Mettmann/Velbert. „Das ist scheiße, es macht keinen Spaß ohne Schiedsrichter“, sagt der 2. Vorsitzende des ASV Mettmann. Das steckt hinter der Geschichte.
Es war das Top-Spiel in der Kreisliga B am vergangenen Sonntag. Der SC Velbert III fuhr als Tabellenführer zum Zweiten ASV Mettmann II. Es ging um einen wichtigen Schritt in Richtung Aufstieg, die Spannung war garantiert. Eine Sache überschattete das Ganze aber: Der Fußballverband Niederrhein weigerte sich, einen Schiedsrichter zu schicken und teilte dies den Vereinen im Vorhinein mit.
Der Grund dafür: eine massive Bedrohung des Schiedsrichters beim Top-Spiel zwischen Mettmann und dem Dritten BW Langenberg am 08. Dezember des vergangenen Jahres. Damals gewann der ASV II mit 5:4, sah dabei aber gleich drei Gelb-Rote Karten. Zudem rastete ein Spieler verbal komplett aus und soll den Unparteiischen mit dem Tode bedroht haben. Die Folge: zehn Spiele Sperre und die Nicht-Ansetzung eines Schiedsrichters bei den folgenden Spielen.
ASV Mettmann II muss erst ein Sicherheitskonzept vorlegen, bevor wieder Schiedsrichter angesetzt werden
„Tatsächlich ist es in dem Spiel ASV Mettmann - BW Langenberg zu einer massiven Bedrohung gekommen, bei der das Leib und Wohl des Kollegen gefährdet war. Darauf haben wir entschieden bis auf weiteres keine Schiedsrichter bei Spielen des ASV Mettmann 2 anzusetzen. Im gleichen Zuge haben wir den Verein aufgefordert, ein Konzept zu erstellen, um solche Geschehnisse bestmöglich zu verhindern“, sagt Gregor Hoffmann, der Schiedsrichterobmann des FVN-Kreises Wuppertal-Niederberg. Auch im Fußballkreis Essen würde es diesen Ansatz bereits geben.
Das Konzept des ASV Mettmann liege mittlerweile vor, es bestehe nach Ansicht des Kreises aber noch Klärungsbedarf. Ein erstes Treffen zwischen Verband und Verein musste aufgrund eines Trauerfalles ausfallen, der neue Termin steht am Donnerstag an. „Daher werden weiterhin keine Schiedsrichter angesetzt. Verläuft die Aufklärung positiv und ist der Schutz ist unserer Einschätzung gegeben, werden wir wieder Kollegen bei Spielen des ASV Mettmann 2 ansetzen“, so Hoffmann.
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Im gleichen Zeitraum habe es auch einen ähnlichen Fall gegeben. Dabei seien ein Kollege und der Schiedsrichter-Beobachter tätlich angegriffen worden. Hoffmann: „Auch hier haben wir mit dem Verein zusammengearbeitet. Inzwischen werden dort auch wieder Schiedsrichter angesetzt. Begonnen haben wir hiermit zur Saison 24/25. Bisher gab es nur die zwei erwähnten Fälle. Die von uns durchgeführte Maßnahme ist keine Strafe gegenüber den Vereinen, sondern eine reine Schutzmaßnahme für unsere Schiedsrichter!“
Top-Spiel gegen den SC Velbert III musste von einer Privatperson gepfiffen werden
Der ASV Mettmann teilt auf Anfrage dieser Redaktion mit, dass der entsprechende Spieler suspendiert worden sei. Zudem beinhalte das Sicherheitskonzept die Erhöhung der Ordner vor Ort. „Ich verstehe, dass sie uns bestrafen müssen. Aber ohne Schiedsrichter wird es doch eher schlimmer“, gibt der Vorsitzende Cihan Yilmaz zu bedenken. Im Spiel würde man auch mal etwas sagen, was man nicht genau so meine.
Der 2. Vorsitzende Orhan Hazer, der selbst Kapitän der zweiten Mannschaft des ASV Mettmann ist, sagt: „Das ist scheiße, es macht keinen Spaß ohne Schiedsrichter.“
Die Partie am Sonntag gegen den SC Velbert III wurde aufgrund der Vorgeschichte nicht von einem offiziellen Schiedsrichter des Kreises, sondern von einem erfahrenen Ex-Schiedsrichter der Velberter geleitet. Am Ende siegte der Sportclub mit 4:3 und verteidigte somit die Tabellenführung. SC-Trainer Dustin Knoll hält die Nichtansetzung des Kreises für ein falsches Signal, wusste aber bereits am Donnerstag vor dem Spiel, dass kein offizieller Schiedsrichter erscheinen wird.
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In der ersten Halbzeit zeigten beide Mannschaften dabei ihre Offensivqualitäten. Nachdem der ASV zweimal in Führung ging, konnte der SC beide Male ausgleichen, sodass es mit einem 2:2 in die Pause ging. Nach der Halbzeit entwickelte sich ein ähnliches Spiel zwischen den beiden Aufstiegsaspiranten. Wieder gingen die Hausherren in Führung, wieder konnte die Knoll-Elf ausgleichen. Die bis dahin drei Treffer für den SC erzielten Top-Torjäger Robin Höpfner (2) und Lucas Szymczyk und es ging in eine spannende Schlussphase.
Tumulte in der Nachspielzeit
In der Nachspielzeit wurde es dort dann noch einmal hektisch, so Knoll: „Nach einem Foul-Pfiff kam es zu einem Gerangel zwischen zwei Spielern. Der Schiedsrichter hat nur auf den am Boden liegenden Spieler geachtet. Hinter seinem Rücken kam es dann zu einem Faustschlag von Mettmann gegen unseren Kapitän. Es war kein klassischer Faustschlag, sondern eine Art Schubs-Schlag-Bewegung.“
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Orhan Hazer sagt, bei der Szene sei er selbst involviert gewesen und beschreibt sie so: „Der Gegenspieler hatte provoziert, kam dann auf mich zu. Ich habe ihn weggedrückt und er ist theatralisch zu Boden gegangen.“
Laut Knoll konnte der Schiedsrichter auf dem Spielfeld diese Aktion zwar nicht sehen, dennoch hofft er, dass dieses Verhalten durch die Anwesenheit anderer Personen eventuell noch geahndet wird: „Es war ein neutraler Schiedsrichter aus dem Kreis Grevenbroich-Neuss anwesend, der die Situation zum Glück von außen gesehen hat. Man kann nur hoffen, dass dieses Verhalten dadurch noch geahndet wird, aber das ist ungewiss.“
Zumindest sportlich konnte der SC nach den Tumulten aber letztendlich noch feiern. Denn der fällige Freistoß landete im Strafraum beim eingewechselten Jamal Haye, der den Sportclub nach wildem Gestocher in der 96. Minute zum Sieg schoss. Damit bleibt der SC weiter auf Aufstiegskurs.
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„Man hat schon gemerkt, dass Feuer im Spiel war und der Tabellenstand für Nervosität gesorgt hat. Wir haben auf jeden Fall über 90 Minuten den Willen gezeigt, das Spiel auf jeden Fall drehen zu wollen und das ist uns auch verdient gelungen. Das sind wichtige drei Punkte für uns, mehr aber auch nicht. Das gibt uns weiter Vertrauen in unsere Arbeit“, resümiert Knoll den Erfolg seiner Mannschaft.
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