Mülheim. Manche Mülheimer Vereine betreiben einen hohen Aufwand, um mit regelmäßigen Test zumindest ein minimales Angebot aufrecht zu erhalten.

Die Corona-Notbremse hat den ohnehin nur eingeschränkten Trainingsbetrieb im Mülheimer Sport teilweise wieder komplett lahmgelegt. Manche Vereine betreiben einen großen Aufwand, um ihr Angebot für Kinder unter 14 Jahren aufrechtzuerhalten. Verständnis für die Maßnahmen gibt es kaum.

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Am Montag verkündete der TuS Union 09 auf seinen Internetkanälen die erneute Einstellung des Trainingsbetriebs. Der Verein von der Südstraße sieht vor allen Dingen Schwierigkeiten darin, dass alle Trainer und Betreuer innerhalb von 24 Stunden vor der Einheit einen Corona-Test durchführen müssen. „Es ist schlichtweg nicht zumutbar. Wir alle wissen auch, dass das realistisch nicht umsetzbar ist“, heißt es in der Mitteilung.

Fußballvereine schließen sich vor der schwierigen Entscheidung zusammen

Im Vorfeld hatte sich Jugendleiter Ali Günay mit seinen Amtskollegen Dirk Schütz vom SV Raadt und Jürgen Bemerburg vom SV Heißen kurzgeschlossen. Beide Klubs trafen ebenfalls die schwere Entscheidung. „Es sind einfach zu viele offene Fragen, zum Beispiel welche Tests ich als Verein akzeptieren darf, um auf der sicheren Seite zu sein“, sagt Dirk Schütz.

„Die Übungsleiter brauchen Tests von anerkannten Teststellen“, erklärt Martina Ellerwald vom Mülheimer Sportservice. Tests aus der Schule reichten nicht aus. Die Kinder müssen sich nicht testen lassen. „Es ist aber kein Kostenfaktor für die Vereine. Im Gesetz steht, dass sich jeder mindestens einmal in der Woche, und bei Verfügbarkeit der Tests auch mehrmals kostenlos testen lassen kann“, erklärt die MSS-Leiterin.

Ohne kostenfreie Tests wäre es für die Vereine nicht zu leisten

„Ansonsten könnten die Vereine das ja auch gar nicht leisten“, findet Petra Reichel vom 1. Badmintonverein Mülheim. Der BVM versucht, im Sportpark Styrum und auf dem Platz vor der Ludwig-Wolker-Halle sein Training in Fünfergruppen fortzusetzen. „Ich finde es besonders klasse, dass unsere jungen Trainer das mitmachen“, lobt Reichel die Ehrenamtlichen.

Pro Gruppe stellt der Verein einen Übungsleiter, damit dieser nicht unter den verschiedenen Trainingsteams wechselt. Zwar seien mehrere Grüppchen parallel auf einem Platz, der BVM achte aber auf den geforderten Abstand.

Grün-Weiß-Trainer lässt sich mehrfach pro Woche testen

Auch der VfB Grün-Weiß trainiert mit seinem Badmintonnachwuchs aktuell unter freiem Himmel – auf dem Sportplatz am Kahlenberg. „Für die meisten Betreuer ist das kein Problem, aber unser Cheftrainer Vasily Kuznetsov muss sich mehrmals in der Woche testen lassen, um weiter die Einheiten durchführen zu können“, berichtet der Vereinsvorsitzende Sven Anstötz.

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Wirkliches Verständnis für die Reduzierung auf lediglich fünf Sportlerinnen oder Sportler hat unter den Vereinen kaum jemand. „Der Organisationsaufwand ist riesig und wenn mal ein oder zwei Kinder nicht können, stehst du da nur mit drei Leuten“, schüttelt Anstötz mit dem Kopf. Angreifen möchte er aber niemanden. „Da kann auch beim MSS oder MSB niemand was dafür“, weiß der Grün-Weiß-Chef.

Petra Reichel: "Jugendliche fallen komplett hinten rüber"

Ein Ärgernis für die Vereine ist auch die Altersgrenze. Die lag schon vor der Notbremse bei 14 Jahren. „Zurzeit darf nicht einmal unsere weibliche B-Jugend zusammen trainieren, weil einige bereits 15 Jahre alt sind“, berichtet Handballtrainer Peter van Doorn von Tura 05. „Die Jugendlichen fallen komplett hinten runter“, ärgert sich auch Petra Reichel vom BVM. „Ich hoffe, dass es dem DOSB gelingt, sich da ein bisschen mehr Gehör zu verschaffen“, sagt die Badmintontrainerin.

Allerdings haben die neuesten Maßnahmen das Problem nur noch verschärft. Denn nun dürfen nur noch Kinder unter 14 Jahren Sport treiben. „Da fällt wieder ein kompletter Jahrgang raus, das kann man den Kindern nicht mehr erklären“, findet Roman Opitz, Jugendleiter von Blau-Weiß Mintard. Er hat seinen Trainern freigestellt, ob sie die Einheiten durchführen wollen oder nicht. Opitz sagt ganz ehrlich: „Für mich klingt das wie ein Aufruf: lasst den Sport bleiben."

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