Bhubaneswar. Deutschland steht im Finale der Hockey-Weltmeisterschaft. Wie die beiden Mülheimer den erneuten Last-Minute-Wahnsinn erlebten.

Mit weit ausgestreckten Armen und offenem Mund rannte Moritz Ludwig vom HTC Uhlenhorst jubelnd hinter Niklas Wellen her. Von der anderen Seite empfing Lukas Windfeder als einer der ersten den Torschützen, der die deutsche Hockeynationalmannschaft mit seinem Tor zum 4:3 gegen Australien sieben Sekunden vor dem Ende ins Finale der Weltmeisterschaft gebracht hatte.

„Es war wieder ein krasses Spiel“, musste Windfeder auch mit etwas Abstand feststellen. „Wir hatten schon gegen England gedacht, dass sowas nicht so häufig passiert und dann haben wir es tatsächlich erneut getan“, konnte es der 27-Jährige immer noch nicht so recht fassen.

Uhlenhorst-Kapitän Windfeder: Das waren die Unterschiede zum Viertelfinale

„Wenn ich nicht der Coach dieser Mannschaft wäre, dann wäre ich ab heute der größte Fan“, jubelte Bundestrainer André Henning, sieben Jahre lang Coach beim HTC Uhlenhorst in Mülheim, über diesen Last-Minute-Erfolg.

Im Viertelfinale gegen die Engländer hatten die Grambusch-Brüder die „Honamas“ noch ins Penaltyschießen geführt. Im Halbfinale gegen Australien lag das DHB-Team zwei Minuten vor dem Ende noch mit 2:3 zurück, ehe Gonzalo Peillat seine dritte Ecke verwandelte und der Krefelder Niklas Wellen Sekunden vor dem Ende den Ball sogar zum 4:3 über die Linie drückte.

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„Der Unterschied zum Viertelfinale war, dass wir unglaublich gut gespielt haben, dass wir von Beginn an da waren und dass wir viele Chancen hatten, nur keine Tore geschossen haben“, analysierte der HTCU-Kapitän.

Ähnlich sah es auch sein Mülheimer Teamkollege Moritz Ludwig: "Ich hatte eigentlich während dem Spiel die ganze Zeit über ein gutes Gefühl, obwohl wir zwischenzeitlich mit 0:2 zurücklagen, weil wir sehr dominant gespielt haben und sehr viele Kreis-Szenen hatten."

Lukas Windfeder freut sich über den erfolgreichen "Ecken-Kollegen"

Die Deutschen konnten sich diesmal auf ihren Eckenschützen Gonzalo Peillat verlassen – er traf dreimal. „Es ist überragend, dass bei ihm endlich der Knoten geplatzt ist. Das zeigt, dass er der beste Eckenschütze ist und wir sind unglaublich froh, ihn zu haben“, meinte Windfeder.

"Dass wir jetzt schon das zweite Spiel innerhalb der letzten zweieinhalb Minuten drehen konnten, spricht absolut für die Stärke der Mannschaft und die Mentalität", meinte Moritz Ludwig.

Warum auf Windfeders Zimmer besonders gute Stimmung herrscht

Auf den Zimmern der Deutschen Mannschaft sorgt der Erfolg nun selbstredend für beste Stimmung – auf einem aber ganz besonders, denn Windfeder wohnt mit dem Siegtorschützen Niklas Wellen zusammen. „Wir sind alle froh, am Sonntag unser erstes WM-Finale zu spielen.“

Gegner ist um 14.30 Uhr deutscher Zeit der Titelverteidiger und Olympiasieger Belgien, dem Windfeder, Ludwig & Co. beim 2:2-Unentschieden in der Vorrunde immerhin einen Punkt abgenommen hatten. "Wir haben in der Gruppe gezeigt, dass wir auf Augenhöhe sind, wir haben in der Pro League, wo wir ein Spiel gewinnen und eins verlieren, bewiesen, dann wir an ihnen dran sind", rechnet sich Windfeder auf jeden Fall Chancen aus.

So sieht der Mülheimer Deutschlands Chancen im Endspiel

Es gelte dasselbe wie vor dem Halbfinale gegen die Australier: "Wenn wir es schaffen, unsere Stärken durchzusetzen, wenn wir unseren Plan durchziehen und bei uns bleiben, dann haben wir definitiv auch Chancen, das Finale zu gewinnen. Wir werden es hoffentlich von der ersten Minute an genießen."

Es ist die erste deutsche Finalteilnahme bei einer Weltmeisterschaft seit 2010. "Wir hoffen natürlich dass wir das Turnier mit dem Weltmeistertitel krönen können", sagt Moritz Ludwig. Ein Sieg wäre der erste WM-Titel für Deutschland seit 2006.