Mülheim. Die Energiekrise macht auch vor dem Amateur- und Breitenspor nicht Halt. Erste Vereine spüren die Konsequenzen – die Folgen sind nicht absehbar.

Es könnte die Ruhe vor dem Sturm sein. Die meisten Sportvereine sind noch in den Sommerferien, nur in wenigen Mülheimer Sporthallen rollt der Ball. Wie ein Damokles-Schwert schwebt dabei die Energiekrise über dem Mülheimer SportService (MSS), dem Mülheimer Sportbund (MSB) und letztlich natürlich auch über den Vereinen. Über erste Konsequenzen wird nachgedacht – das ganze drohende Ausmaß ist aber natürlich noch nicht absehbar.

In aller Munde ist derzeit bereits die Diskussion, ob in den Herbst- und Wintermonaten das warme Wasser auf den Sportanlagen in den Sporthallen abgestellt werden muss. In Mülheim hält man sich dahingehend noch bedeckt. „Erst einmal stellen wir die Warmwasseraufbereitung nicht in Frage. Das heißt aber nicht, dass wir nicht irgendwann darüber nachdenken müssen“, sagt Ralf Wind vom MSS.

Kalte Duschen? Mülheimer Vereine sprechen sich dagegen aus

Aus energetischen Gründen könnte das sicherlich eine Maßnahme sein, die ersten Vereine warnen aber bereits. „Wenn die Sportlerinnen und Sportler dann geschwitzt nach Hause fahren, hat das auch einen Einfluss auf die Gesundheit und kann auch Verletzungen fördern“, sagt beispielsweise Hanns-Peter-Windfeder, Präsident des HTC Uhlenhorst. Und Dirk Winkelmann, Vorsitzender von Mülheims größten Verein, dem TSV Viktoria befürchtet gar: „Wenn die Duschen nicht mehr benutzt werden, könnten wir ein Problem mit Legionellen bekommen. Aus freien Stücken werden wir das warme Wasser nicht abstellen.“

Weitere Berichte rund um die Energiekrise

Der HTC Uhlenhorst und Viktoria Mülheim bewirtschaften genau wie einige andere Vereine, darunter auch der Fußballverein Mülheimer SV 07, ihre Anlagen selbst. Steigende Energiekosten schlagen sich bei ihnen schnell nieder. „Wir haben schon die erhöhten Preise im vergangenen Winter zu spüren bekommen. Unsere Traglufthalle war beispielsweise 2,7 Mal teuer als in der Kalkulation veranschlagt“, sagt Windfeder. Sollten die Preise weiter steigen, sei das „ein Brocken, den wir so nicht im Budget haben“.

Landessportbund gibt den Vereinen Tipps

Gedanken machen sie sich auch beim Mülheimer SV 07, der seine Heimat am Saarnberg 86 hat. „Auf der nächsten Vorstandssitzung werden wir einige Maßnahmen besprechen. Noch haben wir Zeit, zu reagieren“, sagt deren 1. Vorsitzender Peter Hein und hat dabei auch die Empfehlungen des Landessportbundes im Blick.

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Der LSB veröffentlichte am Donnerstag ein Schreiben, in dem er einerseits die Forderungen des Deutschen Olympischen Sportbundes, Sporthallen und Schwimmbäder auf keinen Fall zu schließen, unterstützte, andererseits aber auch Empfehlungen zum Energiesparen mit an die Hand gab. Dazu gehört unter anderem eine Wartung der Heizungsanlagen, die Einstellung der Nutzung von verzichtbaren Elektrogeräten und auch eine Bedarfsgerechte Nutzung von Flutlichtanlagen. Auch die Absenkung von Sporthallen um bis zu zwei Grad Celsius wird dabei genannt.

Viele Vereine sind abhängig von den Gebühren der Stadt

„In den Turn- und Sporthallen haben wir schon seit einigen Jahren eine Solltemperatur von 17 Grad“, sagt Ralf Wind. Und Hanns-Peter Windfeder nimmt zumindest diesen Punkt mit Galgenhumor. „Unsere Halle ist die kälteste Hockeyhalle in Deutschland. Da sind sowieso alle darauf eingestellt, sich warm anzuziehen und merken zwei Grad weniger gar nicht.“ In anderen Hallen habe er aber durchaus die Erfahrung gemacht, dass es sehr warm sei – manchmal sogar zu warm, um Sport zu treiben.

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Während sich die Uhlenhorster, der MSV 07, der TSV Viktoria und einige andere Vereine also selbst kreative Lösungen überlegen müssen, sind viele andere von den Entgelten und Gebühren abhängig, die die Stadt für die Sportstätten erhebt. Beim Mülheimer SV möchte man das Gespräch mit dem MSB suchen und über mögliche Zuschüsse sprechen. Zumindest sieht man sich was den Strom betrifft mit der eigenen Photovoltaikanlage auf dem richtigen Weg.

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Es könnte ein langer, harter Herbst und Winter werden. Noch ist es ruhig – wenn sich die Lage auf dem Energiemarkt weiter zuspitzt, kann sich das aber auch im Amateur- und Breitensport schnell ändern.