Geilenkirchen/Velbert. Florian und Tobias Bonn gehören seit Mai zum Team von Bundesligist 1. TSZ Velbert. Am Samstag startet der Titelverteidiger mit großen Ambitionen
„Wir haben ein großes Ziel, den Titel in der Bundesliga - dafür werden wir alles geben.“ Dieser Satz von Tobias Bonn hätte auch aus dem Mund seines zwei Minuten jüngeren Zwillingsbruders Florian kommen können. Denn die beiden Geilenkirchener eint nicht nur ihr Alter und ihr Aussehen, sondern auch die Leidenschaft für den Tanzsport. Jahrelang eher in Einzel-Turnieren aktiv, gehören die beiden 26-Jährigen seit Mai 2019 der Lateinformation des 1. TSZ Velbert an, die am Samstag (ab 19 Uhr; Arena Kreis Düren) als Titelverteidiger in die Bundesliga-Saison starten wird.
„Das ist ganz komisch, aber wir haben uns von der ersten Trainingseinheit an bei der Mannschaft wie zu Hause gefühlt. Die sind da alle genau so verrückt wie wir“, sagt Tobias Bonn und grinst breit. Beide haben ihre tanzsportlichen Wurzeln in der Kaiserstadt Aachen, machten dort ihre ersten Schritte beim TSC Schwarz-Gelb, dem sie bis heute noch angehören. „Wir waren acht Jahre alt, als unsere Eltern damals zu einem ihrer Tanzkurse mitgenommen haben - dabei wurden wir wohl infiziert“, sagt Florian Bonn. Immer tiefer knieten sich die eineiigen Zwillinge bald in die Materie hinein, hatten offenbar auch eine gehörige Portion Talent mitgebracht - und fanden sich irgendwann beide mit ihren Partnerinnen in der S-Klasse wieder, der höchsten Kategorie des Amateurtanzsports.
Die Bonn-Brüder betreiben eine Fahrschule
Wegen Abitur und Ausbildung (beide sind inzwischen Fahrlehrer, betreiben seit dem vorigen Jahr als Selbstständige eine gemeinsame Fahrschule) mussten sie zwischendurch kürzer treten, doch als bei ihrem Aachener Club eine Formation gegründet wurde, stießen die Bonn-Zwillinge bald zum Kader, tanzten dort in der Ober-, dann in der Regionalliga.
Wie es der Zufall so wollte, suchte Tobias Bonn im vergangenen Jahr eine neue Einzeltanzpartner und verabredete sich zu einem Probetraining mit Lara Jürgens, die für die Velberter in der Bundesliga tanzt. So kam eins zum anderen - wenig später landeten die Zwillingsbrüder in einer Velberter Sporthalle, mussten sich dort unter der Regie der gestrengen Trainerin Astrid Kallrath mit den hochkomplexen choreographischen Abläufen eines internationalen Top-Teams vertraut machen.
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„Natürlich war das anfangs eine Umstellung. Es ist schon ein gewaltiges Pensum, was dort verlangt wird“, denkt Tobias Bonn vor allem an die knüppelharten Trainingslager und die intensive Zeit vor der Deutschen Meisterschaft in Hamburg und der Weltmeisterschaft in Bremen - jeweils mit beinahe täglichen Trainingseinheiten. „Das muss man mit dem Job erstmal alles unter einen Hut bekommen“, sagt Florian Bonn. Normalerweise wechseln sich die Zwillinge unter der Woche mit dem Training in Velbert ab, sind samstags und sonntags aber beide vor Ort.
Trainerin Astrid Kallrath lobt die Zwillinge
„Vor der WM haben wir die Fahrschule mal zugemacht - unsere Schüler hatten dafür aber Verständnis, haben sich das Turnier sogar im Fernsehen angeschaut und davon Bilder gepostet“, berichtet Florian Bonn.
„Wir haben schnell gemerkt, dass es beim Formationstanzen nicht nur darum geht, möglichst schnell von A nach B zu kommen“, sagt sein Bruder Tobias. Höchstschwierigkeiten wie rechtsdrehende Bodenpirouetten erforderten immensen Trainingsfleiß. „Die Jungs sind beide enorm ehrgeizig und auch schon mal sehr emotional. Wenn da was nicht gleich klappte, hämmerte auch schon mal einer von ihnen mit den Händen gegen die Hallenwand“, so Trainerin Astrid Kallrath. „Das Formationstraining vor allem hier bei einem Erstliga-Spitzenteam wie in Velbert ist schon was Besonderes, unsere Choreographie hat einen sehr hohen Anspruch. Wenn ich nur an den ersten Jive denke - das ist schon verrückt, was Astrid da verlangt“, flachst Tobias Bonn.
Die Trainerin hatte im Übrigen schnell den Bogen bei den Zwillingen ‘raus, konnte Florian und Tobias bald unterscheiden. „Wir haben ja auch recht verschiedene Tanzstile“, erklärt Florian. Nur ihre Tanzpartnerinnen Milena Kwapich und Sarah Dickel, die nehmen die 26-Jährigen ganz gern mal auf die Rolle.
Abschluss-Turnier der Bundesliga in der Klingenhalle
Mit dem Turnier in der Arena Kreis Düren (18. Januar, ab 19 Uhr) beginnt die neue Saison der fünf Wettbewerbe umfassenden Latein-Bundesliga. Im vergangenen Jahr gewann das 1. TSZ Velbert zum Auftakt in Solingen und holte sich später den Titel.
Die weiteren Turniere finden statt in Bremerhaven (1. Februar), in Bremen (15. Februar), in Buchholz (29. Februar) sowie zum Abschluss wieder in der Solinger Klingenhalle (14. März). Dort wird das 1. TSZ Velbert wieder als Ausrichter fungieren.