Oberhausen. Marvin Ellmanns Jubel vor der Bank von Rot-Weiß Oberhausen erhitzte die Gemüter auf Seiten des RWO. Ärgern müssen sich die Oberhausener auch über die 2:4-Niederlage gegen Essen, die auf RWO-Seite vor allem auf Abwehrfehler zurückgeführt wurde.

Am Ende waren es zwölf gelbe Karten in einem keineswegs überharten Spiel. Die letzten Kartons sahen in der turbulenten Schlussphase des Derbys RWO gegen RWE (2:4) Kevin Pires-Rodrigues und Roberto Guirino auf Seiten der Gäste und Mike Terranova bei den Oberhausenern. Seine Gelbe war wahrscheinlich die vernünftigste, die er sich in seiner langen Karriere ansehen musste. „Ich wollte Ellmann die Ohren lang ziehen. Und wenn da nicht acht Essener zwischen gewesen wären, hätte ich ihm wahrscheinlich ein Ohr abgerissen.“

Das war Terranovas Reaktion auf Ellmanns Provokation, als der nach seinem Tor zum 2:4 zur RWO-Bank stürmte, dort jubelte, seinen Zeigefinger zeigte und zudem einen Betreuer auf schäbige Weise beschimpft haben soll.

Zum Hintergrund: Ellmann war in den zweieinhalb Jahren bei RWO wegen seiner egoistischen und lediglich auf seinen Vorteil bedachten Spielweise weder in der U 23 noch in der ersten Mannschaft beliebt. Seinen zahlreichen Toren stand eine Unmenge vergebener Chancen entgegen, zudem übersah er regelmäßig besser postierte Spieler, sodass RWO einige (wichtige) Tore hätte mehr machen können. „Wer die letzte Szene aus dem Spiel bei Werder Bremen II noch im Kopf hat, weiß genau, was ich meine“, sagt Terranova. Ellmann bekam von RWO kein neues Angebot, wechselte zu RWE und wurde von den Fans fortan als „Söldner“ gesehen. Bei seiner Einwechslung wurde er ausgepfiffen und ließ sich deswegen wohl zu der Aktion am Ende hinreißen.

Unachtsamkeiten in der Abwehr sorgten für Niederlage

Das war der unrühmliche Schlusspunkt in einem Spiel, das von RWO überraschend gut und von Essen nach eigenem Bekunden unterdurchschnittlich bestritten wurde. Ein Remis wäre das gerechte Ergebnis gewesen, da der Oberhausener Feldüberlegenheit Essener Abgeklärtheit gleichwertig gegenüber stand. Die Unachtsamkeiten in der Innenverteidigung beim 0:1 aus heiterem Himmel sowie beim 2:3 und 2:4 kosteten Rot-Weiß den verdienten Lohn. Denn wenn auch der Essener Trainer Waldemar Wrobel sein Team schwächer als in den Vorbereitungsspielen sah, gilt doch, das man immer so gut spielt, wie es der Gegner zulässt.

So lässt sich aus der unglücklichen Niederlage doch Positives mitnehmen. Über weite Strecken kontrollierte die Elf von Mario Basler das Spiel. In der ersten Halbzeit mag dies noch mit Respekt vor dem Nachbarn gemischt gewesen sein. Nach der Pause aber bestimmte RWO eindeutig das Geschehen, erzielte verdient den Ausgleich und dann auch die Führung. Dass beide Tore nicht von etatmäßigen Stürmern erzielt wurden, sondern von Mittelfeldmann Ralf Schneider und Abwehrchef Jörn Nowak passt ein wenig ins Bild, das RWO mit der Notspitze Tim Eckstein und Mike Terranova dahinter für den verletzten David Loheider abgab. Wobei Eckstein und Terranova rackerten ohne Ende, gerade Eckstein aber Pech bei der Chancenauswertung hatte.

Sindi vergab hochklassige Möglichkeiten

Über diese Details hätte man sich keine Gedanken machen müssen, wenn Karoj Sindi bei seinen zwei hochklassigen Gelegenheiten mehr Nervenstärke bewiesen hätte. Ein Tor hätte er auf jeden Fall erzielen müssen, und dann hätte sich die Frage gestellt, ob Essen dann noch einmal zurück gekommen wäre. Doch Sindi scheiterte an RWE-Keeper Dennis Lamczyk oder der Latte. Sindi wusste es selbst am besten: „Das wird eine beschissene Nacht für mich. Ich hätte die Chancen machen müssen. Es tut weh, solch einen Klassiker zu verlieren.“

Doch ihn allein als den Verlierer des Spiels zu bezeichnen, wäre ungerecht. Christoph Caspari sah beim langen Ball vor dem 2:3 schlecht aus, der routinierte Benjamin Weigelt hätte die Situation gegen Ellmann vor dem 2:4 klären müssen. So gilt, dass RWO als Team verloren hat und als Team versuchen wird, dies am Dienstag gegen Schalke 04 II auszubügeln. Das Potenzial dazu, das sah man, ist da.