Oberhausen. Bei RWO läuft es im Team immer runder, so dass wie jetzt gegen Wuppertal Tore letztlich nur eine Frage der Zeit waren.
Es ist erstaunlich, wie flexibel sich RWO in diesen Wochen präsentiert. Nach und nach fallen Leistungsträger aus, doch die Mannschaft gibt sich unerschütterlich, zieht ihr Ding durch und gewinnt meist. Jetzt souverän 3:0 (1:0) gegen den Wuppertaler SV. Dies obwohl der unverzichtbar scheinende Abwehrchef Tanju Öztürk gelb-rotgesperrt fehlte.
Also nimmt man Maik Odenthal, den RWO-Trainer Mike Terranova vor Wochen am liebsten aussortiert hätte, ernennt ihn zum Abwehrchef und schon läuft es. Könnte man meinen. Ganz so einfach ist das nicht. Denn gleichzeitig stellt Terranova das Spielsystem von 4-4-2 auf 3-5-2 um und verlangt von seinen Mannen damit erhebliche Umbauten im Gefüge.
Wie kann das trotzdem immer besser funktionieren?
Die Antwort dazu gibt Kapitän Jerome Propheter im Gespräch nach dem Spiel: „Wir kennen uns mittlerweile gut. Jeder weiß, was der andere macht und daher stimmen die Abläufe immer besser.
Den „Abläufen“ steht im Regelfall der Gegner im Weg. Daher ist es bei den Rot-Weißen immer häufiger zu beobachten, dass die sich ihren Gegenüber zurecht legen. Der Kontrahent wird gewogen, in seinen Spielzügen analysiert. Dann beginnen die bei RWO, Gegenmittel zu entwickeln. Von Beginn der Spielzeit war klar, dass dies Spielern wie Jerome Propheter, Bastian Müller oder Maik Odenthal obliegt.
Das sind die erfahrenen Leute, die das Spiel in seiner Gänze lesen können und dann die Spezialisten zur Problemlösung einsetzen.
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Das Gute an der Entwicklung: Auch die Spezialisten lassen erkennen, dass sie in Abläufen denken und nicht nur in Positionen. Beispiel Shaibou Oubeyapwa: Er ist nicht nur der schnelle Rechtsaußen für die Vorwärtsbewegung. Nein, er rochiert im Spitzenbereich, liefert so viele Vorlagen wie noch nie zuvor, trifft wie nie zuvor – und ist vor allem in der Rückwärtsbewegung der erste, der die linke Seite des Gegners attackiert und immer öfter dort die Bälle wieder holt. Beispiel Sven Kreyer: Der beste Torschütze der Rot-Weißen ist gleichzeitig einer der besten Vorbereiter. Mittlerweile schlägt er Pässe mit dem Rücken zum Tor blind auf die Außen; und die kommen an.
Beispiel Tugrul Erat: Der wirkt manchmal unschlüssig, gibt den Ball lieber einmal zu viel ab, als eine Situation allein anzugehen. So scheint es. „Verantwortung übernehmen“, brüllte Terranova ihm im Wuppertal-Spiel nach einem Sicherheitspass zu. Aber: Erat besitzt die Spielintelligenz, die Situation abzuwarten, wann etwas zu erzwingen ist. Dann setzt er alles. So in der Vorbereitung von Shun Teradas 3:0, so mehrfach gegen Homberg oder in Bergisch Gladbach. Er ist nicht nur Linksaußen oder Passempfänger von Müller, sondern Herrscher der linken Seite und Bestandteil der Fünferkette gegen den Ball.
Viele Joker im Spiel
„Joker“ nennt Terranova diese Spieler, denen ein Raum zur freien Gestaltung gehört. Nils Winter ist das auf rechts. Die Anforderungen verlangen enormen Einsatz und viel Kondition, schaffen aber auch Erfolgserlebnisse. So wie Winter bei seinem Kopfball zum 1:0 allein gegen fünf Wuppertaler stand – und gewann.
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In einer früheren RWO-Mannschaft von Terranova war Robert Fleßers ein „Joker“ der ohne Positionsbindung schalten und walten durfte – wenn er dabei seine Hausaufgaben nach hinten machte.
Und jetzt? Kapitän Jerome Propheter darf das, Maik Odenthal und Bastian Müller sowieso. Erat und Winter mit starkem Formanstieg seit neuestem, Jeffrey Obst und Pierre Fassnacht arbeiten sich selbst als Defensivspezialisten an spielerische Freiheiten heran. Und Oubeyapwa und Kreyer haben ebenfalls gezeigt, dass sie das Spiel in Gänze verstanden haben. Das ist kreativer Fußball.
Das 2:0, das sich Wuppertals Torwart Sebastian Patzler selbst ins Netz legte, als ihm ein Rückpass über den Schlappen rutschte (76.) oder Teradas 3:0 aus kurzer Distanz (86.) waren logische Folgen einer spielerischen wie taktischen Überlegenheit auf dem Platz. Auch wenn Müller einen Elfmeter verschoss (61.) und Patzler das Eigentor unterlief; das Spiel der Rot-Weißen war so angelegt, dass Tore (egal wie) nur eine Frage der Zeit waren.
Terranova war zurecht stolz.