Witten. Auch in Witten schaut man gespannt auf den Re-Start der Fußball-Bundesliga. Die Begeisterung fürs Revierderby will aber nicht so recht aufkommen.

Das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 wird am Samstag (Anpfiff: 15.30 Uhr) ohne Zuschauer stattfinden. Statt 80.000 Fans dürfen nur wenige Offizielle ins Stadion. Alle anderen müssen sich diese traditionsreiche Begegnung als „Geisterspiel“ vom Sofa aus ansehen; ein Zustand, der sicherlich gewöhnungsbedürftig ist.

Maik Knapp, der Trainer der und bekennender Schalke-Fan, erwartet ein kurioses Match: „Die Spieler müssen sich daran gewöhnen, vor leeren Rängen zu spielen. Ich weiß aus meiner Oberliga-Zeit, dass schon 1000 Zuschauer eine andere Atmosphäre schaffen als 100.“ Er ist sich sicher, dass ohne die Fans auch ein wenig die Motivation fehlen wird: „Ein Spiel wie das 4:4 vor ein paar Jahren wäre ohne Fans im Stadion nicht möglich gewesen.“

Als Trainer freut er sich aber auf ein bisschen Nachhilfeunterricht: „Es ist schon interessant, dass man nun die Anweisungen der Trainer versteht und was die Spieler untereinander reden. Allerdings müssen sich alle wohl oft auf die Zunge beißen, da die Sprache beim Fußball oft nicht jugendfrei ist.“ Knapp wird sich die Begegnung zu Hause auf dem Sofa ansehen, erwartet aber kein prickelndes Erlebnis: „Bislang haben mir die Geisterspiele im Fernsehen nicht gefallen. Mal sehen ob es im Derby anders wird.“

Ein Spektakel wie beim 4:4 im November 2017, als der Brasilianer Naldo (2. von li.) den Schalkern das überraschende Remis in Dortmund sicherte, halten viele für nicht wiederholbar.
Ein Spektakel wie beim 4:4 im November 2017, als der Brasilianer Naldo (2. von li.) den Schalkern das überraschende Remis in Dortmund sicherte, halten viele für nicht wiederholbar. © Reuters | REUTERS / WOLFGANG RATTAY

Kastner: „Ohne Zuschauer kann keine Stimmung aufkommen“

Thorsten Kastner, Coach des Bezirksligisten TuS Heven 09, hat zwar keine Dauerkarte, sein Herz schlägt aber für die schwarz-gelben Borussen. Auch er hält Geisterspiele für eine absolute Notlösung: „Es geht da um sehr viel Geld, also muss gespielt werden.“ Seine bisherige Erfahrung bei Geisterspielen vor dem Fernseher war nicht so gut: „Ohne Zuschauer kann keine Stimmung aufkommen. Ich habe mit Wattenscheid in der Regionalliga vor mehreren 1000 Zuschauern gespielt, das ist ein ganz anderes Gefühl. Der Heimvorteil der Borussia ist nicht mehr gegeben.“ Kastner wird sich die Partie auch auf der Couch anschauen: „Wenn es mir zu langweilig wird, schalte ich wie früher zusätzlich das Radio ein. Ein guter Reporter kann schon für Stimmung sorgen.“

Einem ist die Lust am Derbydefinitiv vergangen. Marcus Hahn, Vorsitzender des SV Herbede, erklärt: „Ich habe seit rund 40 Jahren eine Dauerkarte bei der Borussia, noch nie war die Vorfreude so gering wie jetzt. Mit ist bewusst, dass die Vereine das Geld brauchen, aber mir macht das Ganze keinen Spaß.“ Viel lieber sähe er, dass die Vereine ihre Kosten für Gehälter und Transfersummen deutlich kürzen würden: „Ich hoffe, man zieht daraus die Lehren, doch ich glaube, in zwei Jahren ist das alles schon wieder vergessen.“