Velbert/Wülfrath. Robin Hilger spielt nach einem Jahr Verletzungspause seine erste Partie für Oberligist SSVg. Seinen letzten Einsatz hatte er 2019 für Nachbar SC

So läuft das in der Saisonvorbereitung, da ist der Anpfiff auch schon mal um 11 Uhr am Vormittag. „So früh bin ich zuletzt in der A-Jugend aufgelaufen“, meinte Robin Hilger, Stürmer der SSVg Velbert. Aber für dieses Spiel wäre er wohl auch um Mitternacht aufgelaufen, denn darauf hat er länger als ein Jahr gewartet.

Mit seinem Einsatz in der Testpartie des Oberligisten beim Landesligisten 1. FC Wülfrath feierte einer der besten Velberter Torjäger der letzten Jahre gleichzeitig eine Premiere und ein Comeback.

Es war nämlich sein erster Einsatz für die SSVg Velbert – für die er bereits seit einem Jahr unter Vertrag steht und für die er nun in seine zweite Saison geht. Aber eine schwere Knie-Verletzung hatte ihn lange außer Gefecht gesetzt. Es war ein schwerer Schlag für ihn, aber auch für die SSVg, die große Hoffnungen auf Hilger gesetzt hatte, als sie den Stürmer vom Nachbarn und Ligagefährten SC Velbert holte.

Derbykönig wechselt die Seiten

Als der Wechsel mitten in der Rückrunde 2018/19 bekannt wurde, wirbelte er Staub auf. Hilger, der umworbene und erstklassige Torjäger, wechselt ausgerechnet zum Lokalrivalen – gegen den kurz darauf, so wollte es der Spielplan, auch noch das Stadtderby vor über 2000 Zuschauern gespielt wurde.

Robin Hilger behielt damals kühlen Kopf, er lief im Velberter Derby gegen seinen künftigen Verein auf und entschied das große Spiel dann auch noch mit seinem Treffer zum 1:0. „So lange ich für den SC spiele, setzte ich mich für ihn zu hundert Prozent ein. Ab der neuen Saison gilt das dann für die SSVg“, meinte der Stürmer nach dem Abpfiff.

Verzögerter Seitenwechsel: Erst ein Jahr, nachdem Robin Hilger (li.) vom SC zum Nachbarn SSVg (hier mit Max Wagener) gewechselt ist, kann der Stürmer auch für die Blauen auflaufen
Verzögerter Seitenwechsel: Erst ein Jahr, nachdem Robin Hilger (li.) vom SC zum Nachbarn SSVg (hier mit Max Wagener) gewechselt ist, kann der Stürmer auch für die Blauen auflaufen © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Diese Einstellung ist auch ein Beleg für seinen sportlichen Charakter, den er auch schon beweisen hatte, als er einmal für den SC Velbert einen Fairnesspreis des DFB gewonnen hatte.

Allerdings konnte Robin Hilger dann lange keine hundert Prozent für die SSVg geben, denn ein paar Wochen nach dem denkwürdigen Derby wurde er in einer Oberliga-Partie gefoult und übel am Knie verletzt.

Alles was nicht passieren sollte, passierte

„Alles, was nicht passieren sollte, kam auf einmal: Meniskus- und Knorpelschaden, Knochenabsplitterung“, erinnert sich der SSVg-Vorsitzende Oliver Kuhn.

Statt in Fußballschuhen ging Hilger auf Krücken in die Saison 2019/20, die ihm eine lange sportliche Leidenszeit mit Reha- und Aufbau-Maßnahmen brachte, eher er sich langsam vom Lauftraining zurück ins Mannschafts-Training arbeitete. Nun stand er wieder mit der Mannschaft auf dem Platz – im ersten Testspiel der neuen Saison gegen den Landesligisten 1. FC Wülfrath.

Es ist gleich ein Härtetest, denn SSVg-Trainer Marcus John lässt Hilger die kompletten 90 Minuten durchspielen – der langen Zwangspause und den schwülen Temperaturen, die auch schon um 11 Uhr in der Frühe drücken, zum Trotz.

Hilger besteht den Test, er hält die 90 Minuten durch und spielt gut. Er schießt zwar noch kein Tor, bereitet aber das 1:0 durch Massimo Mondello und das 2:0 durch Robert Nnaji vor. „Manches fühlt sich noch etwas ungewohnt an, aber ich bin froh, dass ich wieder spielen kann“, meinte Hilger.

Auch körperlich ist er wieder voll da, ein neues elektronisches Gerät, das der Trainerstab erstmals einsetzte, ermittelte: Hilger hat sogar die beste Laufleistung seines Teams hingelegt. Gut zehn Kilometer war er unterwegs. Ganz ohne Blessuren ging es allerdings nicht ab, weshalb Trainer John den Stürmer für das tags darauf angesetzte Testspiel gegen Westfalia Herne schonte.

Hilger hatte sich in Wülfrath nämlich einen Bluterguss zugezogen – aber der wird deutlich schneller verheilen, als gewisse Knie-Verletzungen.