Mülheim. Mülheims Schiedsrichter-Obmann richtete jüngst einen Appell an die Vereine. Warum er mehr Wertschätzung für die Unparteiischen einfordert.
Nicht nur die Schiedsrichter in Mülheim haben mit fehlender Wertschätzung zu kämpfen, was zu immer mehr Spielen führt, die nicht besetzt werden können. Mülheims Obmann schlägt Alarm.
Mittwoch, 21. Oktober: Der Mülheimer FC empfängt im heimischen Ruhrstadion den Wuppertaler SV, hat den Regionalligisten im Niederrheinpokal am Rande einer Niederlage. Ein Feiertag für den Styrumer Verein. „Ich hoffe, dass die Presse auch über die tolle Leistung des Schiedsrichters schreiben wird“, raunzt mich in der Verlängerung plötzlich der Vater eines MFC-Spielers unüberhörbar ironisch an. Hat sie nicht. Schließlich steckte in diesem Pokalabend zu viel, um einzelne vielleicht strittige Entscheidungen des Unparteiischen auf die Goldwaage zu legen.
Warum Schiedsrichterleistungen nicht als Ausrede zählen dürfen
Zwei Tage später an der Bruchstraße. Bezirksligist Rot-Weiss Mülheim hat dem Tabellenersten VfB Speldorf ebenfalls einen tollen Kampf geliefert, aber auch mit 1:2 verloren. Statt über die starke Leistung der personell dezimierten Eppinghofer zu sprechen, möchte ein Jugendtrainer von RWM aber erneut über den Schiedsrichter diskutieren.
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Wo ich im Amateurfußball auch hinkomme, überall ist am Ende der Schiedsrichter Schuld. Zum Teil war das immer schon so, hat sich in der letzten Zeit aber noch einmal verstärkt. Auf den Rängen, aber auch bei den Offiziellen. An der Tagesordnung sind Sätze wie: „Ich beschwere mich ja eigentlich nie über den Schiedsrichter, aber ..“
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Während vor allem jungen Spielern Fehler verziehen werden, ist die Nachsicht bei den Unparteiischen gleich Null. Dabei sind auch die eben nur in der Landes- oder Bezirksliga unterwegs.
Auch Mülheims Schiedsrichterobmann Wolfgang Müller geht diese fehlende Wertschätzung ziemlich gegen den Strich. Bei der Mitgliederversammlung des Verbandes Mülheimer Fußballvereine ließ er das Thema eigens auf die Tagesordnung setzen und richtete einen eindringlichen Appell an die Vereinsvertreter.
Mülheimer Schiedsrichterobmann kann nicht mehr alle Spiele besetzen
Denn Woche für Woche kann er längst nicht mehr garantieren, dass alle Spiele mit Schiedsrichtern besetzt werden. An manchen Wochenenden sind es über 20 Spiele, teilweise bis zur Leistungsklasse in der Jugend. „Die fallen dann aus“, sagt Müller.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Schiedsrichter in Mülheim nahezu halbiert. Mit 16 Jungschiedsrichtern ist Mülheim noch ganz gut besetzt, stellt den überwiegenden Teil der insgesamt 24 im gesamten Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken. Gerade lief der neueste Lehrgang, an dem acht Anwärter des 1. FC Mülheim teilnahmen. „Aber viele überstehen das erste oder zweite Jahr nicht“, bemängelt der Obmann. Dadurch fehle auf lange Sicht „der typische Kreisliga-Schiedsrichter.“
Klarer Appell: „Zur Not mal Leute von der Anlage schmeißen!“
Das liegt eben auch an der fehlenden Wertschätzung und denjenigen, die oft von Minute eins aus von Außen auf den Spielleiter schimpfen. „Das Schlimmste am Jugendfußball sind die Eltern“, sagt Müller und richtet eine eindeutige Bitte an die Vereinsvorstände: „Zur Not muss man mal Leute von der Anlage schmeißen.“
Müller wird nicht müde, für die Schiedsrichterei zu werben. Ende Oktober war er beim SC Croatia zu Gast und referierte vor „60 mehr oder weniger interessierten Jugendlichen“. Vor allem diejenigen, bei denen es irgendwann einfach nicht mehr für den Kader im jeweiligen Verein reicht, hat der Obmann im Visier. Ihnen bietet er eine alternative Chance, dem Fußball treu zu bleiben. „Diese Leute müssen wir gewinnen und wertschätzen!“