Mülheim/Amsterdam. Der HTC Uhlenhorst hat das Halbfinale der European Hockey League verloren. Timm Herzbruch wird beim Drama von Amsterdam zum tragischen Helden.
Die Zeit war schon abgelaufen, als Video-Schiedsrichterin Celine Marten-Schmets noch ein letztes Mal genau hinschaute – und einen Kontakt des Balls mit dem Bein von Timm Herzbruch im Kreis erkannte.
Timm Herzbruch suchte noch einmal das Gespräch mit den Unparteiischen, versuchte deutlich zu machen, dass der Ball nur seinen Schläger getroffen hatte. Es half nichts.
Beim Stand von 2:2 gab es noch einmal Ecke für Atletic Terrassa. Der Ball kam zu Paul Cunill, der nicht zögerte, abzog und traf. Mitten ins grün-weiße Uhlenhorster Herz. Der Traum vom Finale und dem ersten Titel nach 25 Jahren war nach dem 2:3 (0:1) ausgeträumt.
Fassungslosigkeit und Enttäuschung beim HTC Uhlenhorst
Jan Schiffer zog sich das Trikot über den Kopf, Lennart Küppers saß fassungslos vor seinem Tor, Nick Werner kniete zusammengekauert auf dem künstlichen Grün und Niklas Bosserhoff saß enttäuscht am Torpfosten – so wie einst Oliver Kahn nach dem verlorenen WM-Finale der deutschen Nationalmannschaft gegen Brasilien 2002.
Bitterer hätte es nicht laufen können, zumal die Uhlenhorster zuvor Moral bewiesen hatten, nach dem 1:2-Rückstand in Unterzahl noch den Ausgleich erzielt hatten und kurz davor waren, auch im vierten Halbfinale der EHL eine Entscheidung im Shoot-Out zu erzwingen.
Timm Herzbruch bringt den HTC Uhlenhorst in Führung
„Wir sind sehr geknickt, es ist unfassbar bitter. Die Entscheidung zur Ecke ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagte ein enttäuschter Trainer Thilo Stralkowski nach der Niederlage. Aber auch wenn er mit der einen oder anderen Schiedsrichterentscheidung nicht einverstanden war, wusste er einzuordnen, dass die Gründe für die Niederlage andere waren.
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Vor allem lag es daran, dass die Mülheimer nach einem starken ersten Viertel zunehmend die Kontrolle über das Spiel abgaben. Dabei war der Deutsche Meister stark gestartet, hatte viel Ballbesitz und setzte die Spanier unter Druck. Die Folge das 1:0. Ignasi Torras blockte eine Ecke von Jan Schiffer auf der Linie mit seinem Körper, den fälligen Siebenmeter verwandelte Timm Herzbruch sicher (11.).
Pfostenschuss lässt Spanier aufwachen
Uhlenhorst auch danach am Drücker, Malte Hellwig hätte noch auf 2:0 erhöhen können. In den letzten Sekunden der ersten Hälfte gab es dann eine Ecke für die Spanier, Josep Cunill traf zwar nur den Pfosten – es war aber so etwas wie die Initialzündung für Atletic Terrassa.
Mit Beginn des zweiten Viertels übernahmen die Gelb-Schwarzen immer mehr die Spielkontrolle, zunächst konzentrierten sie sich aber darauf, die Uhlenhorster Offensive auszuschalten. Torchancen waren entsprechend auf beiden Seiten Mangelware.
Terrassa gleicht aus dem Getümmel aus
Das änderte sich aber in der zweiten Halbzeit. Terrassa weiter spielbestimmend, Uhlenhorst schwächte sich durch Grüne Karten immer wieder selbst. Erst erwischte es Till Brock, dann Max Godau.
Trotzdem hielt die Uhlenhorster Führung – bis zur 42. Minute. Joaquim Malgosa traf den Ball bei seinem Schussversuch zwar nicht richtig, fand aber immerhin seinen Mitspieler Jordi Bonastre, der sich im Gewühl gegen Jan Schiffer und Nick Werner durchsetzte und die Kugel über die Linie drückte. Der Ausgleich.
Uhlenhorst beendet das Spiel in Unterzahl
Und Terrassa drückte auch im Schlussviertel – das am Ende wild werden sollte. Tobias Matania sah fünf Minuten vor dem Ende die Gelbe Karte – er hatte den Ball nach dem Pfiff des Schiedsrichters noch geschlagen. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung.
Uhlenhorst musste das Spiel in Unterzahl zu Ende bringen und wehrte sich Tapfer. Nach einem von mehreren Videobeweisen gab es zwei Minuten vor Ablauf der 60 Minuten korrekterweise noch einmal Ecke für die Spanier, Nick Werner hatte den Ball an den Fuß bekommen. Paul Cunill verwandelte zum 2:1.
Mülheim setzt alles auf eine Karte – und gleicht aus
Thilo Stralkowski und sein Co-Trainer Johannes Schmitz gingen All-in, nahmen Goalie Lennart Küppers vom Feld und wurden für ihren Mut belohnt. Der wiedergenesene Till Brock zog in der 59. Minute noch einmal eine Ecke, Timm Herzbruch verwandelte die Variante nach Ablage von Niklas Bosserhoff zum 2:2. Jubel in Grün-Weiß – es deutete alles auf ein Shoot-Out hin. Bis zur kniffligen Szene mit Timm Herzbruch – der Rest war Uhlenhorster Trauer.
„Leider haben wir nach dem starken ersten Viertel, in dem wir den Gegner total dominiert haben, zu fahrig gespielt und Terrassa stark gemacht“, kommentierte Thilo Stralkowski. Trotzdem sprach er seinen Jungs ein Kompliment aus: „Wir haben Courage gezeigt, sind nach dem 1:2 noch einmal super zurückgekommen.“
Spiel um Platz drei gegen den Royal Club Leopold
Bei allem Frust gibt es am Ostersonntag (16 Uhr) aber zumindest noch die Bronzemedaille zu gewinnen. Im Spiel um Platz drei geht es dann gegen den Royal Club Leopold.
Die Belgier hatten im ersten Halbfinale nicht weniger dramatisch gegen den HC Bloemendaal aus den Niederlanden im Shoot-out verloren. Das Finale zwischen Bloemendaal und Terrassa steigt am Montag (16 Uhr).
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