Cottbus. Schalke, Vaduz, Venlo, Cottbus – Axel Borgmann hat einen spannenden Werdegang hinter sich. Dieser führte ihn nun in die dritte Liga.
Langsam kehrt wieder Ruhe ein beim FC Energie Cottbus. Nach wilden Feiertagen in der Lausitz hat Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz sein Team zu einem ersten Aufgalopp vor dem brandenburgischen Pokalfinale am Samstag gegen den SV Babelsberg auf den Trainingsplatz gerufen. Nach fünf Jahren hat Energie am vergangenen Wochenende die Rückkehr in die 3. Liga geschafft. Und ein gebürtiger Mülheimer ist mitten drin.
„Wir haben schon gut Gas gegeben“, schmunzelt Axel Borgmann über die vergangenen Tagen in Cottbus. Der verletzte Kapitän muss das Training immer noch weitestgehend von draußen beobachten und hat daher Zeit für das Gespräch mit dieser Redaktion.
Vorzeitiges Saisonende: Mülheimer reißt sich im Oktober das Kreuzband
Rückblick: Der Abend des 6. Oktober in Eilenburg im Nordwesten von Sachsen. Mit dem linken Bein versucht der 29-Jährige noch an den Ball zu kommen, verdreht sich das Knie und bleibt auf dem Rasen liegen – Kreuzbandriss! Saison gelaufen.
„Klar ist das beschissen, wenn man den Jungs nicht helfen kann“, meinte der Kapitän. Die Reha absolvierte er zwar zu weiten Teilen in Berlin, war bei allen Spielen aber bei der Mannschaft. „Ich habe mir in den letzten Jahren ein Standing aufgebaut, dass meine Meinung trotzdem noch wichtig war“, so Borgmann, der dennoch neue Perspektiven bemerkte. „Man merkt schon schnell, dass man zum Schlaumeier wird, wenn man nur von außen draufguckt.“
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Dabei hatte der linke Verteidiger mit Energie Cottbus in diesem Jahr eine Menge vor. Im vergangenen Jahr scheiterte die Wollitz-Elf trotz Regionalliga-Meisterschaft in der Aufstiegsrelegation an der SpVgg Unterhaching. Die Tatsache, dass der Meister in diesem Jahr direkt aufsteigen würde, sorgte aber für einen zusätzlichen Ansporn, eine „Jetzt-erst-Recht“-Haltung und dafür, dass viele Leistungsträger blieben. „Nach der gescheiterten Relegation hat es sich jetzt noch besser angefühlt“, findet Axel Borgmann.
Ein Selbstläufer war es aber keineswegs. „Es gab sechs, sieben Vereine, die gut investiert haben“, weiß auch Axel Borgmann. Der Tiefpunkt war die 0:2-Niederlage in Erfurt Ende Januar. Energie lag zu dem Zeitpunkt elf Punkte hinter Spitzenreiter Greifswald zurück. „Der Schlüssel war, wie wir danach kommuniziert haben und wie ehrlich wir da miteinander gesprochen haben“, sagte der Kapitän in einem Fernsehinterview.
Neuer Vertrag sichert Borgmann für den Fall des Nicht-Aufstiegs ab
Die Unsicherheit sorgte dann auch für die vorzeitige Vertragsverlängerung Borgmanns. „Für die dritte Liga hatte ich eh einen Vertrag, aber es ging auch um die Absicherung für den Fall, dass es nicht klappt“, freut sich der Kapitän über das Entgegenkommen des Vereins, das letztlich nicht notwendig wurde. Denn Cottbus gewann danach sechsmal in Folge und verlor überhaupt nur noch ein Spiel in der gesamten Rückrunde.
Dass er seinem Team den Klassenerhalt in Liga drei zutraut, liegt auf der Hand. Aber wie geht es für ihn persönlich weiter? „Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche und versuche das Jahr auch zu genießen“, sagt Borgmann, der bereits wieder zweimal wöchentlich individuell trainiert und daneben weiter in der Reha arbeitet. In der Vorbereitung soll er wieder ins Training integriert werden. Wie schnell es dann wieder für einen Platz im Team reicht? „Das hängt auch davon ab, wie ich mich fühle.“
Mit Schalke 04 unterwegs zur Champions League
Aber wie kommt eigentlich ein gebürtiger Mülheimer nach Cottbus? Axel Borgmann hat einen kuriosen Werdegang hinter sich. Aus der Jugend des TuSpo Saarn kam er über den MSV Duisburg zum FC Schalke 04, wurde dort 2013 Deutscher A-Jugend-Meister. „Ich hatte einen eigenen Spind bei den Profis, war mehrmals im Bundesliga-Kader und bin zur Champions League mitgefahren“, erzählt der 29-Jähjrige einer eine „unfassbare Erfahrung“.
Doch gegen die Linksverteidiger Christian Fuchs, Dennis Aogo und Sead Kolasinac war damals kein Kraut gewachsen. Borgmann zögerte lange, auch weil er sich zu Höherem als für die dritte Liga berufen sah. Über seinen Berater wurde ihm dann der Wechsel zum liechtensteinischen FC Vaduz angeboten, der in der ersten Schweizer Liga mitspielte. „Da wurde ich ins kalte Becken geworfen, weil ich das Niveau überhaupt nicht kannte.“ 50 Spiele absolvierte er in der Super League, eher er wieder in die Nähe der Heimat zum niederländischen Erstligisten VVV Venlo wechselte. Dort lernte er bei nur neun Einsätzen die Kehrseite des Geschäfts kennen.
Corona kostete dem Fußballer eine Menge Zeit
„Da ist man für den deutschen Markt erstmal weg vom Fenster“, weiß der Linksverteidiger. Bewusst ging er einige Schritte zurück, um in Cottbus schnell den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen. Doch dann kam Corona. Während im Westen weitergespielt wurde, war in der Regionalliga Nordost vorzeitig Schluss. „Das hat mich bestimmt zwei Jahre gekostet.“
Mittlerweile fühlt sich der 29-Jährige in der Lausitz pudelwohl. „Ich wusste, dass ich gut genug für die 3. Liga bin, wollte es aber auch mit Cottbus schaffen“, sagt er. Andere Angebote aus Liga drei überzeugten ihn nicht. „Ich wollte den Weg als Führungsspieler mitgehen.“
Wie Borgmanns Draht in die Heimat heute aussieht
Seine Wurzeln hat er dennoch nicht vergessen. „In Mülheim habe ich immer noch viele Freunde, meine Eltern wohnen nebenan in Duisburg und wenn ich in der Heimat bin, bin ich auch noch viel in Mülheim“, sagt Borgmann, der auch während der Reha-Zeit drei Wochen bei den Eltern verbrachte. Insgesamt werden diese Besuche aber weniger. „Naja, die Entfernung ist halt nicht ohne.“
Vielleicht führt ihn ja ein DFB-Pokal-Los im August in den Westen. Am Samstag wollen seine FCE-Mitstreiter dieses Ticket mit einem SIeg im Brandenburgischen Landespokal gegen Babelsberg lösen. „Wir wollen unbedingt in diese erste Runde und vielleicht schafft man es ja auch mal, die zu überstehen. Es gibt ja genug Beispiele wie Saarbrücken.“
Der Ehrgeiz des gebürtigen Mülheimers ist weiterhin groß.
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