Heiligenhaus. Von 100 auf 0: Die Topsportler des Golfclubs Hösel „leiden sehr unter den Beschränkungen“ - und hoffen auf ein Überdenken beim DGV.

Die wunderschöne, große parkähnliche Landschaft beim Golfclub Hösel ist aufgrund des Coronavirus total verwaist, wo sich sonst gerade im Frühjahr bei herrlichstem Sonnenwetter die ersten Golfer auf der Driving Range, dem Übungsfeld für Abschläge, oder an Loch 1 auf dem Süd- beziehungsweise Nordplatz in Hösel treffen, um die Saison zu eröffnen, um Schlag und Schwung zu üben, damit sich das für den Golf Club Hösel erfolgreiche Jahr 2019 in 2020 möglichst fortsetzt.

Durch die Kontaktbeschränkungen und behördlichen Anordnungen ist auch der Platz des Golfclubs Hösel gesperrt, die Saisoneröffnung vom 29. März wurde auf unbestimmte Zeit verschoben und der Termin der anberaumten Mitgliederversammlung bis auf Weiteres ausgesetzt.

Vielen Golfern fällt es schwer, diese Platzsperrung und Einschränkung zu akzeptieren, können doch Parks zum Joggen und Spazierengehen in Kleinstgruppen zu zweit oder alleine aufgesucht werden. Aber alle folgen den Weisungen des Vorstandes und beachten die aufgestellten Verbotsschilder, so dass die Natur, die diesen zweimal 18-Loch-Platz mit insgesamt 160 Hektar in Hösel zu einem Kleinod macht, ohne die begeisterten Golfer aus der Region von Essen bis Düsseldorf und darüber hinaus zum Leben erwacht.

Die Pause fällt den Golfern schwer

​Die Platzanlage und das Clubhaus vom Golfclub Hösel ​sind verwaist.​
​Die Platzanlage und das Clubhaus vom Golfclub Hösel ​sind verwaist.​ © Gaby Mischke

Dabei könnte ein wenig Sport doch helfen, diese Zeit der Isolation einhergehend mit Kontaktverboten und oft auch Verbannung ins Homeoffice unbeschadet zu überstehen.

Für Hobbygolfer ist es schon schwer zu ertragen, nicht den Schläger zu schwingen, wenn draußen die Sonne scheint, man Zeit für das erste Spiel hat und nach der Winterpause der Golfplatz für die kommende Saison wunderbar präpariert ist.

Wie überstehen dann die so erfolgreichen Spieler*innen des Clubs wie zum Beispiel Nina Birken, Vizeeuropameisterin AK 30 und Deutsche Meisterin AK 30 oder Jonas Baumgartner, Vizeeuropameister mit dem Junior Team Germany oder die Mitglieder der Herrenmannschaft, die sich in der 1. Bundesliga etabliert hat, diese Zeit?

Das sagen die Spitzensportler des Golfclubs Hösel

„Die jetzige Situation ist sehr schwierig, alle Mitglieder der Höseler Damenschaft leiden sehr unter der Beschränkung“, sagt Nina Birken.

„Es ist einfach schwer, sich selbst immer wieder zu motivieren. Nach einem intensiven 12-tägigen Training im Februar in Abu Dhabi zur Vorbereitung auf die Spielzeit und die anstehenden Turniere ist man nun quasi auf Null gesetzt. Zwar versucht jede, ein wenig zu trainieren, zum Beispiel das kurze Spiel - im Garten von einer Fußmatte in einen Korb zu pitchen, der 20-40 Meter entfernt steht, oder auf der Puttmatte einzulochen, aber es fällt sehr schwer, die langen Schläge zu üben“, so Birken.

Ein Netz sei zwar bestellt, die Lieferung lasse aber auf sich warten. Hinzu kommt zu Hause Fitnesstraining, drei Mal die Woche unter Leitung von Simon Teichmann. „Das geht ja Gott sei dank auch per Skype oder Video - und der Schwung beim Abschlag wird nach wie vor, wenn nun auch per Video, vom Trainer korrigiert“, sagt Birken.

Das Ziel ist der Verbleib in der 2. Bundesliga

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Aber die Saison hat eigentlich begonnen, im April sollten die ersten AK 30 Liga Spiele und Anfang Mai dann die DGL-Spiele (Deutsche Golf Liga) stattfinden.

„Es tut weh, wenn man dann nicht auf dem Golfplatz - und sei es alleine oder zu zweit - spielen kann. Wie es weitergehen wird, weiß heute noch niemand. Die Regelungen, die vom Präsidium des Deutschen Golf Verbandes veröffentlicht wurden, sehen leider nicht vor, dass bei Nichtstattfinden des ersten Spieltages im Mai dieser Termin im August nachgeholt wird. Im Sinne der Fairness wäre es besser, wenn dies noch einmal überdacht werden würde, denn dafür wurden ja die Nachholspieltage definiert“, hofft Birken auf eine neue Lösung.

Das Ziel für ihre Mannschaft ist in diesem Jahr der Platzerhalt in der 2. Bundesliga und perspektivisch zusammen mit den drei neuen jungen Mannschaftsmitgliedern ein Aufstieg in die 1. Bundesliga, in ein bis zwei Jahren.

Sie selbst möchte ihr kurzes Spiel weiter verbessern und ihren Schwung perfektionieren. Auf jeden Fall vermisst sie die 12 „Mädels“ der Frauenmannschaft sehr, trotz aller Kontakte per Skype und Internet. Es ist einfach etwas anderes, zusammen über den Platz zu gehen und sich miteinander zu messen, miteinander Spaß zu haben.

Jonas Baumgartner misst sich mit seinen Nationalkader-Kollegen

Im Garten der Eltern von Jonas Baumgartner sind Netz und Matten aufgebaut, so dass auch hier weiterhin Golfschläge „geübt“ werden können. Aber der Garten ersetzt keinen Golfplatz trotz variationsreichem Putten auf der Matte, trotz Schwungkorrektur durch den Trainer per Video und Schlagmessungen mit der Trackman-Technik.

Vom Nationalkader werden wöchentliche Übungsprogramme vorgeschlagen, die täglich zu absolvieren sind und sowohl Golf- als auch Fitnessaufgaben enthalten. Unter den zehn Spielern des Kaders wird dann wöchentlich eine Rangliste erstellt, die anspornt und ein Feedback ermöglicht.

Baumgartners Weg führt in die USA

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Aber befriedigen tut dies alles nicht, denn nach dem Winter, den Golfer häufiger auf der Driving Range als auf dem Platz verbringen, hatte sich Jonas Baumgartner zusammen mit seinem Trainer auf das intensive Training auf dem Platz gefreut und vorbereitet.

Nun sind internationale Turniere bereits abgesagt worden, auf die er sich sehr gut vorbereitet hatte, - und das im letzten Jahr des Spiels in der Juniorenmannschaft. Jonas Baumgartner macht gerade sein Abitur, in Sport, Englisch, Mathematik und Geographie.

Danach wird er im August in die USA gehen und am Oklahoma State-College studieren, einem sehr renommierten College, das insbesondere Golfspieler intensiv fördert. Auch er sieht die Regeln zu Durchführung des Ligabetriebes kritisch.

„Die Durchführung des Ligabetriebes unter den Corona-Pandemie-Bedingungen nach Veröffentlichung der Regeln des DGV bedingen, dass unter Umständen aus zwei Spieltagen die Qualifikation ermittelt wird. Es wäre gewiss im Sinne aller, wenn dies noch einmal überdacht werden und einige Turniere - und sei es ohne Zuschauer, ohne Caddies - stattfinden würden“, so Baumgartner, der voraussichtlich vier Jahre am College in der Nähe von Stillwater in den USA bleiben wird.

Wie kann es weitergehen?

Zum besseren Verständnis: Die Beschlüsse des DGV-Präsidiums (DGV-Deutscher Golfverband) sehen vor, dass der 1. Spieltag, sollte er am 16./17. Mai nicht stattfinden können, ersatzlos gestrichen wird. Darüber entscheidet das Präsidium fünf Wochen vor dem Spieltag.

Sollten alle Spieltage, also auch die im Juni nicht stattfinden können, fällt der Liga-Betrieb komplett aus. Für die Ermittlung der Deutschen Meister sollen dann gegebenenfalls im Juli und August Qualifikationsturniere ausgetragen werden. Hierüber entscheidet der DGV aber noch konkret.

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