Mülheim. Kunststofflaufbahn am Wenderfeld wurde mit Stadtmeisterschaften der Schüler eröffnet. Das sagen Kinder und Vereine nach der Premiere.
Der Startschuss ertönt, sie rennen um ihr Leben, angefeuert von dem Jubel ihrer Eltern und Trainer. Der erste Lauf auf der neuen Kunststofflaufbahn am Mülheimer Sportplatz Wenderfeld ist ein voller Erfolg.
Das sieht auch der sechsjährige Jonas so: „Das war ja pipi-einfach“, sagt er, als er im Ziel ankommt. Er ist sichtlich zufrieden mit seinem Lauf auf dem nagelneuen Untergrund.
Kampf um die Mülheimer Laufbahn dauerte über 40 Jahre
So einfach der 50-Meter-Lauf für Jonas war, so schwierig gestaltete sich die Umsetzung des Projekts Kunststofflaufbahn in Mülheim. Das weiß vor allem Heidi Brammer. Seit 40 Jahren setzt sie sich als Mitglied des TV Einigkeit 06 dafür ein, dass die Sportanlage am Wenderfeld endlich erneuert wird. „Sie liegt mir seit Jahren damit in den Ohren“, sagt Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice scherzend und ergänzt: „Und sie hatte Recht.“
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Denn es wird Zeit: Mülheim war bislang die letzte kreisfreie Stadt in NRW ohne Kunststofflaufbahn. „Und das war kein Zustand“, meint Heidi Brammer. Regelmäßig habe der ganze Platz unter Wasser gestanden, Training und Wettkämpfe mussten abgesagt werden. „Den Vereinen sind die Mitglieder weggelaufen“, ergänzt Martina Ellerwald.
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Doch „mal eben“ baut sich eine Kunststofflaufbahn natürlich nicht: „Die größte Frage ist: Wo kommt das Geld her“, weiß Martina Ellerwald. Seit fünf Jahren arbeitete sie mit vielen anderen Personen an der Umsetzung des Projekts – mit Erfolg: Förderungspakete von Bund und Land, eine Kooperation mit „Westernergie“, vier Monate Umbauzeit.
„Insgesamt war das hier ein Millionenprojekt“, sagt sie und zeigt stolz auf die neue Laufbahn, auf der sie steht. Und auch da sei Heidi Brammer nicht ganz unschuldig gewesen: „Sie hat die Ministerin Ina Scharrenbach 2020 davon überzeugt, wie wichtig das Projekt ist“, erzählt Frau Ellerwald.
Sportanlage in Mülheim-Dümpten wird von 140 Kindern eröffnet
Auf die Frage, ob sie auch ein wenig stolz darauf sei, dass sie den Anstoß für dieses Projekt gegeben hat, lächelt Heidi Brammer nur verlegen: „Ich wollte doch nur, dass es für die Athletinnen und Athleten besser wird“, sagt sie.
Umso glücklicher sei sie heute, die 140 Kinder auf der Sportanlage bei der Stadtmeisterschaft zu sehen. „Das ist unglaublich.“
Fachschaftsleiterin: „Mülheimer Vereine waren nicht mehr konkurrenzfähig“
Hoffnung auf neue Talente aus Mülheim
Die große Hoffnung für die nächste Zeit? „Na, dass wieder mehr Leute zur Leichtathletik kommen“, meint Heidi Brammer vom TV Einigkeit 06 Dümpten.
Früher sei es nicht möglich gewesen, sich am Wenderfeld auf professionelle Meisterschaften vorzubereiten. Jetzt habe sie die Hoffnung, dass gute Talente eben nicht in die Nachbarstädte wechseln müssten, um auf hohem Niveau trainieren zu können. An der Mintarder Straße in Saarn soll zudem bald eine weitere Anlage saniert werden.
Heidi Brammer kriegt das Grinsen kaum aus dem Gesicht, als sie auf der neuen Laufbahn steht, tausend Hände schüttelt und sich an die letzten 40 Jahre erinnert. „Ich bin überwältigt, dass sich die Arbeit endlich gelohnt hat“, sagt sie.
Vor 60 Jahren habe sie selbst noch mit dem Sport auf der Anlage am Wenderfeld begonnen, damals noch „mit Löchern in der Asche als Startblöcken.“ Heute kommt ihre Siebenjährige Enkelin Lara auf sie zugerannt, umarmt ihre Oma und erzählt stolz von ihrer neuen Bestleitung im Weitsprung.
Auch Birgit Lübke ist schwer beschäftigt: Lotta kommt mit enttäuschtem Blick auf sie zu – sie ist beim Weitsprung übergetreten. Die Abteilungsleiterin für Leichtathletik in Mülheim nimmt ihren Schützling in den Arm: „Schade, aber die Weite war doch super“, sagt sie. Lotta lächelt und rennt motiviert zum nächsten Versuch. „Es ist toll, dass es jetzt nach Corona wieder richtig losgehen kann“, freut sich Birgit Lübke. „Und dann auch noch auf dem neuen Platz, besser geht’s kaum“, sagt sie weiter.
Auch sie ist davon überzeugt, dass die Leichtathletikvereine mit den alten Sportanlagen kaum konkurrenzfähig gewesen seien. „Endlich können wir bei Wind und Wetter trainieren“, sagt sie und gibt dem nächsten Kind nach dem Weitsprung stolz ein „High-Five“.