Oberhausen. Das hochklassige 1:1 der beiden MSV-Verfolger war ein zähes Ringen zweier Mannschaften, die sich auf Augenhöhe bewegen und weiter entwickeln.
War es jetzt eine verpasste Chance oder ein Zurechtrücken der Verhältnisse, dieses 1:1 gegen die Autobahnkreuzler aus dem Tecklenburger Land? Vor dem Hintergrund des fast schon sensationell zu nennenden Unentschiedens des MSV Duisburg beim Kellerkind Hohkeppel möchte man dazu neigen, sich dem Themenkreis verpasste Chance zu nähern, aber bei nüchterner und ehrlicher Analyse fällt vor allem auf, wie stark Lotte im Stadion Niederrhein aufgetreten ist.
RWO-Trainer Sebastian Gunkel wollte nicht die sich aufdrängende Formel vom Spiel mit zwei verschiedenen Hälften wählen, weil er mehr als zwei unterschiedliche Phasen wahrgenommen hatte. In der Tat schienen die Hausherren nach einem Durchhänger zu Beginn der zweiten Hälfte mit der Hereinnahme von Moritz Stoppelkamp wieder an Kontur und Kraft zu gewinnen, doch setzte sich dann die hohe Wertigkeit der Sportfreunde aus Lotte durch.
Lotte kann viel Qualität von der Bank bringen
„Was die für eine Qualität auf der Bank haben und dann noch bringen können“, fasste ein trotz Vorahnung ehrlich staunender Kevin Kratzsch zusammen. Der Keeper lobte aber auch seine Vorderleute: „Gegen so eine Power haben wir uns gut gehalten und nicht viel zugelassen. Den Lattenball von Heider hat der Fassi durch einen Abfälscher erst scharf gemacht.“ Man darf auch nicht vergessen, dass den Rot-Weißen mit den kurzfristig verletzt ausgefallenen Nico Klaß und Eric Gueye zwei Stammkräfte fehlten, die in den letzten Wochen in bestechend guter Form aufgelaufen waren. Und dass Stoppelkamp noch längst nicht wieder im Vollbesitz seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten ist.
Insofern herrschte also keine Waffengleichheit. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der Neuling aus Westfalen überraschend (?) stark auftrat – und RWO absolut ebenbürtig war, unterm Strich aber in Momenten die Augenhöhe verlor. Wenn ein Mann wie Stoppelkamp sagt, dass sich am Samstag die beiden spielstärksten Mannschaften der Regionalliga West gegenüber gestanden haben, ist das auch und gerade an die eigene Truppe ein Riesenkompliment.
RWO-Trainer Sebastian Gunkel: „Wir entwickeln uns von Spiel zu Spiel“
Gar nicht so unfroh über den Ausgang des Spieltages wirkte der Trainer. Ihm schien die im Umfeld zuletzt außerordentlich gewachsene Erwartungshaltung nicht ganz geheuer, und in seinem nüchternen Realitätssinn sieht er sich bestätigt: „Wir entwickeln uns von Spiel zu Spiel.“
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Wozu dann auch gehört, dass seine Mannschaft nicht auf einmal, sondern als Ergebnis langen und zähen Übens, über einen weiteren Freistoßspezialisten verfügt: Wie Kerem Yalcin sein „Ding“ aus fast 30 Metern unter die Latte brachte, war absolut sehenswert: „Wenn der Stoppel nicht da ist, nehme ich ihn mir – oder er lässt mich mal schießen.“
Hoffentlich darf man in Oberhausen noch lange Freude an dem jungen Spieler haben. Ganz unabhängig vom aktuellen Tabellenstand: Die Zukunft gehört ihm und seiner Mannschaft.