Mülheim. Rang zehn bei der WM stellte Deutschlands Floorballerinnen nicht zufrieden. Über die Gründe spricht Füchse-Kapitänin Lena Best im Interview.

Das hatten sich Deutschlands Floorballerinnen anders vorgestellt. Bei der WM im schwedischen Uppsala landeten sie nur auf dem zehnten Platz. Mit dabei waren sechs Spielerinnen vom Bundesligisten Dümptener Füchse: Theresa Beppler-Alt, Lena Best, Winona Jürgens, Jana Baccus, Marisol Beitz und Janika Willingmann. Die Mülheimer Kapitänin Lena Best beantwortete in einer Rückschau die Fragen von Marcus Lemke.

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Lena Best, geliebäugelt mit dem Spiel um Platz fünf, Rang acht als Minimalziel - Deutschlands Damen sind bei der WM schließlich auf Platz zehn gelandet. Wie haben das Team und Sie auch persönlich als langjährige Nationalspielerin dieses Abschneiden verkraftet?

Wenn man realistisch auf die WM zurückblickt, dann waren wir vom Spiel um Platz fünf weit entfernt. Polen und die Slowakei waren eine Nummer zu groß. Die Top acht haben wir allerdings nur knapp verfehlt. Das entscheidende Spiel haben wir erst im Penaltyschießen verloren und auch im Spiel um Platz neun gegen Lettland war es knapp. Wir sind mit dem zehnten Platz nicht zufrieden, können aber auch einschätzen, woran es lag und was wir in Zukunft verbessern müssen. Wir sind eine noch sehr junge und unerfahrene Mannschaft. Die Zukunft gehört uns.

Schweden zum achten Mal in Folge Weltmeister

Damen-Weltmeister im eigenen Land wurde Schweden durch einen 4:3-Erfolg nach Verlängerung gegen Finnland. Die Schwedinnen eroberten zum zehnten Mal bei einer WM die Goldmedaille, zum achten Mal in Serie. Bronze ging an die Schweiz, die das Spiel um den dritten Rang gegen Tschechien mit 5:2 für sich entscheiden konnte.

Nach vier Niederlagen spielte Deutschland in der Platzierungsrunde um die Ränge neun bis zwölf. Das Duell gegen das russische Team gewannen Lena Best & Co. mit 3:2 nach Verlängerung. Die Dümptenerinnen Theresa Beppler-Alt und Winona Jürgens trafen. Lena Best war zweimal beim abschließenden 5:7 gegen Lettland erfolgreich.

Was bedeutet diese Platzierung für die nächste Weltmeisterschaft in zwei Jahren in Singapur?

Wir sind in der Weltrangliste nun von Platz acht auf Platz neun abgerutscht. Das bedeutet, dass die Qualifikation etwas schwieriger werden könnte, da die Gruppeneinteilung vom Platz in der Weltrangliste abhängt. Bei erfolgreicher Qualifikation spielen wir dann bei der nächsten WM in der Gruppe C oder D gegen die schwächeren Teams des Turniers, können aber in der Zwischenrunde den Weg in die Top acht wiederfinden.

„Wir müssen uns physisch, taktisch und technisch verbessern“

Was muss passieren, dass es im internationalen Vergleich wieder aufwärts geht?

Es gibt viele Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Wir müssen uns physisch, taktisch und technisch verbessern. Durch die Corona-Pandemie konnten wir in den letzten zwei Jahren weniger Fortschritte machen als andere Teams, deren Spielbetrieb nicht ruhen musste. Nun heißt es, die Fehler zu analysieren und hart dafür zu arbeiten, diese beim nächsten Mal nicht mehr zu machen.

Die Teams aus Schweden und Finnland sind nicht nur Deutschland weit voraus. Woran liegt es, dass der Unterschied so riesig ist?

Dafür gibt es viele Gründe. In beiden Ländern ist Floorball eine der bekanntesten Sportarten. Jedes Kind kennt es und spielt es in der Schule, auf dem Pausenhof und in seiner Freizeit. Es gibt viel mehr Nachwuchs, professionellere Strukturen im Leistungssport, viel mehr und höherklassige Spiele und so weiter. Viele Nationalspielerinnen haben außerdem einen Halb-Profi Status. Sie arbeiten oder studieren also nicht in Vollzeit, werden überdies noch für ihren Aufwand entschädigt. In Deutschland hat man diese Möglichkeiten nicht.

Mülheimerin auch mit der eigenen Leistung nicht zufrieden

Wie bewerten Sie Ihre eigene Leistung bei der WM?

Ich konnte meine Leistung leider nicht komplett aufs Feld bringen. Ich hätte gerne mehr dazu beigetragen, dass Deutschland gut abschneidet.

Wie hat es sich angefühlt, zunächst mit vier, in der Platzierungsrunde sogar mit fünf Spielerinnen aus dem Vereinsteam an einer WM teilzunehmen?

Marisol Beitz war zunächst als Ersatzspielerin dabei, wurde dann aber in der Platzierungsrunde eingesetzt. Es war ziemlich cool und spricht für die gute Arbeit, die im Verein geleistet wird.

Marisol Beitz rückte in der Platzierungsrunde als weitere Spielerin der Dümptener Füchse in den deutschen WM-Kader.
Marisol Beitz rückte in der Platzierungsrunde als weitere Spielerin der Dümptener Füchse in den deutschen WM-Kader. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Keine Pause nach der Weltmeisterschaft

Haben Sie jetzt erst einmal die Nase voll vom Floorball oder geht das Training im Verein direkt weiter?

Die Nase voll vom Floorball habe ich nie. Wir starten nun wieder ins Vereinstraining und arbeiten auf die nächsten Aufgaben hin.

Wann beginnen die Vorbereitungen für den zweiten Saisonabschnitt in der Bundesliga – beginnend mit dem Nachholspiel Ende Januar in Wernigerode?

Sofort. Am 18. Dezember steht das erste Pokalspiel in dieser Saison gegen Bremen an. Anfang Januar absolvieren wir ein Trainingslager und dann geht es mit Vollgas in Richtung Rückrunde.

Mülheimerinnen wollen in diesem Jahr mindestens einen Titel gewinnen

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Dümptener Damenteam in dieser Saison?

Wir wollen mindestens einen Titel gewinnen – Pokal und/oder Meisterschaft.

Dann wünschen wir: Viel Erfolg dabei und frohe Weihnachten! Apropos: Haben Sie schon alle Geschenke beisammen – und wie feiern Sie in diesem Jahr Weihnachten?

Ich feiere Weihnachten in diesem Jahr ganz gemütlich mit der Familie. Einige Geschenke brauche ich noch, die Ideen dafür stehen aber schon fest.