Heiligenhaus. Der neue Trainer verrät, wie er beim Bezirksligisten angekommen ist und was es braucht, um die Herkulesaufgabe Klassenerhalt zu meistern
Zwei Spieltage vor der Winterpause zog die SSVg 09/12 Heiligenhaus nach einer Bezirksliga-Hinrunde mit Pleiten, Pech und Pannen die Reißleine und tauschte das Personal auf der Trainerbank.
In Daniel Reuter übernahm ein abstiegskampferprobter Coach, der zuletzt beim SSV Sudberg aktiv war und nun die wohl größte Herausforderung seiner Trainerkarriere vor der Brust hat: Den Klassenerhalt in der Bezirksliga. Um den zu schaffen, hat er mit Max Marker gleich den Sudberger Kapitän mitgebracht, zudem verstärken Rückkehrer Enez Aktas (Unterrath), Hasan Can Yildirim (Langenfeld) sowie Kürsat Dalli (FC Langenberg) den Tabellenletzten. Wir haben uns mit dem 37-Jährigen, der als Spieler vornehmlich in Unterrath kickte, über seine Mission unterhalten.
Daniel Reuter kennt sich mit dem Abstiegskampf aus
Herr Reuter, was waren Ihre ersten Gedanken nach der Kontaktaufnahme der SSVg und anschließendem Blick auf die Tabelle?
Daniel Reuter: Also eigentlich wollte ich nach dem Ende in Sudberg in dieser Saison nichts mehr machen und habe diverse Angebote abgelehnt. Die Situation von Heiligenhaus war mir bekannt, ich fand es aber reizvoll, also hab ich es mir doch angehört. Ich mag den Abstiegskampf, kenn mich damit aus und eine weitere Motivation ist, es mir selbst zu beweisen. So eine große Herausforderung erfolgreich zu bestehen, das wäre ein Ausrufezeichen. Außerdem ist Deniz Top (langjähriger Spieler und Trainer, Anm. d. Red.) ein guter Freund von mir und konnte mir nur Positives berichten. Also bin ich hier.
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Die Hinrunde war von Misserfolgen, späten Gegentreffern und Verletzungssorgen geprägt. Der Zustand der Mannschaft dürfte dementsprechend schlecht gewesen sein, wie packt man das an?
Das Selbstvertrauen war völlig weg nach so vielen Rückschlägen, eine Spirale nach unten. Ich habe versucht, die Jungs viel über Einzelgespräche aufzubauen und ihnen den Glauben an die eigene Stärke zurückzugeben. Denn Potenzial hat diese Mannschaft auf alle Fälle, das hat man sofort in den Trainingsspielen gegen die zweite Mannschaft gesehen. Der Tabellenstand entspricht nicht dem wahren Leistungsvermögen, da bin ich sicher. Das wollen wir aus den Spielern herauskitzeln und sie auch daran erinnern, dass sie super Fußball spielen und auch Spiele gewinnen können.
Sie konnten schon vor der Pause zwei Spiele betreuen, beide gingen in den Schlussminuten jeweils 1:2 verloren. Wichtige Erkenntnisse konnten Sie sicher dennoch daraus ziehen. Welche?
Wir haben in den Spielen zwar nichts geholt, aber wir waren jeweils nah dran. Das hat auch die Mannschaft gesehen. Durch Hand auflegen geht es aber nicht, sondern nur durch harte Arbeit. Die Jungs haben meine Ideen auch von Anfang an super umgesetzt, sind ausnahmslos mitgezogen und wir hatten schnell einen guten Draht zueinander. Das Wichtigste ist es, für die Rückserie körperlich in Topform zu kommen. Die späten Gegentore kamen ja nicht nur aus Pech, sondern weil die Körner fehlten und dadurch die Konzentration. Grundsätzlich gab es zu viele Gegentore, der Laden muss dicht gemacht werden. Denn was die Hinrunde auch gezeigt hat ist, dass diese Mannschaft immer für Tore gut ist. Quarantäne und Corona hat uns zwar jetzt im Januar ein paar Einheiten gekostet, aber wir sind auf einem guten Weg, auch taktisch. Einen hohen Stellenwert hat für mich auch der Teamgeist. Ich will, dass wir durch die Bank weg eine Einheit sind. Von den A-Junioren bis zu den erfahrensten Spielern.
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Für welchen Fußball steht denn Daniel und lässt sich dieser mit Heiligenhaus umsetzen?
Am liebsten spiele ich offensiven Fußball, aber man muss natürlich auch auf den Kader schauen und kann seine Ideen nicht blind durchdrücken. Das System muss, gerade als Trainer, der unter der Saison dazukommt, erstmal an die Mannschaft angepasst werden. Was bringt es zum Beispiel, auf Flügelspiel zu setzen, wenn das Tempo fehlt? Die vielen Gegentore und die offensive Qualität habe ich ja bereits angesprochen. Da gilt es, nun die gesunde Balance zu erarbeiten und zwei drei Systeme einzustudieren, um auch je nach Gegner variabel zu sein. Ich will das Team ja auch nicht ihrer Stärken berauben.
Zwei richtungsweisende Spiele zum Auftakt der Bezirksliga
Nicht weniger als zehn Punkte müssen aufgeholt werden, in Gestalt des SC Sonnborn und des SC Frintrop geht es direkt zum Auftakt gegen den Dritt- und Vorletzten. Sind das schon die entscheidenden Spiele?
Es ist auf jeden Fall eine gefährliche Ausgangslage. Auch wenn der Drops bei zwei Niederlagen noch nicht gelutscht ist, sind das richtungsweisende Partien, ganz klar. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und die Vorbereitung gut nutzen, um in Testspielen auch mal wieder das Gewinnen zu lernen. Da sind wir dran und werden fit und auf der Höhe sein, wenn es losgeht. Wir haben es selbst in der Hand, den Start positiv zu gestalten und die Konkurrenz unter Druck zu setzen.