Witten. . Fabian, Lukas und Simon Blondeel sind aus Bochum zum BCC Witten gewechselt. Die Familie, bei der sich alles um Billard dreht, ist ein Glücksfall.

Als Kurt Czerwanski im Sommer von seinem ehemaligen Vereinskollegen angesprochen wurde, habe er „Schnappatmung“ bekommen, erinnert sich der Vorsitzende des BCC Witten – Fabian Blondeel wollte mit seinen beiden Söhnen zu den Crengeldanzern wechseln.

„Ich hab gesagt: Fabian, nimm mich nicht auf die Rolle“, so Czerwanski, doch Blondeel meinte es ernst. Und so bekam der BCC gleich drei Neuzugänge auf einen Schlag: Fabian Blondeel, Lukas Blondeel und Simon Blondeel. „Ein Glücksfall“, sagt Czerwanski über die Billard-Familie.

Fabian Blondeel (52) und sein 19-jähriger Sohn Simon spielen unter anderem in der Dreiband-Oberligamannschaft, der 22-jährige Lukas tritt im Verbandsligateam an. Fabian Blondeel war mehrfach Europameister, er hat alles erreicht. „Jetzt bin ich eigentlich Billard-Rentner“, sagt er.

Entwicklung der Söhne steht jetzt im Fokus

Für ihn sei am wichtigsten, dass sich seine Söhne möglichst gut entwickeln können. Das sah er beim DBC Bochum, wo er auch Vereinsvorsitzender war, nicht mehr.

„Es gab nicht viele Vereine, die infrage kamen, weil wir nicht nur Dreiband, sondern auch technische Disziplinen spielen wollten“, erklärt er. Die Entscheidung für Witten fiel leicht, die drei haben sie nicht bereut.

Auch ohne viel Training kann es Fabian Blondeel noch

Auch ohne Training schwer zu schlagen: Fabian Blondeel.
Auch ohne Training schwer zu schlagen: Fabian Blondeel. © Ingo Otto

Was es für Fabian Blondeel heißt, „Billard-Rentner“ zu sein, zeigte er am Wochenende in der Mehrkampf-Oberliga, als er seinen Gegner im Cadre 52/2 mit nur einer Aufnahme 150:0 besiegte. Weltklasse. Im Dreiband hat er großen Anteil daran, dass der BCC II den Aufstieg in die 2. Bundesliga vor Augen hat.

Genau so wichtig sind für den Verein aber Simon und Lukas. „Unser Sport hat Nachwuchssorgen, wer quält sich schon und stellt sich stundenlang an den Tisch?“, fragt Czerwanski. Simon Blondeel zum Beispiel.

Simon Blondeel war begeistert von der Atmosphäre

„Mir hat das als ich klein war, besonders gefallen, wenn Papa Turniere in Holland gespielt hat“, erzählt der 19-Jährige. „Aber auch bei Wettkämpfen in Deutschland: Der Dresscode, die Ruhe, die Atmosphäre. Das hat mich fasziniert.“ Als Jugendlicher spielte er auch Fußball und Volleyball, aber irgendwann nur noch Billard. „Man ist ganz allein für seine Leistung verantwortlich. Das ist hart, aber auch schön. Gleichzeitig ist es auch entspannend.“

Er ist mehrfacher Deutscher Jugendmeister in der Freien Partie, will seinen Fokus aber mehr auf Dreiband legen – das ist die generelle Richtung, in die die Billard-Szene sich gerade bewegt. Fabian Blondeel erklärt das: „Früher konnte man mit Technik auch gutes Geld verdienen, aber das hat sich gedreht. Jetzt gilt es, die Dreiband-Karriere zu forcieren.“ Zwei Jahre hat Simon Blondeel noch, um an einer Jugend-EM teilzunehmen, dafür trainiert er viel.

Auf die drei, vier Stunden Training pro Tag wie in seiner Schulzeit kommt er als Student zwar nicht mehr, auch weil die Fahrt länger ist. An zwei Tagen pro Woche verbringt er aber mehrere Stunden im Vereinsheim an der Annenstraße. Und in Bundesligaspieler Murat Gökmen hat er einen guten Trainingspartner. Und er hat ja auch noch einen Trainer zu Hause.

Vater als Trainer ist vor allem ein Vorteil

„Das hat schon eine Menge Vorteile“, sagt Simon Blondeel im Rückblick, „es fällt einem dann auch leichter, sich über etwas aufzuregen, oder mal Kontra zu geben.“ Es sei gut, dass er auch viele andere Jugendliche, nicht nur seine Söhne ausgebildet habe, meint Fabian Blondeel. Und zu Hause geht es sowieso immer um Billard.

„Wir haben einen Billard-Sender abonniert, der läuft sieben Tage die Woche“, erklärt der Vater. Wenn einer ein anderes Thema aufbringt, ist das oft der ältere Sohn, Lukas.

Für Lukas Blondeel sind Arbeit und Uni im Vordergrund

„Ich versuche manchmal, das etwas auszubremsen“, antwortet er lachend auf die Gesprächsthemen zu Hause angesprochen. Bei ihm stehen Arbeit und Uni aktuell mehr im Fokus. „Ich spiele nur als Hobby, weil es Spaß macht und profitiere davon, dass ich früher extrem trainiert habe.“

Neben dem Studium jobbt er für den Billardverband NRW, „das macht Spaß und gibt etwas Geld nebenher.“ Er hatte sich für den Wechsel nach Witten ausgesprochen „und ich wurde super aufgenommen, habe eine super Mannschaft.“

Die drei sind glücklich in ihrem neuen Verein auch. Nach der „Schnappatmung“ am Anfang habe er sich „einfach sehr gefreut“, sagt Czerwanski über den Wechsel der Blondeels. Die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht – auf beiden Seiten. Ein Glücksfall eben.