstadt kam diese Idee bei den Bundesligisten nicht besonders gut an.
Für den KSV-Vorsitzenden, der versichert, dass der KSV klar damit plant, an einer etwaigen Saison 2020 teilzunehmen und der betont, dass die Bundesligisten Geisterwettkämpfe tunlichst vermeiden wollen, sind die ganzen Fragen zur Einführung der zweiten Bundesliga jedoch noch Zukunftsmusik. Zunächst hofft er auf eine Klärung der brennenden Fragen zur aktuellen Saison. „Wir haben drei Jahre lang ohne 2. Liga gelebt und das war okay. Wir werden eine Tendenz abgeben aber für dieses Jahr ist es sowieso nichtig“, so Altstadt, der nicht ganz verstehen kann, warum gerade aktuell über diese Dinge diskutiert wird, „wo man noch zigtausend andere Probleme hat. Die sollte man erst einmal behandeln.“
Denn wenn nach dem 31. Juli klar ist, dass einige Vereine in dieser Saison nicht antreten, weil sie zum Beispiel nicht die notwendigen Sponsorengelder zusammenbekommen, „weiß man einfach nicht, ob die Liga in der geplanten Struktur stattfindet. Und wenn ich dann noch entscheiden will, wer in die zweite Liga kommt und wer nicht, wird das schwer. Ich glaube, dass der eine oder andere Verein davon Gebrauch machen muss, nicht an der Saison teilzunehmen. Und wie will man dann eine faire Verteilung der zweiten Liga hinbekommen? Das geht ja gar nicht“, sagt Altstadt.