Saarn. Fast 90 Minuten lang stand TuSpo Saarn gegen den Duisburger FV unter Druck. Aus der Niederlage können die Grün-Weißen nur lernen.
Was der TuSpo Saarn am Sonntag gegen den FV Duisburg 08 auf der Bühne der Fußball-Bezirksliga erlebte, hätte Johann Wolfgang Goethe wohl mit „Die Leiden der jungen Saarner“ beschrieben. In der Hauptrolle: Saarns Torhüter Dennis Töpfer.
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Denn trotz des ersten Sieges in der Vorwoche und dem neuen, erfolgversprechenderem System mit einer Vierer-, statt einer Fünferkette, verspürte der Bezirksliga-unerfahrene Aufsteiger aus Saarn gegen die Duisburger den Großteil der 90 Minuten vor allem eins: Druck. Am Ende setzte es eine 1:3 (0:0)-Niederlage.
TuSpo Saarn bekommt Duisburgs linke Seite nicht in den Griff
Der FV legte von Anpfiff an eine aggressive Grundhaltung an den Tag und kaufte Saarn schnell den Schneid ab. Schon nach wenigen Minuten verfehlte Duisburgs Kapitän Abdoulaye Sall mit einem Volleyschuss nach einem sehr langen und einfachen Ball aus der eigenen Abwehrreihe nur knapp das Saarner Gehäuse. Ein erster Annäherungsversuch, dem weitere – in der Anfangsphase teils im Minutentakt – folgen sollten.
Immer wieder setzten sich Sall und Rechtsverteidiger Frederick Ansah auf der Duisburger linken Offensivseite mit Robustheit und Geschwindigkeit durch und brachten Saarn in Verlegenheit, was nach der Partie auch TuSpo-Trainer Christian Werle, der Thomas Stedter vertrat, anerkannte.
Duisburger FV betreibt Chancenwucher
Aber auch ein Distanzversuch von Aiyoub Andich oder die gefährlichen Schnittstellenpässe die Saarns Erik Link mit vollem Einsatz und einer Grätsche gerade noch abfing, sorgten für enorme Gefahr. Die Duisburger brannten ein Feuewerk ab, welches nach 20 Minuten seinen Höhepunkt fand: Erneut durchschnitt Sall auf der linken Seite die Saarner Abwehr wie weiche Butter.
Sein Schuss klatschte an den Pfosten, im Strafraum legte Egzon Krasniqi den Abpraller aus zentraler Position noch einmal auf Andich ab, dessen Schüsse jedoch in allerhöchster Not und mit vereinten Kräften von den Männern in Grün und Weiß abgefälscht wurden – auch weil Andich die nötige Konsequenz vermissen ließ und er einen Mittelweg suchte. In seinen Abschlüssen war sowohl etwas von dem Motto „Den Gegner mit Wucht mit ins Tor schießen“ als auch etwas von einem versuchten clever platzierten Schlenzer. Beides zusammen funktionierte aber nicht. Es war weder Fisch noch Fleisch und so blieb das Tor-Leckerbissen aus.
Die Saarner lernten, was Leiden bedeutet und bekamen ihre eigenen Qualitäten kaum aufs Feld. Die körperliche Überlegenheit im Mittelfeldzentrum konnte selten ausgespielt werden, der Mix aus Robustheit und Laufstärke, den die beiden Stürmer David Nipken und Felix Milos mitbringen, sorgte zunächst für keine Gefahr. Immer wieder rettete Keeper Dennis Töpfer, ein Abseitspfiff des Schiedsrichters oder das Aluminium.
TuSpo Saarn verpasst die Chance, die das Spiel komplett verändert hätte
Doch manchmal reicht ein einziger Moment und ein Spiel kippt komplett. So auch fast am Sonntag. Saarns bester Mann auf dem Feld - Julien Wolterhoff - setzte sich auf dem linken Flügel durch und flankte passgenau auf den Schädel von Strafraumstürmer Nipken, der sich im Zentrum von zwei Gegenspielern, die nur auf den Ball schauten, freigestohlen hatte. Sein Kopfball aus zehn Metern ging aber knapp über das Tor.
Dieser Mutbringer in der 25. Minute sorgte für ein kurzes Aufbäumen Saarns, das kurz darauf eine weitere gute Chance verbuchte. Nach einer Standardsituation gewann Nipken den zweiten Ball und legte ihn ab auf Thore Uteg. Dessen Volleyschuss lenkte Duisburgs Torhüter Mehmet Coskun, der auf der Linie stark, in der Luft aber schwach agierte, zur Ecke.
Saarn hatte Lunte gerochen und warf sich nun in jeden Zweikampf, vorne wie hinten. Im Duisburger Strafraum kam es zum Zusammenprall zwischen Coskun und Marcel Spennhoff, der infolgedessen durch Atemprobleme und Schmerzen an der Rippe auch ausgewechselt werden musste. Saarn forderte Strafstoß, Schiedsrichter Vincenzo Tarantino entschied sich dagegen. Auf der anderen Seite ging Duisburgs Elias Hadid gleich an drei Grün-Weißen vorbei, die daraufhin aber kollektiv zur Grätsche ansetzten und mit vereinten Kräften den Ball abwehrten.
Dennis Töpfer in Hochform
Duisburg setzte noch einmal zur Schlussoffensive in der ersten Hälfte an und schoss Töpfer nun so richtig warm. Gleich vier Mal rettete er in höchster Not, flog schier unüberwindbar durch sein Tor und verdiente sich definitiv ein Fleißkärtchen.
Es war eine unglückliche Liebesbeziehung Saarns zum Fußball im 45-Minütigen ersten Akt. Und wie bei Goethe wurde es am Ende gar noch zur Tragödie.
Und das, obwohl die zweite Hälfte auf dem Feld eigentlich weniger spannend war, in den Strafräumen aber endlich mehr Konsequenz an den Tag gelegt wurde.
In der zweiten Hälfte wird der Duisburger FV nervös
Zunächst war es das gleiche Bild. Die Duisburger rannten an und waren spielbestimmend, doch weiterhin zeigten sie auch Unvermögen vor dem Saarner Tor. Mehrmals flog die Kugel brandgefährlich durch den TuSpo-Strafraum, fand aber nie den richtigen Abnehmer.
Saarn, dass nach Spennhoff auch Gero Hiegemann verletzungsbedingt auswechseln musste, verteidigte und versuchte im Konterspiel Nadelstiche nach vorne zu setzen. Bei der eigentlich als Flanke gedachten Hereingabe Wolterhoffs, nach schöner Kombination über Junk und Mehler, hatte Duisburgs Coskun einige Probleme, wehrte den Ball aber ab.
Der FV wurde immer nervöser und kam auch nicht mehr ganz so häufig in den Saarner Sechzehner. Sall nahm sich eine kleine Auszeit und die nun gespielten Chipbälle aus dem Mittelfeld wurden abgewehrt, auch weil Duisburg es plötzlich ohne Erfolg mehr über das Zentrum probierte.
Als Duisburgs Ahmed Ammari den Ball im Strafraum völlig frei aus fünf Metern links am Tor vorbei schob, und Schiedsrichter Mehler dem FV kurz darauf einen durchaus pfeifbaren Strafstoß verwehrte, hatte sich Saarn einen psychologischen Vorteil erarbeitet - was sich auch an den Rufen innerhalb der Duisburger Mannschaft erkennen ließ. Sowohl Coskun als auch Furkan Taskan versuchten, ihre Vordermänner zu beruhigen und sie daran zu erinnern, dass immer noch Zeit blieb.
Vier Tore in den letzten 15 Minuten
Dennoch lief sie ihnen davon, ein torloses Remis war für Saarn plötzlich möglich, wenn es auch sehr glücklich gewesen wäre. Dann brach der Damm aber doch noch. Einmal mehr setzte sich Kayhan Erol auf der linken Duisburger Seite durch. Seinen Schuss aus spitzem Winkel konnte Töpfer nur nach vorne abwehren. Dort stand Andich, der nur noch zum hochverdienten und vielumjubelten Führungstreffer einschieben musste (75.).
Saarn war nun gefordert und musste aus der kräftezehrenden Abwehrschlacht einen ebenso anstrengenden Sturmlauf machen, weshalb Coach Werle aus dem 4-4-2-System auch ein 3-5-2 machte. Immer wieder wurde Wolterhoff auf links freigespielt, seine Hereingaben waren jedoch nicht genau genug.
So setzten die Duisburger zum Schlussakt an. Einen eigentlich bereits geklärten Ball, holte sich Sall zurück und bediente in der Mitte den unbedrängten Burak Öktem, der zum 2:0 traf (85.). Die Partie war entscheiden, auch wenn Saarn tatsächlich noch einmal alle Kräfte bündelte und nach Wolterhoff-Flanke durch Sven Mehler auf 1:2 verkürzte (89.). Ein Remis war aber nicht mehr drin, vielmehr sorgte Ammari in der Nachspielzeit mit dem 3:1 für den fallenden Saarner Vorhang (94.).
Saarns Trainer Christian Werle blieb am Ende nichts anderes übrig, als den verdienten Sieg „neidlos“ anzuerkennen. „Der FSV war spielerisch besser und der Sieg ist verdient. Unser Anschluss kam zu spät. Wenn wir das 1:1 machen, haben wir vielleicht eine Chance“, so Werle, der auch gesteht, dass Saarn aktuell „viel Lehrgeld“ bezahlt. Werle: „Der Unterschied von der Kreisliga A zur Bezirksliga ist da. Das merken gerade die jungen Spieler. Wir haben schon vorher gesagt, dass die Saison bei uns fitnesstechnisch ab dem dritten Spieltag beginnt. da fehlt noch etwas, das war heute auch zu merken.“
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