Mülheim. Kevin Klewer (34) ist fast sein ganzes Leben lang Mitglied bei RW Mülheim. Nun spricht er über wichtige Mitspieler und ein besonderes Spiel.
Kevin Klewer sitzt auf dem Kunstrasenplatz an der Bruchstraße und schwelgt in Erinnerungen an bald 30 Jahre beim SV Rot-Weiß Mülheim, als nach und nach die ersten Spieler der Ü32 zum Training eintrudeln. „Zieh die Schienbeinschoner an, bald bin ich auch wieder dabei“, verspricht Klewer seinem ersten Kapitän Michael Hoge. Bei den Alten Herren sind sie bald wieder Teamkollegen und für Klewer kommen zu den vielen spannenden RWM-Geschichten weitere hinzu.
Seit wann er Mitglied bei den Rot-Weißen ist? Da muss der 34-Jährige gar nicht lange überlegen: „5.10.91. Das kann ich mir so gut merken, weil mein bester Freund an dem Tag Geburtstag hat. Außerdem hängt die Urkunde im Wohnzimmer.“
Freunde sind noch heute im Mülheimer Fußball aktiv
Mit seinen guten Freunden Martin Berndsen und Daniele Autieri trat er in die F-Jugendmannschaft ein. „Da haben wir vier Jahre lang gespielt, weil es keine Bambini gab“, erzählt Klewer. Berndsen trainiert heute die zweite RWM-Mannschaft, Autieri ist Co-Trainer beim MFC 97.
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Die Wege trennten sich, als Autieri als guter Torwart zu Rot-Weiß Oberhausen ging und Klewer wegen einer Rheuma-Erkrankung meistens in der zweiten Mannschaft der jeweiligen Altersklasse eingesetzt wurde. „Meine Jugendzeit war ohnehin nicht so überragend. Wir waren ein paar Mal in der Leistungsklasse, sind aber auch mal abgestiegen“, bilanziert Klewer.
Kevin Klewer wurde schon mit 15 Jahren Trainer
Also übernahm der Mülheimer schon mit 15 Jahren seine erste Jugendmannschaft als Trainer. Gemeinsam mit Uwe Hartmann coachte er die Bambini und begleitet das Team acht Jahre lang. Seine Schützlinge waren zum Beispiel Pierre Hirtz oder das neue Mintarder Trainerduo Fabio Audia und Tim Meyer. Darüber hinaus betreute Klewer mit seinem Vater Frank die Stadtauswahl und erreichte mit ihr bei der Ruhrolympiade sogar das Finale gegen Bochum.
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Die Beziehung zwischen den beiden Klewers ist ohnehin eine besondere. „Mein Vater ist noch fußballverrückter als ich“, sagt Kevin Klewer. „Er war glaube ich bei fast allen Spielen von mir dabei.“ Seit dem zweiten Jahr unter Jürgen Klopp besuchen die beiden Mülheimer als Dauerkarteninhaber regelmäßig die Spiele von Borussia Dortmund.
Gemeinsam mit dem Vater auf dem Platz
Als Klewer senior nach dem Weggang von Dirk Pusch noch einmal als Torwart in der Bezirksliga aushalf, war das für seinen Sohn ein emotionaler Höhepunkt. „Mit meinem Papa gemeinsam auf dem Platz zu stehen, war unbeschreiblich, das kann mir keiner mehr nehmen“, erzählt er.
Dass Kevin Klewer überhaupt in der ersten Mannschaft der Rot-Weißen spielte, war mehr oder weniger die Schuld von Marcus Herrschaft. Der damalige Trainer und spätere Vorsitzende sprach ihn in der Winterpause seines zweiten A-Jugendjahrs an. Schon seit der B-Jugend hatten Klewer und seine Mitspieler Kontakt zur ersten Mannschaft. „Wir sind zu Auswärtsspielen mitgefahren oder haben in der Halle grenzwertig viel Konfetti geschmissen“, erinnert er sich.
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Mitspieler prägten den Mülheimer nicht nur auf dem Platz
Nun war er selbst mit dabei. Nach zwei Trainingseinheiten berief ihn Herrschaft in den Kader – und gleich in die Startformation. Und das auf ungewohnter Position im rechten Mittelfeld. „Ich war scheiße nervös“, weiß der Verteidiger noch wie heute. Aber die gestandenen Spieler des Teams, etwa Daniel Weinbach oder Frank Erward, beruhigten den Junior. „Sie haben mich über all die Jahre persönlich geprägt, längst nicht nur beim Fußball“, sagt Klewer. Bis heute sind enge Freundschaften zu den Mitspielern entstanden.
Auch deswegen wollte der Abwehrspieler nie weg von der Bruchstraße. „Im ersten A-Jugendjahr hatte ich mal ein Probetraining beim RSV, aber das war’s.“ Zeitweise verbrachte er halbe Tage auf der Anlage in Eppinghofen – entweder als Spieler oder als Jugendtrainer. „Manchmal war ich sogar beim Torwarttraining von Günter Mensak dabei, obwohl ich gar kein Torwart war“, lacht er heute. Dass bei den Jahreshauptversammlung oft Personen geehrt werden, die schon 50 Jahre oder länger bei RWM sind, hat ihn immer tief beeindruckt.
Kapitänsamt war für Klewer „eine Riesenehre“
Als die erfahrenen Spieler wie Erward, Weinbach oder Frank Bollmann die erste Mannschaft verließen, war das für Kevin Klewer keine leichte Zeit. Vor allem die beiden Kapitäne Erward und Weinbach setzten sich dafür ein, dass Trainer Hatem Guerbouj Klewer zu ihrem Nachfolger machte. „Das war eine Riesenehre für mich“, sagt er.
Im September 2016 wurde die Laufbahn aber jäh unterbrochen, als sich Klewer in Schonnebeck schwer verletzte und die Kniescheibe brach. Über ein Jahr lang musste er pausieren. „Ich musste Gehen und Rennen neu lernen“, berichtet er. Seitdem absolvierte er nur noch vier Spiele für die erste Mannschaft von Rot-Weiß.
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Die beiden letzten Tore in Derbys erzielt
Die letzte Saison hat er dennoch in guter Erinnerung, vor allem, weil er seine letzten beiden Tore in Derbys gegen Mintard und den MSV 07 schoss. „Jetzt war ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören“, sagt Klewer. Denn es stehen neue Aufgaben an. Ende des Jahres wird er Vater.
„Seinem“ RWM wird er als Spieler der Ü32 aber erhalten bleiben. Dennoch denkt Platzwart Günter Mensak wohl an die alte erste Mannschaft, als er Klewer und den Fotografen dieser Zeitung aus einiger Entfernung beobachtet und sagt: „Noch so einer, den wir vermissen werden.“
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