Rang drei nach furioser Bundesliga-Saison ist der verdiente Lohn für die SU Annen. Mit Verstärkungen wollen sich Judoka noch breiter aufstellen.
Esslingen/Witten. Es war der erwartete sportliche Höhepunkt einer spannenden Bundesliga-Saison. Die vier besten Judo-Teams der Nation feierten am Samstag in Esslingen sowohl auf der Matte als auch später am Abend das Ende der Serie 2019, die einmal mehr den TSV Abensberg an der Spitze sah. Titel Nummer 21 nahmen die Bayern entgegen - für die Asse der Sport-Union Annen hingegen war schon der Gewinn der Bronzemedaille ein voller Erfolg.
„Man hat nun mal gesehen, dass zwischen dem Norden und dem Süden immer noch ein Leistungsgefälle besteht“, sagte Annens Trainer Stefan Oldenburg. Kurzzeitig hatten die „Nordlichter“ den Trend mal zu ihren Gunsten drehen können, als das mit potenten Sponsoren bestückte Hamburger Judo-Team den Titel dreimal hintereinander an die Elbe holte. Doch mit dem Verlust des größten Geldgebers, der sich vor dieser Saison in Richtung Esslingen verändert hatte, waren auch die Vorzeichen wieder die gleichen wie zuvor. Wobei selbst die hochkarätig besetzten Judoka des KSV Esslingen dem Abonnements-Meister TSV Abensberg kein Bein stellen konnten. „Ich hätte es den Esslingern zugetraut“, gestand Stefan Oldenburg - doch letztlich waren die Bajuwaren (u. a. mit dem Ex-Wittener Johannes Frey im Schwergewicht) nicht zu knacken, gewannen das Finale mit 8:6.
Auch interessant
Eigengewächse Appel, Paul und Romahn dürfen bei Endrunde ‘ran
Nur zu gerne hätten die Wittener ihre Vorschlussrunden-Begegnung mit ihrem besten Kader bestritten, die Esslinger damit zumindest ein wenig mehr geärgert. Doch die Ausfälle von Schwergewichtler Jonas Schreiber (U 21-WM), Jens Malewany, Jim Heijman, Maxime Junghänel, Tobias Pahnke oder Ferdinand Ansah waren nun mal nicht auszugleichen. Auch wenn vor allem die Annener Eigengewächse starke Auftritte an den Tag legten. Aeneas Paul etwa hatte im 81-kg-Limit Sohin Katsumi alles abverlangt, in der gleichen Gewichtsklasse überraschte später Noel Appel den niederländischen Internationalen Frank de Wit (gewann u. a. 2017 den Grand Slam von Paris) mit einem Fußfeger, lag mit Waza-ari-Wertung vorn. „Wenn er das gewonnen hätte, wäre er unser Held geworden“, lobte Oldenburg den Youngster für seinen forschen Auftritt. Dass man aber mit den im Dojo am Kälberweg groß gewordenen Philip Utzig, Lukas Romahn oder Björn Hangebrauck keine ernste Gefahr sein konnte für eine Ansammlung von Hochkarätern, wie der KSV Esslingen sie aufbietet, war vorab schon glasklar.
Auch interessant
SU Annen hat erneut Interesse an André Breitbarth bekundet
„Ich bin stolz auf das, was unsere Mannschaft in dieser Saison erreicht hat“, gab Oldenburg zu Protokoll, „daran wollen wir nächstes Jahr anknüpfen.“ Gemeinsam mit Trainerkollege Marcel Haupt versammelte der 31-Jährige seine Schützlinge nach dem Turnier auf der Matte, dankte allen Beteiligten für die erbrachten Leistungen. Die Bronzemedaille, die sich die Annener um den Hals hängen durften, muss nun der Maßstab sein für die nahe Zukunft in der Bundesliga. Der Kader wird voraussichtlich so zusammenbleiben und soll an den entsprechenden Stellen weiter verstärkt werden. Kein Geheimnis, dass sich die Unioner gerne wieder die Dienste des zweimaligen Deutschen Meisters André Breitbarth (29) sichern würden, der am Samstag in Esslingen nicht zum Einsatz kam.
Auch interessant
„Da sind wir in Gesprächen. Auch mit anderen Judoka haben wir Kontakt aufgenommen - und es sieht hier und da ganz gut aus“, deutete Marcel Haupt bereits an. Ihr gesamtes Potenzial konnten die Wittener in diesem Jahr noch nicht voll ausschöpfen - immer wieder mal fehlten Kämpfer aufgrund von Verletzungen oder parallel ausgetragenen Turnieren. Der Weißrusse Mikita Sviryd, der slowenische Ex-Weltmeister Mihail Zgank oder der belgische Routinier Dirk van Tichelt bestritten in der abgelaufenen Saison keinen Kampf für die SU Annen. Da im Jahr 2020 die Olympischen Spiele in Tokio vor der Tür stehen, wird sich der Liga-Dritte wohl noch ein wenig breiter aufstellen müssen.