Mülheim. Der Kanupolo-Bundesligaspieler von den Mülheimer Kanu- und Skifreunden hat in seinem neuen Job viel vor - und hofft auf die Bundesliga.

Wenn Jonathan Thomas über seinen Sport spricht, ist jedem Satz die Sehnsucht und die Vorfreude darauf zu entnehmen.

Denn der 26-jährige Mülheimer ist nicht nur Kanupolo-Bundesligaspieler bei den Mülheimer Kanu- und Skifreunden, er hat sich zusätzlich einer neuen anspruchsvollen Aufgabe angenommen: der U21-Nationalmannschaft.

Jonathan Thomas stieg mit neun Jahren bei den Mülheimer Kanu- und Skifreunden beim Kanupolo ein

Bereits mit drei Jahren wechselte Thomas den Main gegen die Ruhr ein, als seine Familie von Frankfurt nach Nordrhein-Westfalen umzog. In Mülheim wuchs er auf, machte sein Abitur am Gymnasium Broich und kickte lange Zeit beim Mülheimer SV 07.

Seine sportliche Passion fand der heutige Sportwissenschaftler und sportpädagogische Mitarbeiter beim Mülheimer Sportservice für den Stadtteil Styrum allerdings nicht auf dem Fußballplatz, sondern auf dem Wasser. „Mein Bruder hat damals mit Kanuwandern angefangen und etwas gepaddelt. Dann hat sich die Kanupolo-Abteilung gegründet. Er ist dort eingetreten und ich bin mit neun Jahren dazugekommen“, sagt Thomas.

Zwischenzeitlich in Duisburg und in Bergheim

Schnell war seine Begeisterung geweckt und sein Talent erkennbar. „Wir waren in der Jugend immer ganz gut. Und in meinem ersten Herrenjahr haben wir 2012 auch den Aufstieg in die Bundesliga geschafft und uns da ein Jahr gehalten“, blickt Thomas, der als junger Erwachsener bereits eine Jugendmannschaft bei den Mülheimern trainierte und der sogar fünf Jahre lang im erweiterten Kader der U21-Nationalmannschaft stand, zurück.

Nachdem im zweiten Jahr der Abstieg der Mülheimer dann aber doch nicht mehr zu verhindern war, suchte Thomas erst einmal sein Glück in der Ferne, spielte für den 1. Meidericher Kanu-Club und den Kanu-Klub Pirat Bergheim.

Mittlerweile fest in der Kanupolo-Bundesliga etabliert

„Ich habe da Bundesligaerfahrung bei besseren Teams gesammelt, irgendwann aber doch den Entschluss gefasst, wieder zurückzukommen, weil mir das Mannschaftsgefühl hier so gut gefallen hatte“, so Thomas, der zu der Zeit an der Sporthochschule in Köln studierte und auch in der Millionenstadt wohnte.

Und dann war da noch das Argument, dass seine ehemaligen Schützlinge aus der Jugend in die Seniorenmannschaft, die mittlerweile in die dritte Liga abgestiegen war, drängten.

„Da dachte ich mir, dass sie großes Potenzial haben und nun eine neue Chance besteht. Wir sind auch direkt wieder in die zweite Liga und kurz danach in die erste Liga aufgestiegen“, sagt Thomas. In dieser spielen die Mülheimer bis heute und Thomas ist weiterhin ein fester Bestandteil des Kaders.

Der Trainerposten bei der U21-Nationalmannschaft ist auch für Jonathan Thomas eine Chance

Weil ihm das allerdings nicht ausreicht und er sich bereits seit längerer Zeit wieder mit dem Gedanken auseinandersetzte, seine Expertise wieder als Trainer weiterzugeben, wurde er auf eine Stellenanzeige des Deutschen Kanu-Verbandes aufmerksam und bewarb sich einfach einmal.

Kurze Zeit später hatte er den Job, auch weil er als ehemaliger Landestrainer der Schülerauswahl Nordrhein-Westfalens kein Unbekannter beim Verband war. „Die Kanupolo-Szene ist eng und familiär. Dadurch kennt man sich. Ich finde die Aufgabe super interessant und sie bringt mich auch weiter. Da dachte ich mir, dass ich die Chance ergreifen möchte“, so Thomas.

Der Kader muss neu zusammengestellt werden

Seit dem 1. Dezember ist er nun offiziell Trainer der deutschen U21-Auswahl und muss mitten in der Corona-Krise und dem Lockdown nun erst einmal Netzwerkarbeit betreiben. Denn ein Großteil des bisherigen Nachwuchskaders hat die Altersgrenze überschritten und steht daher für Thomas nicht mehr zur Verfügung.

„Als ich die Mannschaft übernommen habe, waren nur noch elf Spieler aus dem alten Kader dabei. Sechs bis sieben Stammspieler sind aufgrund des Alters ausgeschieden. Deswegen habe ich Kontakt zu den Landestrainern aufgenommen und mir Spieler empfehlen lassen, weil ich aktuell ja auch niemanden beobachten kann“, sagt der Mülheimer.

Im März soll das erste persönliche Treffen möglich sein

26 Spieler ab 15 Jahren hat er nun erst einmal in seinen Kader berufen und sie in einem Online-Trainingslager samt Kraft- und Lauftest kennengelernt. Das erste persönliche Kennenlernen ist für Ende März angesetzt, auch um den Spielern ein Signal zu setzen, dass es weitergeht.

„Ich hoffe, sie bald in Aktion zu sehen. Fitness ist dabei sehr wichtig, quasi der Grundbaustein, da der Sport auch professioneller geworden ist. Es ist nicht so, dass du ein, zwei Mal in der Woche trainierst und dann ein Bierchen trinken gehst. Aber dennoch ist Kanupolo einfach ein Teamsport“, so Thomas, der seine Auswahl langfristig wieder auf 16 Akteure reduzieren möchte. „Ich möchte aber auch mal junge Leute mitnehmen, die in die Mannschaft reinwachsen können und so Erfahrung auf hohem internationalem Niveau sammeln", so Thomas.

In der Bundesliga könnte er Gegner und Trainer zugleich sein

Das können seine Schützlinge möglicherweise auch bald in der Bundesliga. Denn durch die Corona-Pandemie und die dadurch erschwerte Einreise von ausländischen Spielern könnten die Talente ins kalte Wasser geworfen werden.

Thomas, der dann die Rolle des Gegenspielers und des Trainers gleichzeitig einnehmen könnte, hofft zumindest darauf und sagt: „Für mich ist es ein Vorteil, dass ich auch in der Bundesliga spiele, auch wenn es eine enorme zeitliche Belastung ist und ich ohne Corona im Sommer von vier Monaten vielleicht ein Wochenende frei hätte. Aber man ist auf dem besten Stand bezüglich der Taktiken und kann den Sport besser verstehen. Ich finde, man sollte der Jugend Perspektiven aufzeigen und sie spielen lassen. Die deutsche Liga ist super, aber sie lebt auch von den Spielern, die nachrücken.“

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