Mülheim. Kevin Domnick musste die Konzentration und das Fitnesslevel während der Corona-Pause hoch halten. Dann warteten Geisterspiele und Coronatests.
Die Bundesliga ist zu Ende, der DFB-Pokal ausgespielt. Nach dem letzten Spieltag der dritten Liga hat auch Kevin Domnick Sommerpause.
Mülheims ranghöchster Schiedsrichter kann ausgerechnet dann durchatmen, wenn es für viele seiner Kollegen im Amateurbereich mit den ersten Testspielen ganz langsam wieder losgeht. Was er den anderen Unparteiischen rät und wie er selbst die Corona-Pause erlebt hat, verriet der 29-Jährige im Interview.
Hallo Herr Domnick, können Sie sich noch erinnern, welches Spiel sie am Wochenende nach der Saisonunterbrechung pfeifen sollten?
Ich glaube ich sollte Rot-Weiss Essen in der Regionalliga pfeifen (gegen Schalkes U23, Anm. d. Red.). Zwei Minuten nach der Absage habe ich die Ansetzung für ein Freundschaftsspiel bekommen, das aber dann auch nicht mehr stattgefunden hat.
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Wie sieht in normalen Zeiten Ihr Rhythmus aus? Pfeifen sie an jedem Wochenende ein Spiel?
In der Regel schon. Beziehungsweise bin ich im Moment vor allem als Assistent in der dritten Liga aktiv. Ich fahre daher nahezu jedes Wochenende, einen Tag vor dem eigentlichen Spiel zu einem Spielort der dritten Liga, weil man dort immer einen Tag vorher anreisen muss. Ich setze mich dann meistens in den Zug oder Flieger und reise zum jeweiligen Spielort. Mein letztes Spiel war am 8. März in Halle, gegen Ingolstadt.
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Danach kam der Lockdown. Wie erlebt man als Schiedsrichter diese Pause?
Die Kunst war es, die Konzentration hochzuhalten und fit zu bleiben, das heißt weiterhin sein normales Trainingspensum abzuspulen. Man wusste ja, dass es irgendwann weitergeht. Es war ja relativ schnell klar, dass der professionelle Fußball fortgesetzt werden würde. Aber gerade in der dritten Liga hat es lange gedauert, bis der endgültige Zeitpunkt feststand. Das heißt, man konnte auf kein konkretes Datum hinarbeiten, was sich bei mir immer auf die eigene Motivation auswirkt.
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Was war denn anders als in einer Sommerpause? Haben Sie sich speziell vorbereitet?
Für mich war es wie eine disziplinierte Sommerpause. Sonst kann man es zwischen zwei Saisons auch mal etwas lockerer angehen und sich ein wenig gehen lassen (lacht), aber als jetzt beim guten Wetter die ersten Lokale wieder geöffnet haben, konnte ich mich nicht einfach mit Freunden in einen Biergarten setzen.
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Am 30. Mai begann die 3. Liga schließlich wieder. Wie haben Sie diesen Neustart erlebt?
Ich musste auch regelmäßig einen Corona-Test machen – mit den Spielern zusammen, weil wir zu einem geschlossenen System gehörten. Die Tests konnte ich bei den Vereinen in der Region, also beispielsweise in Dortmund, Bochum und Duisburg machen. Wäre ich positiv gewesen, wäre ich sofort abgesetzt worden.
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Welche Auflagen gab es rund um die Spiele selbst?
Wir mussten getrennt anreisen, mit dem eigenen PKW, also auch nicht mit einem Mietwagen. Im Stadion durfte man sich nur mit Maske bewegen, musste sich permanent desinfizieren und durfte sich nicht die Hand geben.
Wie haben Sie das erste Spiel auf dem Platz erlebt?
Am Anfang war es schon komisch. Im Spiel ist man irgendwann drin und hört auch in einem vollen Stadion nicht wirklich, was da gesungen wird. Man nimmt es eher wie ein permanentes Rauschen wahr. Das fehlte jetzt natürlich. Dafür konnte man auch im TV sehr gut wahrnehmen, was alles geredet und gerufen wird.
Hat das denn die Spielleitung in irgendeiner Weise beeinflusst?
Das eigentlich nicht. Es hat sich bloß wie ein erster Spieltag angefühlt. Das Schwierige ist, dass von den Schiedsrichtern alle sofort wieder hundert Prozent Leistung erwarten.
In diesen Tagen gehen am Niederrhein die ersten Testspiele im Amateurbereich über die Bühne. Was raten Sie ihren Schiedsrichterkollegen?
Sie sollen sich drauf freuen, dass es wieder losgeht. Genießt die Spiele, es kann auch immer noch schnell wieder vorbei sein.