Mülheim. Lukas Windfeder und Moritz Ludwig haben mit Deutschland den Weltmeistertitel gewonnen. So haben sie das Turnier in Indien erlebt.
Hockey-Weltmeister Lukas Windfeder. Hockey-Weltmeister Moritz Ludwig. So richtig angekommen ist das bei den beiden Spielern des HTC Uhlenhorst noch nicht.
Am vergangenen Sonntag gewannen die beiden mit dem deutschen Nationalteam das Finale gegen Belgien mit 5:4 (3:3) im Shoot-Out – der dritte Weltmeistertitel für Deutschland nach 2002 und 2006. Und der Startschuss für einen Party-Marathon, der noch nicht zu Ende ist.
Uhlenhorster waren mit selbstbewussten Zielen angetreten
Bevor es für die beiden am 13. Januar in Richtung Bhubaneshwar (Indien) ging, hatten sie im Gespräch mit dieser Zeitung ein selbstbewusstes Ziel formuliert. Eine Medaille sollte es doch bitteschön sein. Knappe drei Wochen später baumelt diese um den Hals – und glänzt sogar in Gold.
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„Es hat zehn Jahre gedauert bis zu diesem Titel. Diesen Kreis durften so viele Spieler in Deutschland noch nicht betreten“, beschreibt Lukas Windfeder seine Gefühlswelt. 2013 hatte er mit der U21, ebenfalls in Indien, den Weltmeistertitel gewonnen – Trainer damals wie heute: André Henning. Außerdem gehörten inklusive Lukas Windfeder, der 2014 im A-Kader debütierte, sieben Weltmeister von 2023 auch 2013 schon zum Kader der U21. „Auf der Party in Köln ist uns das so richtig bewusst geworden. Da haben wir noch ein Foto mit den Jungs von damals gemacht“, erzählt Windfeder.
Erster Titel beim ersten großen Turnier für Moritz Ludwig
Schneller ging es für Moritz Ludwig. Weniger emotional war es deshalb aber nicht. Im vergangenen Jahr kehrte er noch mit U21-Silber aus Bhubaneswar zurück – jetzt reichte es für den ganz großen Wurf. „Es ist schon angenehm, mit so einem dicken Titel die Karriere zu starten. Der große Druck ist jetzt weg“, sagt Ludwig und verspricht: „Der Titelhunger hört aber deshalb nicht auf.“
Wie groß dieser Hunger beim deutschen Team war, war spätestens ab dem Viertelfinale gegen England zu spüren. Innerhalb der letzten drei Minuten egalisierte Deutschland einen 0:2-Rückstand und gewann im Shoot-Out. Gegen Australien holte das Henning-Team erst einen 0:2-Rückstand auf, drehte dann ein spätes 2:3 in ein 4:3. Nur um dann im Finale erneut einen 0:2-Rückstand aufzuholen. „Wäre ich zu diesem Zeitpunkt amtierender Olympiasieger und Weltmeister gewesen, hätte ich mir bei einer 2:0-Führung keine Sorgen gemacht“, sagt Lukas Windfeder. „Aber die haben ja auch unseren Turnierverlauf gesehen.“
Deutsche Mannschaft zog aus Last-Minute-Siegen Selbstvertrauen
Und genau dieser Verlauf gab der deutschen Mannschaft noch mehr Selbstvertrauen. „Wir wussten dann schon, dass wir es noch schaffen können“, so Moritz Ludwig. Die Mentalität, der Glaube an sich selbst war letztlich ein Schlüssel zum Erfolg.
„Das haben wir uns über das Jahr erarbeitet. Der Trainer hat viel Wert auf den Charakter und die Werte der Spieler gelegt. Wir wollten uns immer angucken können, ohne uns etwas vorwerfen zu müssen“, sagt der 27-jährige Windfeder. Die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern, wie unter anderem dem erst 21-jährigen Moritz Ludwig, sei ebenfalls ein Erfolgsfaktor gewesen.
Emotionale Höhepunkte am Fließband
Entsprechend gut war die Stimmung in der Mannschaft, an freien Nachmittagen standen auch mal gemeinsame Ausflüge in die Stadt an. „Wir haben uns Anzüge schneidern lassen“, verrät Moritz Ludwig. Auf Maß, versteht sich.
Eine Abwechslung, die gerade mit Blick auf die Aneinanderreihung von emotionalen Höhepunkten nicht unwichtig war. „In den fünf Tagen vor dem Finale haben wir so viele Emotionen verarbeitet, das hat sehr viel Kraft gekostet“, sagt Lukas Windfeder. Entsprechend sei nach dem entscheidenden Penalty die Erleichterung riesig groß gewesen: „Es war keine Freude, die sich durch wildes Herumhüpfen gezeigt hat, sondern eine Freude, die von ganz tief kam.“
Und Moritz Ludwig stellte unter Beweis, dass er nicht nur einer der besten Außenverteidiger ist, sondern auch sprintstark. Er gehörte zu den ersten, die Torhüter Jean-Paul Danneberg in die Arme sprangen. „Da kamen die Emotionen raus und dann lasse ich mich nicht lumpen“, sagt er mit einem Sieger-Grinsen.
Heim-Europameisterschaft als nächstes Ziel
Was folgte, war eine Kabinenparty, inklusive erster Anrufe in der Heimat, gefolgt von einer Hotelparty, einem langen Flug, auf dem etwas Zeit blieb, um die vielen Nachrichten zu beantworten, und einem rauschenden Empfang in Deutschland. Erst am Frankfurter Flughafen, dann im Clubhaus von Rot-Weiss Köln. „Dass am Flughafen so viele Fans auf uns warten, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Moritz Ludwig. Am Freitagabend (18.30 Uhr) folgt noch ein Empfang am Uhlenhorst.
Und dann? Etwas Pause, Bundesliga und dann steht schon die EM in Mönchengladbach an. „Ich hoffe, dass der Titel dafür sorgt, dass noch ein paar Tickets mehr verkauft werden“, sagt Lukas Windfeder. Und kündigt an: „Jetzt geht es erst richtig los. Erst die EM und dann Olympia.“ Bis dahin werden sie sich daran gewöhnt haben: Hockey-Weltmeister Lukas Windfeder. Hockey-Weltmeister Moritz Ludwig.