Mannheim/Mülheim. Aina Kresken ist mit dem Mannheimer HC Deutsche Meisterin im Hallenhockey geworden. Ihr Praktikum fordert eine ganz andere Seite.

Rund 150 Kilometer ist Aina Kresken in den vergangenen Wochen regelmäßig gefahren, um von Koblenz nach Mannheim zu kommen. Dort spielte sie an den Wochenenden in der Hallenhockey-Bundesliga mit dem Mannheimer HC – und krönte sich am vergangenen Sonntag mit ihren Teamkolleginnen zum Deutschen Meister.

Im Gepäck hatte die ehemalige Spielerin des HTC Uhlenhorst bei den Autofahrten Arbeitstage, die nicht einfach so abzuhaken sind. Kresken, die in Mannheim Psychologie studiert, absolviert aktuell ein Praktikum in der Psychiatrie eines Bundeswehrkrankenhauses, arbeitet mit Soldaten, die unter Posttraumatischen-Belastungsstörungen leiden. Der Spagat zwischen Arbeit und Sport ist da kein leichter.

Aina Kresken: „Hatte das Gefühl, in einer Parallelweilt zu leben“

„Ich hatte in den vergangenen Wochen das Gefühl, in einer Parallelwelt zu leben“, erzählt Aina Kresken. In Koblenz betreut und behandelt sie Soldaten, die aus Einsätzen zurückgekommen sind, hilft ihnen, sich psychisch zu stabilisieren und sorgt für eine Vermittlung an ambulante Therapeuten für die weitere Behandlung.

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Für Hockey-Training war da wenig Zeit. „In Koblenz war ich voll im Psychologie-Leben, nach Mannheim bin ich gefahren, um Hockey zu spielen“, so Kresken, die seit Januar eigentlich nicht mehr mit der Mannschaft trainiert hat, sondern nur noch an den Wochenenden für die Spiele zur Verfügung stand. „Ich habe versucht, das mit Work-outs zu kompensieren. Aber das ist schon was anderes ohne die sozialen Kontakte“, sagt die Master-Studentin.

Eine Trainingseinheit vor dem Final Four

Zumindest vor dem Final-Four konnte sie sich einen Tag freinehmen und so am Donnerstagabend vor der Endrunde mit ihren Mannschaftskolleginnen trainieren. „Deshalb bin ich auch im Shoot-Out nicht angetreten. Ich habe zu lange keine Penaltys trainiert“, sagt Kresken, die im Sommer 2021 nach Mannheim gewechselt ist und im Sommer 2023 ihren ersten Deutschen Meistertitel auf dem Feld feierte.

Aina Kresken reckt den Pokal in die Höhe – dann steigt die Party mit ihren Teamkolleginnen.
Aina Kresken reckt den Pokal in die Höhe – dann steigt die Party mit ihren Teamkolleginnen. © imago/Beautiful Sports | IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Gawlik

Zwei Titel in wenigen Monaten, das musste natürlich auch gefeiert werden. Fotos in den sozialen Medien zeigen, wie Kresken auf einer Leiter steht und den blauen Wimpel aus dem Sommer abhängt. „Der musste noch einmal runter“, sagt die Angreiferin, die in Mannheim mittlerweile voll angekommen ist. „Es ist nicht ganz so familiär wie am Uhlenhorst, aber in der Mannschaft verstehen wir uns super.“

Internationale Spielerinnen sind für Kresken eine Bereicherung

Bestes Beispiel: Als die Argentinierin Flor Habif vor wenigen Monaten heiratete, flogen viele der Teamkolleginnen nach Südamerika, um mitzufeiern. „Das ist eine ganz andere Lebensart mit den vielen internationalen Spielerinnen. Ich nehme das auf und neben dem Platz als eine Bereicherung war“, so Kresken.

In der Halle waren die ausländischen Spielerinnen ebenso nicht dabei wie die Nationalspielerinnen, die das Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele erfolgreich absolviert haben. Entsprechend wichtig war Kresken für die Mannschaft, die aus sehr vielen jungen Spielerinnen bestand. „Vor der Saison haben wir geschaut, wer Lust hat zu spielen. Das Viertelfinale war unser Ziel, alles, was danach kam, war Bonus.“

Nervenstärke in der K.o.-Phase – Wiedersehen mit Ex-Uhlenhorsterin

In der K.o.-Phase bewiesen die Mannheimerinnen Nervenstärke. Schlugen erst Rot-Weiss Köln im Viertelfinale im Shootout, im Halbfinale dann gegen den UHC Hamburg. Im Finale gegen Dauerrivale Düsseldorfer HC lag der MHC schnell mit 0:2 zurück, rettete sich mit der letzten Aktion und dem Treffer zum 3:3 zum dritten Mal ins Shootout. Und gewann. „Wir haben Düsseldorf 60 Minuten lang beschäftigt und nach dem Anschluss zum 1:2 wussten wir dann auch, wie wir Tore schießen. Wir haben alles auf dem Platz gelassen“, so Kresken.

Saskia Wülfing (r.) spielte in der Hallensaison für den Mannheimer HC – und jubelt über den Deutschen Meistertitel.
Saskia Wülfing (r.) spielte in der Hallensaison für den Mannheimer HC – und jubelt über den Deutschen Meistertitel. © imago/Beautiful Sports | IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Gawlik

Im Kader der Mannheimerinnen war sie nicht die einzige Ex-Uhlenhorsterin. Zwar fehlte Julia Hemmerle verletzungsbedingt, dafür war Saskia Wülfing mit dabei, die auf dem Feld das Trikot des Rüsselsheimer RK trägt. „In der U16 sind wir gemeinsam in der Halle Deutscher Meister geworden“, sagt Kresken. Eine Geschichte, wie sie nur der Sport schreibt.

Dritter Meistertitel in Serie ist das große Ziel

Überhaupt: Der Kontakt zum Uhlenhorst ist bei Kresken nicht abgebrochen, vor allem mit Elena Clococeanu und Lynn Neuheuser steht sie in Kontakt, aber auch mit ehemaligen Weggefährtinnen, die mittlerweile in anderen Vereinen spielen. Und vielleicht geht es für Kresken bald sogar zurück in den Westen.

Nach ihrem Studium strebt sie eine Ausbildung zur Psychotherapeutin an – mögliche Ziele sind dann NRW oder Hamburg. „Ein bisschen möchte ich auf jeden Fall noch Hockey spielen“, sagt die 23-Jährige. Erst muss sie aber ihr Praktikum beenden, dann wird der Hallentitel gefeiert. Und dann geht es auch schon wieder auf dem Feld weiter. Das Ziel ist klar: Den dritten blauen Wimpel in die Kurpfalz holen.

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