Krefeld. Der KFC Uerdingen startet nach dem Abstieg in der Oberliga Niederrhein. Und ist dort einer der Titelfavoriten. Wie der Klub in die Saison geht.

Das Spiel war schon lange abgepfiffen, doch die Fans des KFC Uerdingen feierten ihre Mannschaft noch immer – und das, obwohl die Krefelder gerade mit 0:4 gegen den VfB Homberg verloren hatten. Aber es war nun einmal kein normales Spiel für den KFC-Anhang. Am 23. April dieses Jahres trat Uerdingen erstmals seit fast vier Jahren wieder zu einem Pflichtspiel in der Grotenburg an. Eine Odyssee fand ihr Ende.

Die wilde Reise begann 2016. Unter Investor Mikhail Ponomarev marschierte der Klub von der Oberliga Niederrhein in die 3. Liga durch. Das Stadion, die Grotenburg, war baufällig, der Klub musste im Profifußball ausweichen, spielte erst in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena, dann in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena.

KFC Uerdingen: Nach dem Abstieg gibt es den nächsten Neuanfang – in der Oberliga

Bisweilen ging es unter Ponomarev chaotisch zu beim KFC: Gehälter sollen nicht gezahlt worden sein, diverse Spieler und Trainer kamen und gingen. Während der Saison 2020/21 kündigte Ponomarev schließlich seinen Rückzug an. Der Klub startete im Sommer 2021 in der Regionalliga West neu. Und stand vor einem Scherbenhaufen.

Hier gibt es alle Brennpunkte zur Oberliga Niederrhein:

Die neuen Verantwortlichen um den Vorsitzenden Damien Raths und Sportdirektor Patrick Schneider mussten einen Kader zusammenstellen, die Mannschaft stand erst zum Saisonstart – und war dementsprechend kaum eingespielt. Uerdingen war von Beginn an im Tabellenkeller zu finden und stieg schließlich in die Oberliga Niederrhein ab. Da half es auch nicht, dass sich das Team unter Alexander Voigt, der die Mannschaft im Frühjahr übernahm, stabilisierte.

Nun der nächste Neuanfang, doch die Euphorie ist größer denn je. Weit über 700 Dauerkarten haben die Uerdinger bereits verkauft, denn in der Oberliga darf der KFC wieder in der Grotenburg spielen. Die Fans fiebern dem Start im eigenen Wohnzimmer nach Jahren voller Auswärtsspiele entgegen. Auch wenn die Gegner nicht mehr MSV Duisburg oder 1860 München, sondern MSV Düsseldorf oder St. Tönis heißen.

KFC Uerdingen wird vom Ex-SSVg-Velbert-Trainer Alexander Voigt gecoacht

Trainer Voigt ist nach dem Abstieg geblieben, kennt das Umfeld und die Liga. Der 44-Jährige war zwischen 2018 und 2019 Coach der SSVg Velbert in der Oberliga. Apropos: In der abgelaufenen Regionalliga-Saison wich der KFC in die IMS-Arena der SSVg aus, die einen Konkurrenten um die Meisterschaft mehr hat: Uerdingen gilt als einer der Topfavoriten in der Oberliga. Doch was hat sich im Kader getan?

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Eine ganze Menge. 14 Spieler sind bislang gekommen, 19 gegangen, zahlreiche davon waren Stammspieler. Abdul Fesenmeyer zum Beispiel. Der Stürmer ist zur U23 der TSG Hoffenheim gewechselt. Auch Pepijn Schlösser hat den Klub verlassen, er bleibt in der Regionalliga West, hat bei Alemannia Aachen unterschrieben.

Alexander Voigt ist dem KFC Uerdingen nach dem Abstieg treu geblieben. In der Oberliga Niederrhein trainierte er bereits die SSVg Velbert.
Alexander Voigt ist dem KFC Uerdingen nach dem Abstieg treu geblieben. In der Oberliga Niederrhein trainierte er bereits die SSVg Velbert. © Jürgen Fromme / firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Neuzugänge gibt es jedoch einige, mit denen der KFC durchaus ein Ausrufezeichen setzt. Maximilian Funk, Babacar M’Bengue, Vedran Beric und Robin Udegbe kommen allesamt vom SV Straelen eine Liga runter, Maik Odenthal war jahrelang bei Rot-Weiß Oberhausen gesetzt. Mit Alexander Lipinski hat der Klub zudem einen gebürtigen Krefelder, der seine Torgefahr in der Oberliga Niederrhein schon unter Beweis gestellt hat, geholt.

KFC Uerdingen: Große Euphorie im Umfeld nach dem Abstieg in die Oberliga

Eine Ansage an die Konkurrenz war auch, dass Levan Kenia geblieben ist. Der spielte schon bei Schalke 04 in der Champions League und wird auch als Co-Trainer von Voigt fungieren. Ob Kenia auch geblieben ist, weil die Fanunterstützung so groß ist? Laut Voigt jedenfalls sei die Euphorie im Umfeld ein Thema in der Mannschaft. „Klar überträgt sich das auch und die Jungs spüren das durch die Unterstützung auch beim Training. Ich glaube, kaum ein anderer Oberligist in Deutschland verkauft so viele Dauerkarten“, sagte der Trainer, dessen Hauptaufgabe es sein wird, nach dem Umbruch eine Mannschaft zu formen, jüngst gegenüber dem „RevierSport“.

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Das erste Testspiel ging deutlich verloren. Gegen Regionalliga-Topmannschaft Preußen Münster verlor Uerdingen mit 0:6, am Wochenende folgte ein 6:3-Sieg gegen C-Ligist VfB Uerdingen. Es läuft also nicht alles rund, doch ist der Umbruch auch noch lange nicht abgeschlossen. Weitere neue Spieler sollen kommen, um die neue Euphorie schnell in Punkte zu verwandeln.

Die Transfers des KFC Uerdingen im Überblick:

Zugänge: Ryo Iwata (1. FC Mönchengladbach), Phil Zimmermann, Mika Rudnik (beide Viktoria Köln U19), Maximilian Funk, Babacar M’Bengue Vedran Beric, Robin Udegbe (alle SV Straelen), Pascale Talarski (VfB Homberg), Kevin Weggen (Wegberg-Beeck), Alexander Lipinski (1. FC Bocholt), Maik Odenthal (RW Oberhausen),Yaman Hasal (FC Remscheid), Younes Mouadden (1. FC Kleve), Hun Brando Danh Do (eigene U19).

Abgänge: Jovan Jovic (SC Paderborn II), Leon Augusto (Bonner SC), Abdul Fesenmeyer (1899 Hoffenheim), Pepijn Schlösser (Alemannia Aachen), Jason Prodanovic (Holstein Kiel II), Marco Cirillo (SV Straelen), Shawn Jeroch, Charles Atsina, Justin Neiß, Ji-hwan Yun, Miran Agirbas, Luca Jensen, Noe Baba, Jonathan Canto, Fabio Minino, Erdinc Karakas, Jesse Sierck, Tim Brdaric (alle Ziel unbekannt), Justin Ospelt (FC Vaduz, war ausgeliehen).