Velbert. Vor dem Duell bei der SSVg Velbert hat Favorit Aachen sieben Punkte Rückstand. Alemannia kommt immer mehr in Form – reicht es noch für ganz oben?

Als die Saison noch gar nicht begonnen hatte, stand der große Favorit fest: Alemannia Aachen. Der ehemalige Bundesligist hat sich personell hochkarätig verstärkt und auch forsche Ansagen gemacht. Dementsprechend groß war auch die Euphorie im Umfeld des Vereins, insbesondere bei den Fans.

So sorgten 27300 Zuschauer für eine außergewöhnliche Kulisse am Tivoli, als dort im ersten Saisonspiel mit dem Wuppertaler SV ein weiterer Titelkandidat zu Gast war. Bis in die Nachspielzeit hinein führten die Platzherren mit 1:0, doch dann bekamen die Gäste einen umstrittenen Strafstoß zugesprochen, den sie zum Ausgleich verwandelten. Sinnbildlich: Der Auftakt in die Saison ging schief.

Alemannia Aachen hat den Saisonstart verpatzt

„Dieser unberechtigte Elfmeter hat die Mannschaft so schockiert, dass sie wenig später einen Eckball nicht mehr gut genug verteidigt hat“, erinnert sich Sportdirektor Sascha Eller an die 1:2-Niederlage. „Davon hat sich das Team lange nicht so richtig freigemacht“, hat er registriert. Zwar folgte dann ein 3:1 in Lippstadt, aber das 2:2-Unentschieden gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach erfüllte auch nicht alle Wünsche. Nach der 1:4-Niederlage bei Rot-Weiß Oberhausen und der Nullnummer gegen die U23 des FC Schalke 04 entschieden die Verantwortlichen des Vereins, dass die Mannschaft wohl einen neuen Impuls braucht und stellten Trainer Helge Hohl frei.

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Unter Interimscoach Reiner Plaßhenrich holten die Aachener beim FC Gütersloh mit dem 1:1 zumindest einen Punkt, bevor Heiner Backhaus übernahm. Der ehemalige Zweitligaspieler von Kickers Offenbach, Union Berlin und Hannover 96 feierte eine gelungene Premiere am 7. Spieltag mit dem 1:0-Erfolg gegen den SV Rödinghausen und im weiteren Verlauf der Spielzeit wurden die Ergebnisse der Alemannia nach und nach besser.

Dem Coach gelang es, die Mannschaft zu stabilisieren und mit 23 Punkten aus zehn Begegnungen unter seiner Regie bis auf Platz vier zu führen. Dabei gab es nur noch eine Niederlage mit 0:3 gegen den aktuellen Spitzenreiter 1. FC Bocholt. „Es war gar nicht so einfach, denn der Trainer musste mitten in der laufenden Saison den Spielstil der Mannschaft ändern. Spielerisch ist noch nicht alles Gold, was glänzt, und wir haben auch nicht immer den besseren Fußball gespielt. Die Truppe hat aber als Mannschaft geschlossen gearbeitet und gekämpft, damit das Glück erzwungen und sich für den Aufwand belohnt“, beschreibt der Sportdirektor seine Eindrücke der letzten Wochen.

Ulrich Bapoh und Alemannia Aachen spielen nun bei der SSVg Velbert
Ulrich Bapoh und Alemannia Aachen spielen nun bei der SSVg Velbert © FFS | Rittershaus

Aachen zeigt Moral und kommt formstark zur SSVg Velbert

Als Beleg dafür mag der 2:1-Sieg der Kaiserstädter am vergangenen Spieltag dienen, als im Mittelrheinderby der Nachbar 1. FC Düren durch ein Tor von Anton Heinz in der siebten Minute der Nachspielzeit mit 2:1 bezwungen wurde. Eine Partie ist in der Hinrunde noch zu absolvieren, der Abstand zum Tabellenführer Bocholt beträgt sieben Punkte. Was passiert, wenn der Rückstand nicht aufgeholt wird und die Alemannia ein weiteres Jahr in der Regionalliga verbleibt?

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„Wir haben ein paar Eckpunkte gesetzt, die uns einen Aufstieg ermöglichen sollten. Wir wissen aber auch, dass es nicht nur über das Geld geht, sondern dass auch andere Dinge funktionieren müssen. Es gibt ja auch andere Vereine, die unter ähnlichen Bedingungen wie wir arbeiten“, stellt Eller, der auch als Geschäftsführer Verantwortung im Verein hat, klar. „Wir haben uns dafür zwei Jahre vorgenommen. Wir sind finanziell so aufgestellt, dass wir im Sommer nachjustieren und neu angreifen können, wenn es in dieser Saison nicht klappt“, erläutert er.

Aachen wird Velbert nicht unterschätzen

Vor der Partie bei der SSVg Velbert betont Trainer Heiner Backhaus, dass er die Aufgabe beim Tabellenschlusslicht am Freitag nicht auf die leichte Schulter nehmen wird. „In der Regionalliga gibt es keine Favoritenrolle. Wir gehen jede Partie mit Demut und Respekt vor dem Gegner an. Wir haben Velbert analysiert und festgestellt, dass es eine gute Mannschaft ist. Deshalb werden wir maximal vorbereitet sein“, kündigt er an. Dass er in dem Traditionsverein mit der großen Fanbasis unter Druck steht, weist er weit von sich.

„Für diesen hochemotionalen Klub arbeiten und vor diesen Fans, die ihr letztes Hemd für den Verein geben würden, zu spielen, empfinde ich nicht als Druck, sondern als Privileg“, betont er. Aber wie ist es ihm gelungen, die Mannschaft auf den Erfolgsweg zu führen? „Ich habe eine sehr verunsicherte Truppe vorgefunden, die froh war, dass eine klare Linie reinkommt. Wir haben substanziell an der Fitness gearbeitet und sind dann sukzessive auch aggressiver geworden“, erklärt der 41-Jährige.

Für die von ihm bevorzugte Spielweise sind Fitness und Zweikampfaggressivität von besonderer Bedeutung. „Jeder Trainer verkörpert etwas, ich stehe für viel Spektakel. Wir wollen angreifen und pressen, dafür müssen die Spieler rennen“, formuliert er, was er von seinem Team fordert.

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