Bremerhaven. Deutscher Vizemeister wird die Lateinformation des 1. TSZ Velbert in Bremerhaven. Doch danach verkündet die Trainerin den Rückzug aus der Liga.

Diese Deutschen Meisterschaften der Lateinformationen werden wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Nicht in erster Linie wegen des sportlichen Ausgangs, denn da war der inzwischen 16. nationale Meistertitel für den Grün-Gold-Club Bremen beileibe keine Überraschung. Wohl aber wegen der Geschehnisse gleich im Anschluss an die Siegerehrung in der Stadthalle von Bremerhaven. Astrid Kallrath, Trainerin des 1. TSZ Velbert, das eben erst die Trophäe für dem DM-Vizetitel entgegengenommen hatte, verkündete ihren Rücktritt und zugleich auch den Rückzug der Velberter aus der Latein-Bundesliga.

Das war ein gewaltiger Paukenschlag, mit dem so nicht zu rechnen war und der das Präsidium des Deutschen Tanzsport-Verbandes (DTV) noch eine ganze Weile beschäftigen dürfte. Denn die Beweggründe, die die langjährige und anerkannte Trainerin und Choreographin des mehrfachen deutschen Vizemeisters, der am Samstagabend als einzige der übrigen acht Formationen in der Lage war, dem Branchenprimus zumindest ein wenig auf die Pelle rücken und ihm den Platz streitig zu machen, werfen gewiss auch kein gutes Licht auf den DTV.

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Nationaler Verband entzog den Velbertern 2020 die DM-Ausrichtung

Wie Astrid Kallrath unmittelbar nach dem Turnierende über die Sozialen Medien verkündete, sei die Entscheidung über den Rückzug aus der Bundesliga schon im Herbst des vergangenen Jahres entstanden. Grund für den weitreichenden Beschluss war die Tatsache, dass der DTV den Velbertern die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft 2020 im September entzogen hatte und sie stattdessen an Erzrivale GGC Bremen weiterreichte. Seinerzeit hatte Verbands-Präsidentin Heidi Estler als Begründung genannt, dass man es dem nur 45 Mitglieder zählenden Verein nicht zutraue, die finanziellen und logistischen Rahmenbedingungen für ein so großes Turnier zu schaffen.

Ihren Rücktritt als Trainerin erklärte Astrid Kallrath noch am Samstagabend - und ebenso den Rückzug ihres 1. TSZ Velbert aus der Latein-Bundesliga.
Ihren Rücktritt als Trainerin erklärte Astrid Kallrath noch am Samstagabend - und ebenso den Rückzug ihres 1. TSZ Velbert aus der Latein-Bundesliga. © Oliver Schinkewitz | Oliver Schinkewitz

Die Velberter Trainerin bekräftigte, dass ihre Entscheidung „rein gar nichts mit dem Ergebnis dieser Deutschen Meisterschaft“ zu tun habe. Vielmehr habe die Art und Weise, wie der Tanzsport-Dachverband vor Jahresfrist mit dem 1. TSZ umgesprungen sei, tiefe Wunden hinterlassen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Obwohl mit den Velbertern und Aufsteiger TTC Rot-Weiß-Silber Bochum gleich zwei Formationen aus NRW der Eliteklasse 2022 im Bereich Latein angehören werden, findet keines der Bundesliga-Turniere in diesem Bundesland statt - dafür aber gleich zwei in Bremen bzw. in Bremerhaven zu Beginn des neuen Jahres.

Als Nachrücker wird nun wohl TSG Bremerhaven neben Bremen die WM tanzen

„Unsere immerwährende Motivation haben wir schon lange aus uns selbst gezogen, nicht aus den Turnierergebnissen“, führt Kallrath in ihrem Facebook-Post weiter aus. Sie und ihr Team hätten im Laufe der Jahre „viele merkwürdige und nicht nachvollziehbare Turnierergebnisse erlebt“ und davon frei gemacht, sich damit länger als nötig auseinanderzusetzen. Die Mannschaft sei immer weiter zusammengewachsen, eine homogene Einheit geworden, die „mit unglaublichem Herzblut“ ihrem Sport nachgehe. „Was wir allerdings im Zuge der letztjährigen DM-Ausrichtung erlebt haben, hat nichts mit subjektiv empfundenen Turnierergebnissen zu tun, sondern war schwarz auf weiß nachweisbar und übersteigt unser Maß an Akzeptanz in Bezug auf erträgliche Unsportlichkeit“, so die deutlichen Worte der 53-Jährigen, die seit Juli 1996 als Trainerin für das 1. TSZ Velbert arbeitete.

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Die übrigen Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft fielen ob dieser Sensationsnachricht quasi aus allen Wolken. Noch am späten Abend vor laufenden TV-Kameras wurde Horst Beer, Latein-Bundestrainer und Vorsitzender der TSG Bremerhaven, die am Samstag hinter Bremen und Velbert Dritter geworden war, mit der Mutmaßung konfrontiert, dass sein Team nun neben dem Grün-Gold-Club die deutschen Farben im Dezember bei der Weltmeisterschaft vertreten würde. „Das muss jetzt erst vom Verband geklärt werden, ich kann dazu noch gar nichts Näheres sagen“, so Beer. Die WM wird im Übrigen vom zehnfachen Weltmeister GGC Bremen ausgerichtet. Die Velberter selbst wurden in besagtem TV-Bericht nicht zu ihrem Rückzug befragt.

Das DM-Ergebnis:

1. GGC Bremen (A)

2. 1. TSZ Velbert

3. TSG Bremerhaven

4. Blau-Weiß Buchholz

5. Latin Team Kiel

6. GGC Bremen (B)

7. TSC Residenz Ludwigsburg

8. TSG Backnang

9. TTC Rot-Weiß-Silber Bochum