Velbert/Hamburg. Andre Henning trainiert in Tokio die kanadische Nationalmannschaft. Auch als Bundesliga-Coach ist der gebürtige Velberter erfolgreich.

Die olympischen Spiele in Tokio gehen diesmal ohne Velberter Sportler über die Bühne. Ein Ex-Velberter, der zudem in der niederbergischen Sportszene bestens bekannt ist, ist allerdings dabei – und das sogar als Nationaltrainer: Andre Henning, der frühere Spieler und Jungtrainer des HC Velbert.

Henning hat nämlich vor einem halben Jahr die kanadische Nationalmannschaft übernommen. Derzeit ist er mit den Nordamerikanern in Hamburg, wo die deutsche Nationalmannschaft eine Testspielserie organisiert. Zweimal steht auch das Duell zwischen dem deutschen und dem kanadischen Team an – ein Vergleich mit Generalproben-Charakter, denn beide Mannschaften wurden für Olympia der gleichen Vorrunden-Gruppe zugelost.

Vor ein paar Wochen mit Rot-Weiss Köln Deutscher Meister

Bei den Begriffen Hockey und Kanada fällt dem Sportsfreund meist Eishockey ein, die Kombination Henning und Hockey bedeutet allerdings klassisches Hockey auf dem Feld und in der Halle. Hier hat es Andre Henning schon zu etlichen nationalen und internationalen Titeln gebracht. Vor ein paar Wochen wurde er mit Rot-Weiss Köln Deutscher Meister.

Den Erfolgsweg beschritt er bereits zu seiner Velberter Zeit, in der er sich, wie manch andere Spielerin und Spieler des HCV auch, dem in der Bundesliga beheimateten Nachbarn Uhlenhorst Mülheim zuwandte. Hier holte er als Jugendtrainer seine ersten Deutschen Meisterschaften.

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Es blieb nicht aus, dass die Uhlen ihn schließlich zum Trainer ihrer Bundesliga-Herren machten, mit denen er auch tatsächlich die ersehnte Deutsche Meisterschaft gewann. Längst war der Deutsche Hockey-Bund auf den jungen Trainer zugekommen, so übernahm Henning zusätzlich zu den Uhlen die U 21-Nationalmannschaft, um sie auf die WM vorzubereiten

Dabei hielt der gebürtige Velberter stets Kontakt zu seinem Heimatverein HC Velbert, für den er sich weiter nach Kräften engagierte. So auch als Mitarbeiter der WAZ-Lokalsportredaktion, für die er, zumindest wenn es um HCV-Berichte ging – immer noch regelmäßig arbeitete.

Und stand mal ein Testspiel seiner U 21 gegen Indien auf dem Plan, dann sorgte er dafür, dass dieses Länderspiel auf der HCV-Anlage an der Poststraße ausgetragen wurde und er machte persönlich kräftig bei Presse, Funk und Fernsehen Werbung dafür.

Historisches Bild: Andre Henning als junger Spieler des HC Velbert an der Poststraße an Ball und Schläger.
Historisches Bild: Andre Henning als junger Spieler des HC Velbert an der Poststraße an Ball und Schläger. © WAZ | Foto: Uwe Vogler

Er hatte jedenfalls eine gute Test- und Trainingsstrategie gewählt, denn mit den deutschen U 21-Junioren wurde er ein paar Monate nach dem Spiel in Velbert tatsächlich Weltmeister.

Seither fährt Henning praktisch zweigleisig, neben seiner Arbeit als Bundesliga-Trainer wirkt er für das eine oder andere Nationalteam. So widmete er sich nach den Junioren der deutschen Damen-Mannschaft, er war Co-Trainer der „Danas“, die übrigens im Jahre 2018 ebenfalls einige Länderspiele an der Poststraße austrugen.

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Zu dieser Zeit, in der er bereits in Köln eingestiegen war, nahm die Anzahl seiner Berichte für die Sportredaktion dann allerdings doch stark ab. Manchmal klappte es noch, dann gab es „Berichte aus dem Verbandskasten“, wie er seine Geschichten im Spielerjargon überschrieb. Zuletzt stand in den Mails aber mitunter nur die kurze Mitteilung: „Kann nicht über die Verbandsliga berichten, bin mit der Nationalmannschaft unterwegs.“

Das ist er jetzt gerade auch. Nachdem er mit dem Endspielsieg über seinen Ex-Vereins Uhlenhorst Mülheim die Deutsche Feldhockeymeisterschaft gewonnen hat, konzentriert er sich auf seine Aufgabe als kanadischer Nationaltrainer. Für zwei Testspiele gegen Deutschland ist er gerade in Hamburg, die erste Partie ging am Sonntag mit 0:5 verloren, die zweite steigt am heutigen Donnerstag.

Der Meistertrainer als Außenseiter

Anders als bei seinen Bundesliga-Engagements ist der gebürtige Velbert diesmal kein Titelanwärter. „Man merkt uns schon noch an, dass uns die Routine gegen große internationale Gegner noch fehlt“, sagte er nach dem ersten Spiel.

Seine Perspektive für Tokio: „Wir müssen jetzt in unsere Abläufe kommen. Bei Olympia sind wir mit den europäischen Top Vier, Belgien, Niederlande, Deutschland und Großbritannien, in unserer Gruppe natürlich absoluter Außenseiter. Südafrika wollen wir unbedingt schlagen, und vielleicht gelingt uns ja eine Überraschung gegen eines der Top-Teams, um ins Viertelfinale zu kommen.“

Schließlich soll Kanada keineswegs im Verbandskasten der olympischen Spiele landen.