Ruhrgebiet. Der Handballverband Niederrhein hat einen neuen Präsidenten. Die Amtszeit von Stefan Butgereit könnte schon Ende des Jahres wieder vorbei sein.

Der Handballverband Niederrhein hat einen neuen Präsidenten. Stefan Butgereit wurde – mit überraschend deutlicher – Mehrheit zum Nachfolger Ernst Wittgens gewählt. Es könnte eine kurze Amtsperiode werden, denn Butgereit möchte noch bis Ende des Jahres die Fusion mit dem Handballverband Mittelrhein zum Handballverband Nordrhein in trockenen Tüchern haben.

Das ist eines seiner großen Ziele – das andere ist die Zusammenarbeit mit den Kreisen und den Vereinen, die Butgereit nach vorne treiben möchte, und die er in erster Linie transparenter gestalten will.

Handballverband möchte sich professioneller aufstellen

„Wir möchten entstaubter, professioneller und moderner werden“, kündigt der Geschäftsführer einer Firma aus dem Bankensektor an. Denn mit Blick auf die Spielerinnen und Spieler richte man sich vor allem an junge Erwachsene. „Die haben ganz andere Kommunikationskanäle“, so Butgereit.

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Gerade in Zeiten der Coronapandemie habe es eine gewisse Problematik mit der Transparenz gegeben – vor allem dann, wenn Entscheidungen kurzfristig getroffen werden mussten. Dass soll sich in Zukunft ändern. „Ich habe sehr gute Verbindungen zu den Vereinen und den Kreisen. Gerade die Kreise wollen und müssen wir in Zukunft mehr mit einbeziehen“, sagt Butgereit, der selbst sieben Jahre im Vorstand des Kreises Essen aktiv war, ehe er vor 19 Jahren ins HVN-Präsidium gewählt wurde.

Fusion mit dem Handballverband Mittelrhein steht bevor

Vor allem in Hinblick auf das wohl größte Projekt, das in naher Zukunft ansteht. Aus den zwei Verbänden Mittelrhein (HVM) und Niederrhein soll einer werden. Zum 1. Januar 2023 soll dieser dann unter dem Namen Handballverband Nordrhein fungieren, den westdeutschen Handballverband wird es dann nicht mehr geben. Stattdessen werden sich der HV Nordrhein und der Handballverband Westfalen (HVW) um den Handball in NRW kümmern.

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„Zwei mittlere Ebenen – wie aktuell der HVN, HVM und der HVW auf der einen, und der westdeutsche Handballverband auf der anderen Seite – sind zu viel. Auch der Deutsche Handballbund (DHB) wünscht sich, dass es nur noch eine Verbandsebene gibt“, erläutert Butgereit. In anderen Bundesländern sei dies bereits der Fall, nun zieht NRW nach. Daraus resultieren soll dann auch mehr Hauptamt im neuen Verband. So soll eine Geschäftsführerstelle geschaffen werden. „Das allerwichtigste Ziel ist eine höhere Professionalisierung des Verbandes. Der Handball ist professionell geworden, die Verbände müssen da mithalten“, sagt Butgereit.

Drei Vereine feiern ihren 100. Geburtstag

Drei Handballvereine aus dem Handballverband Niederrhein feiern in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Auch sie wurden im Rahmen der Jahreshauptversammlung des HVN geehrt.

Die Wurzeln des Stammvereins des Styrumer Turnvereins gehen bereits auf das Jahr 1880 zurück, 1922 wurde dann die Handballabteilung gegründet. Bereits seit 64 Jahren ist Friedhelm Körner Mitglied, davon 56 Jahre als Spieler und Trainer.

Bereits seit 125 Jahren gibt es den MTV Rheinwacht Dinslaken, in dem der scheidende HVN-Präsident Ernst Wittgens seit vielen Jahren Mitglied ist. Auch die Handballabteilung der Dinslakener feiert in diesem Jahr ihren 100-jähriges Bestehen.

Stefan Butgereit ist Ehrenmitglied beim dritten Verein, der im Rahmen der Versammlung geehrt wurde – dem Kettwiger Sportverein 70/86.

Ernst Wittgens wurde im Rahmen der JHV zum Ehrenpräsidenten des HVN gewählt, Hans-Bert Schäfer zum Ehrenmitglied ernannt. Zudem gab es weitere Auszeichnungen für verdiente Mitglieder.

Das Jahrzehnt des Handballs steht an

Das nächste Jahrzehnt – mit einer Europameisterschaft bei den Herren und Weltmeisterschaften bei Damen und Herren in Deutschland – ist zum Jahrzehnt des Handballs ausgerufen. „Durch Corona und die vielen Spielausfälle haben sich Sponsoren und Mannschaften zurückgezogen, uns fehlt aktuell auch der Nachwuchs. Neue Mitglieder zu gewinnen ist enorm wichtig“, weiß Butgereit. Dabei soll eine professionelle Struktur helfen, die Vereine zu unterstützen.

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So sieht Butgereit sich und den Verband auch in erster Linie als Dienstleister gegenüber Kreisen und Vereinen – auf die zur Saison 2024/25 dann auch im Spielbetrieb eine große Veränderung zukommt. Dann nämlich steht im Zuge der Verbands-Fusion auch eine Reform für die Spielklassen an. „Die Nordrheinliga gibt es ja schon, wie sich alles weitere dann entwickelt, kann ich heute noch nicht sagen“, so Butgereit.

Neue Ligenstruktur ist möglich – wie genau, ist noch unklar

Ob es aber weiterhin insgesamt drei Verbands- und sechs Landesligen geben wird, ist fraglich. Vor allem deshalb, da sich viele Kreise eine Rückführung der Vereine in untere Ligen wünschen, um diese zu stärken. „Das ist eine Gratwanderung, weil Spieler und Sponsoren ja auch auf die Liga gucken“, sagt Stefan Butgereit.

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Das ist aber alles noch Zukunftsmusik, zunächst geht es darum, den neu geplanten Verband auf sichere Beine zu stellen. Dass er mit einem Votum von 42 zu 8 Stimmen gegen Michael Girbes ins Amt gewählt wurde, damit hatte in dieser Deutlichkeit auch nicht unbedingt gerechnet. Und gleich danach die ersten nicht ganz leichten Aufgaben vor der Brust.

Das Abstiegschaos von der Regional- bis zur Oberliga beschäftigte Butgereit – letztendlich konnte aber eine für alle zufriedenstellende Lösung gefunden werden. An seinen Worten, mehr Transparenz und Miteinander zu schaffen, wird er künftig gemessen werden. Der Auftakt scheint gelungen.