Velbert. Der Stadtsportbund bedauert, dass er zum ersten Mal seit 40 Jahren nicht mehr im Rathaus vertreten ist, will aber weiter Gas geben
Das war Balsam für den Velberter StadtSportbund. Auf der Jahreshauptversammlung im Sommer lobte Bürgermeister Dirk Lukrafka den SSB noch ausdrücklich: „Der Sportbund hat viel Gas gegeben, um sich bei der Stadt für die Vereine einzusetzen.“
Das möchte der SSB auch weiterhin, nur sieht er sich darin derzeit durch einige Tendenzen in der Stadtpolitik nicht gerade ermutigt. In der kommenden Sitzungsperiode ist der SSB nicht mehr als beratendes Organ im Rathaus vertreten.
„Seit ich hier bin, hat es das noch nicht gegeben“, sagt Peter Blau gegenüber der WAZ, seit über einem Jahrzehnt Vorsitzender des Velberter StadtSportbundes, der dazu auch eine öffentliche Stellungnahme herausgebracht hat.
Ein Novum im Kreis Mettmann
Darin geht der SSB noch weiter in die Historie: „Nach über 40 Jahren als beratendes Mitglied im Sportausschuss der Stadt ist der Stadt-Sport-Bund Velbert im neuen Ausschuss für Kultur- und Sportförderung nicht mehr vertreten. Dies ist im Kreis Mettmann ein Novum.“
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Dass die Ratsmehrheit nach den Kommunalwahlen beschloss, den Sportausschuss abzuschaffen und sportliche Angelegenheiten in den Ausschuss für Kultur- und Sportförderung zu verlegen, hatte der SSB bereits scharf kritisiert.
Im Sportausschuss war der SSB Velbert stets wie selbstverständlich vertreten. „Das war üblich, auch wenn es nirgends festgeschrieben war und es war eine gute Sache“, sagt Blau.
Von der Mehrheit im Rat überstimmt
Die CDU-Fraktion setzte sich per Antrag, den SSB in neuen Kultur- und Sportausschuss als beratendes Mitglied aufzunehmen, für die traditionsreiche Praxis ein. Sie wurde aber von der Mehrheit der Ratsfraktionen überstimmt. Damit ist der SSB im Rathaus praktisch außen vor.
„Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Ich habe aber den Eindruck, dass man im Rat künftig gar keine beratenden Mitglieder mehr haben will. Mit uns hat jedenfalls keiner gesprochen“, erklärt Peter Blau.
Jedenfalls wird übereinander gesprochen. So unterstellten die Grünen dem SSB-Vorstand Hans-Werner Mundt und dem vormaligen Ausschuss-Vorsitzenden Michael Schmidt, „sie versuchen verstärkt, als Konsequenz den Untergang des Breitensports in Velbert herbeizureden“ (Zitat Homepage Die Grünen in Velbert), weil sie die Neuorganisation der Ausschüsse kritisiert hatten.
Und zum Antrag auf Mitgliedschaft als beratendes Mitglied sei im Rat der Kommentar gefallen: „Dann könnte ja auch jeder Bienenzuchtverein darauf drängen, dabei zu sein“, prangert der SSB in seiner öffentlichen Stellungnahme an.
Solche Äußerungen sind gegenüber einer Organisation, die sich nicht für sich, sondern für die Belange von 80 Vereinen mit rund 20 000 Mitgliedern einsetzt, wenig respektvoll. Das kann der Vorsitzende allerdings verkraften. Sorgen bereiten ihm eher die praktischen Auswirkungen.
SSB muss Informationsdefizit einkalkulieren
„Als wir mit im Ausschuss saßen, waren wir bei allen Tagesordnungspunkten dabei. Auch beim nicht öffentlichen Teil, der ja nun oft sehr wichtig ist“, erklärt Peter Blau. Nun müsse der SSB ein erhebliches Informationsdefizit einkalkulieren.
Er rechnet damit, dass sich die Arbeit künftig schwieriger gestalte - was das SSB-Team freilich nicht davon abhalte, sich weiter für den Velberter Sport einzusetzen.
„Ich haben gerade einen Antrag an den Immobilen-Verband und den Vorsitzenden des Kultur- und Sportausschuss geschickt: Die Stadt möge die Vereine in Corona-Zeiten entlasten, bei Gebühren zum Beispiel für Jugendräume, Lager usw.“, sagt Peter Blau.
Wobei er durchaus etwas Enttäuschung über die Entwicklung der letzten Wochen durchklingen lässt, wenn er anfügt: „Ob dabei was herauskommt, kann ich nicht sagen.“ Dennoch: Für die Sportvereine werde er weiter Gas geben.