Hamburg/Velbert. Genau 0,2 Punkte trennen das Lateinteam des 1. TSZ Velbert vom Grün-Gold-Club aus Bremen. Kurz vor dem Auftritt streikt das Computersystem.

So nah dran waren sie noch nie, die Formationstänzer des 1. TSZ Velbert. Nur die Winzigkeit von 0,2 Punkten fehlte dem Lateinteam um Trainerin Astrid Kallrath bei den Deutschen Meisterschaften. Der Grün-Gold-Club aus Bremen war einmal mehr nicht zu schlagen – jetzt soll am 7. Dezember bei den Weltmeisterschaften an der Weser der nächste Versuch gestartet werden.

Wir haben ein tolles Turnier getanzt. Die Mannschaft war auf den Punkt topfit und hat sehr gute Leistungen abgerufen“, so das erste Fazit von Astrid Kallrath. Auf das neue Velberter Konzept mit dem Titel „No Limit“ habe es in Hamburg „überwältigende Resonanz“ gegeben. Auch das war etwas, das die Trainerin gerne mitnahm für die bevorstehende Saison.

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„Unsere Choreographie ist interessant, kurzweilig, voll mit neuen Dingen, die es in der Form zuvor noch nicht gegeben hat“, so die 51-Jährige. Bei der Turnier-Feuertaufe für das rund sechsminütige Lateinprogramm vor gut 4500 Zuschauern waren vor allem Vor- und Zwischenrunde für die Velberter ganz nach Wunsch verlaufen – die Qualifikation für das Finale der besten vier Mannschaften gelang mühelos.

In luftigen Höhen: Sarah Dickel wird von den Zwillingen Florian (l.) und Tobias  Bonn scheinbar mühelos  getragen.
In luftigen Höhen: Sarah Dickel wird von den Zwillingen Florian (l.) und Tobias Bonn scheinbar mühelos getragen. © Angelina Thranow  

Nur in eben jener Endrunde selbst, da war der 1. TSZ Velbert, Vizemeister des Vorjahres und WM-Vierter, nicht frei von Fehlern. Bei einem so schwierigen Programm, mit dem man erst vor gut einem halben Jahr begonnen hatte, auch durchaus nicht völlig überraschend. „Ich frage mich, ob es an der Nervosität meiner Mannschaft gelegen haben könnte, dass diese kleinen Fehler passiert sind. Unser Team ärgert sich ja selbst am meisten darüber“, stellte Astrid Kallrath fest.

Tücken der Technik

Womit bei aller minuziösen Planung eines solchen DM-Turniers indes niemand rechnen konnte, waren einmal mehr die Tücken der Technik. Das 1. TSZ Velbert sollte als vierte und letzte Formation auf das Parkett. Doch die Wartezeit nahm mehr und mehr zu. Das Team von Ausrichter Blau-Weiß Buchholz harrte angespannt aus, wartete auf die Bekanntgabe der Wertung.

„Doch ausgerechnet da streikte das Computersystem, mit dem die Wertungen der Juroren verarbeitet werden. Für uns war das natürlich eine absolute Katastrophe“, stellte Kallrath fest. Denn statt nach Aufwärmen und Mentaldurchgang, dem üblichen, sekundengenau getimten Prozedere bei solchen Turnieren, endlich auf die Fläche zu dürfen, wurde die Geduld der Velberter auf die Probe gestellt. „Muskulaturen kühlen sich wieder ab, der Fokus ist eventuell nicht mehr so da, weil man sich im Kopf auf einmal mit ganz anderen Dingen beschäftigt“, so Kallrath.

Erst nach rund zehn Minuten durften ihre acht Paare endlich auf die Fläche. Hier und da ein kleiner Bildfehler, technische Ungenauigkeiten. Der Trainerin fielen sie gleich ins Auge. Das Publikum aber ging bei der rasanten Darbietung von „No Limit“ begeistert mit, feierte das TSZ-Ensemble.

Design-Vorlage von Versace

Das auch optisch für einen Volltreffer gesorgt hatte mit den von Michael Klinkhammer-Ahr gestalteten neuen Kleidern. Die Herren in Schwarz und Gold, die Damen in feurigem Rot, mit sehr femininem Schnitt. „Ich liebe dieses Outfit. Wir haben irrsinnig viele Komplimente dafür bekommen“, so Astrid Kallrath, die eine Design-Vorlage von Modepapst Versace aus den 90-ern – passend zum musikalischen Programm mit vielen Hits dieses Jahrzehnts – aufgenommen hatte.

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Dass es am Ende mit 32,53 Punkten ganze 0,2 Zähler weniger wurden als für den nun den 14. DM-Titel in Folge feiernden GGC Bremen, sorgte bei der Trainerin nur kurz für Enttäuschung. „Das war schnell verflogen. Ich finde, wir haben das insgesamt sehr gut gemacht – frustriert bin ich keineswegs.“

14. DM-Titel für Bremen

Die Ergebnisse im Überblick:

1. Grün-Gold-Club Bremen A (32,73); 2. TSZ Velbert (32,53); 3. Blau-Weiß Buchholz (29,75); 4 TSG Bremerhaven (29,70)

5. Grün-Gold-Club Bremen B (26,605); 6. TSG Backnang (26,258); 7. FG TSZ Aachen/Boston-Club Düsseldorf (24,408); 8. TSC Walsrode (23,525)

Vielmehr ist in Kallrath, die schon seit einem Vierteljahrhundert der kreative Kopf und Vordenker dieses Clubs ist, nun der Kampfgeist geweckt. In rund vier Wochen steht in Bremen die Weltmeisterschaft auf dem Programm, für die das 1. TSZ Velbert als Bundesliga-Gewinner ohnehin schon qualifiziert war.

„Dort könnten im Vergleich mit den russischen Formationen zwei deutsche Mannschaften ganz vorne landen. Ich halte das absolut für machbar“, so Astrid Kallrath, die ihrem Team auch nach der DM keine Ruhepause gönnen wird. „Immerhin haben wir weiterhin große Ziele“, sagt die Trainerin – und vielleicht gilt dann ja für das WM-Turnier das Motto „No Limit“ umso mehr.