Mülheim/Witten/Essen. Aufgrund des Coronavirus sind die Ruderer in Mülheim und Witten gestrandet. Nun gibt es Überlegungen, wie die Bundesliga weitergehen könnte.

Vor, zurück, vor, zurück. Auch wenn man nicht viel mit dem Rudersport zu tun hat, sind diese Befehle durchaus bekannt - und sei es nur im Zelt beim Schützenfest. Alltag sind sie eigentlich für die Ruderer vom Wassersportverein Mülheim und von Ruder-Club Witten. Doch aktuell ist auch ihr Sport aufgrund des Coronavirus gestrandet. Wann es wieder ins kühle Nass geht, ist völlig unklar.

Beim Ruder-Club Witten kann nur in Kleingruppen trainiert werden

„Auch wir sind sehr stark von der Situation rund um das Coronavirus betroffen“, sagt Henning Sandmann, Trainer des Bundesligaachters aus Witten. Aktuell könne nur in Kleingruppen trainiert werden, der Schwerpunkt liegt auf individueller Arbeit.

„Die Jungs gehen auf das Ruderergometer und machen etwas zu Hause. Es ist ein Problem, richtig einzusortieren, wie es weitergeht“, so Sandmann.

Wassersportverein Mülheim wollte eigentlich ins Oster-Trainingslager

Ein paar Kilometer weiter, beim Ruderclub Mülheim sieht die Situation ganz ähnlich aus. „Aktuell ist es bei der Rennrudergemeinschaft so, dass alle im Heimtraining sind, weil der Verein bis zum 19. April komplett geschlossen ist.“, beschreibt Niklas Burkert-Scholz die Situation.

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Es gebe eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, in die tägliche Aufgaben reingestellt werden und jeder trainiert zu Hause mit einem Ergometer.

„Es ist schwierig. Das Highlight für sie ist die Deutsche Meisterschaft Ende Juni. Da ist es noch nicht klar, ob sie stattfindet, oder nach hinten verlegt wird. Aber noch sind alle motiviert und geben weiter Gas, das ist positiv zu sehen. Auch wenn wir eigentlich über Ostern ins Trainingslager gefahren wären. Da fehlt schon einiges an Ruderkilometern.“

Nicht nur der Nachwuchs ist kräftig im Home-Office am Schwitzen, auch die Bundesliga-Ruderer machen Kilometer auf dem Rennrad oder am Ergometer. Das ist zwar gut, ein wirklicher Ersatz sieht aber anders aus. „Wichtig sind die Kilometer auf dem Achter und die können wir aktuell nicht machen“, klagt Burkert-Scholz.

Kettwiger Rudergesellschaft trifft sich virtuell

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Das ist auch bei der Kettwiger Rudergesellschaft nicht anders. Boris Orlowski, der Trainingsleiter in Kettwig ist und zugleich Liga-Manager der Ruderbundesliga, ist gleich doppelt involviert. „Wir haben in Kettwig den gesamten Sportbetrieb geschlossen, es ist komplett verrammelt“, so Orlowski.

Die Top-Athleten haben Ergometer und Hantelstangen mit nach Hause bekommen, zusätzlich treffen sie sich virtuell, fahren über das Internet mal gegeneinander oder gehen in Zweiergruppen Fahrrad fahren.

„Wir ermuntern sie, sich fit zu halten. Aber die Aussicht, dass der Wettkampfsport bald weitergeht, ist ausgeschlossen“, Für den Monat Mai ist schon alles abgesagt. Und im Verband wird abgewartet, was passiert, was der Bund sagt, wie es ab dem 19. April weitergeht“, blickt Orlowski voraus.

Ist eine reine Herbstliga die Lösung?

Eigentlich sollte der erste Renntag am 23. Mai in Frankfurt stattfinden. Doch der wurde bereits abgesagt. Und auch die weiteren Termine stehen in der Schwebe.

„Alle hoffen, dass es weitergeht“, sagt auch Wittens Sandmann und verrät: „Es gibt Überlegungen im Ruderverband, die Liga als reine Herbstliga zu fahren und ein paar Termine dazwischen zu packen. Das Problem ist nur, dass man beim Rudern auch die Regattastrecken haben muss. Es ist doch mit einem sehr hohen Aufwand verbunden.“

Es gibt viele Aspekte, die für die Bundesliga zu beachten sind

Das bestätigt auch Orlowski. „Wir können aktuell nicht agieren, sondern nur reagieren. Internationalen Rudersport halte ich in diesem Jahr für so gut wie ausgeschlossen“, sagt Orlowski. National sieht es aber eventuell anders aus: „Natürlich habe ich in der Schublade einen Plan, wie es gehen könnte. Ich bastel daran, dass - wenn es denn zu realisieren ist - zwischen August und Oktober vier statt fünf Termine stattfinden“, so Orlowski, der dabei aber in einer schwierigen Gemengelage steckt.

„Es gibt so viele Stolpersteine“. Zum Beispiel die Träume, die platzen, wenn die Saison direkt beendet wird, oder auch Volksfeste wie das Maschseefest in Hannover. Sollte dies aufgrund des Coronavirus nicht stattfinden, ist die Frage, ob es realistisch ist, in Hannover zu starten, oder ob ein Ausweichstandort gefunden werden muss. „Es wird auf jeden Fall keine vergleichbare Regatta-Saison werden, wie die vergangenen Jahre.“

Ein weiterer Aspekt sind die Finanzen. „Wenn Corona vorbei ist und wir die Möglichkeit haben, müssen wir auch Wettkampfsport anbieten“, so Orlowski. Denn: „Die Vereine sind auch von ihren Mitgliedern abhängig und die zahlen keinen Beitrag für nichts. Deswegen halte ich es aktuell auch für nicht richtig, das ganze Jahr abzusagen.“

„Die ersten Renntage wird für sich entscheiden, wer aktuell am besten trainiert“

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Bei all der Schwierigkeit eint immerhin eins die Ruderer: Aktuell kann kein Achter trainieren. Das ist für Burkert-Scholz „relativ positiv. Die ersten Renntage wird für sich entscheiden, wer im Winter schon die Grundlagen geschaffen hat und jetzt aktuell am besten trainiert.“

Sandmann schlägt in die gleiche Kerbe und hebt zugleich den Wert der Gesundheit hervor: „Das Problem haben alle. Rudern ist eine schöne Sache - aber eben auch eine schöne Sache nebenbei. Man verdient damit kein Geld, wir wollen alle gesund bleiben. Wenn die Saison in die Hose geht, haben wir eben Pech gehabt.“

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