Mülheim. Der Mülheimer FC ist voll drin im Kampf um den Aufstieg um die Oberliga. Auf verschiedenen Ebenen bereitet sich der Verein auf die neue Liga vor.
Noch ist es ein völlig offenes Rennen um den Aufstieg in die Fußball-Oberliga Niederrhein zwischen dem Spitzenreiter SV Scherpenberg und seinem punktgleichen Verfolger Mülheimer FC 97. Dennoch werden in Styrum schon viele Weichen für die fünfte Liga gestellt – auf und neben dem Platz.
Als der damalige Trainer Hakan Katircioglu im Dezember 2019 in einem Gespräch mit dieser Redaktion das Ziel äußerte, mit dem MFC Mülheims Nummer eins zu werden, wird der ein oder andere – den Autor gerne mit eingeschlossen – wohl noch darüber geschmunzelt haben.
Mülheimer FC 97 hat als Vorjahresdritter Blut geleckt
Dreieinhalb Jahre später haben die Styrumer diesen Status bereits erreicht und könnten ihn mit dem Aufstieg in die Oberliga unterstreichen. Schon als Tabellendritter des Vorjahres hatten die Mülheimer Blut geleckt und versuchten daher auf der Trainerposition den nächsten Schritt, anstatt mit dem allseits beliebten Daniele Autieri weiterzumachen.
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Die Zusammenarbeit mit Trainer Bartosz Maslon endete Mitte November nach der Niederlage im Spitzenspiel gegen Scherpenberg. In seinem letzten Interview mit dieser Zeitung vor der Trennung legte der Coach noch einmal entscheidend den Finger in die Wunde. „Wir sind einfach keine Mannschaft“, kritisierte der Ex-Coach.
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Ein entscheidender Wachrüttler, der aus der kurzen Maslon-Ära nachhallte und den das MFC-Team nicht auf sich sitzen lassen wollte. In den letzten Spielen des Jahres unter Interimstrainer Oguzcan Bahar präsentierte man demonstrative Geschlossenheit.
Auch der neue Trainer Ahmet Inal hat diesen Punkt ganz nach oben auf seine Agenda geschrieben und ist daher wahrscheinlich aktuell der richtige Mann am richtigen Ort. Mögliche Unruheherde hat er in der Winterpause konsequent aussortiert und versucht, alle hinter dem gemeinsamen Ziel zu vereinen.
MFC trifft auf die U19 von RWE
Die Landesliga pausiert am Osterwochenende, der MFC 97 versucht allerdings, trotzdem im Rhythmus zu bleiben. Der Tabellenzweite bestreitet am Ostersamstag um 12 Uhr im heimischen Ruhrstadion an der Friesenstraße ein Testspiel gegen die U19-Mannschaft von Rot-Weiss Essen.
Die Essener Junioren sind in dieser Saison aus der A-Jugend-Bundesliga abgestiegen. Der bisherige U17-Trainer Simon Hohenberg wird als Nachfolger von Suat Tokat die Aufgabe haben, RWE auf direktem Wege wieder aus der Niederrheinliga heraus - und in die höchste Nachwuchsspielklasse zu führen.
Der Coach agiert dabei durchaus pragmatisch. Frei nach dem Motto: lieber schlecht spielen und trotzdem gewinnen. Für Schönspielerei und brotlose Kunst ist im harten Aufstiegskampf kein Platz. Zum Teil scheinen seine Schützlinge dies verinnerlicht zu haben, auch wenn sich der ein oder andere gerne während des Spiels noch schneller vom Ball trennen könnte.
Stadionsprecher, Pressekonferenz, Mewes? Welche Weichen der MFC stellt
Spätestens als der MFC trotz der Scherpenberg-Pleite zur Winterpause nur noch zwei Pünktchen hinter dem Tabellenersten zurücklag, wurde der Fokus im Ruhrstadion voll auf Oberliga gelegt. Die infrastrukturellen Voraussetzungen sind in der Styrumer Spielstätte ohnehin größtenteils gegeben. Mit dem in Mülheim bekannten Sascha Brattge hat der MFC seit dem vorletzten Heimspiel einen neuen Stadionsprecher, ab der kommenden Saison soll es nach den Partien eine Pressekonferenz geben.
Für die Akquise neuer Spieler plant man längst zweigleisig und versucht dabei, auch neue Netzwerke zu nutzen. Dass die Mülheimer bei Georg „Schorsch“ Mewes angeklopft haben, gilt mittlerweile als offenes Geheimnis. Ob der 74-Jährige in fester Funktion vom letztwöchigen Gegner Sterkrade-Nord (dort ist er Sportlicher Leiter) nach Styrum wechselt oder nur in einer beratenden Funktion wie beim 1. FC Kleve tätig sein wird, steht noch in den Sternen. Oguzcan Bahar, der 29 Jahre junge Sportliche Leiter, gerät allerdings zeitlich an seine Grenzen und kann sich den Wechsel auf eine andere Position vorstellen.
Rückbenennung in Mülheimer FC 97 war ein erster Schritt
Fakt ist, dass die Mülheimer mit dem Großteil ihres Kaders weitermachen wollen. „Sollten wir aufsteigen, dann haben die Jungs das auch verdient“, meinte jüngst Trainer Inal. Gespräche laufen. Dennoch wird sich der Tabellenzweite vor allem in der Abwehr breiter aufstellen müssen. Ein kolportiertes Interesse an Enes Bayram vom Bezirksligisten MSV 07 verneinte Bahar allerdings. Verbrieft ist umgekehrt aber, dass die „07er“ an einer Rückholaktion von Argjent Emrula interessiert sind.
Namen wie Brattge und Mewes zeigen aber, dass der MFC weg möchte vom Image eines türkisch geprägten Klubs. Die Mannschaft ist schon deutlich internationaler aufgestellt, nun möchte man auch neue Zuschauer anlocken. Das ist seit Amtsantritt eines der großen Themen des Vereinsvorsitzenden Celal Cetinkaya. Erster Schritt war die Streichung des Zusatzes „Vatangücü“ nach der Saison 2016/17 und die Rückbenennung in Mülheimer FC 97. Das alte Logo mit deutscher und türkischer Flagge wurde durch ein deutlich moderneres ersetzt.
Mülheimer FC rüstet in Sachen Ordnern auf
Von einem Verein für alle Mülheimer ist der MFC aber noch ein ganzes Stück entfernt. Vielleicht auch, weil die Fans im Ruhrstadion zwar einerseits zum Pluspunkt für die Mannschaft in engen Spielen werden können, die Atmosphäre aber nach wie vor ein ums andere Mal grenzwertig ist. Im Spiel gegen Lintorf reichte eine Provokation, dass die halbe Tribüne den Bereich der Gäste stürmte.
Auch in dem Bereich hatte der MFC im letzten Heimspiel gegen Sterkrade-Nord mit deutlich mehr Ordnern in der Stadionmitte aber bereits reagiert. „Ihr lasst hier auch keinen von uns durch“, gab Vereinschef Cetinkaya seinen Männern zu Beginn mit auf den Weg.
Der Verein hat viele Weichen gestellt, nun ist es an der Mannschaft, auf den Aufstiegszug aufzuspringen.