Mülheim. Kein Verantwortlicher möchte einen Schnellschuss riskieren. Einige von ihnen schlagen sogar den Verzicht auf die Saison 20/21 vor.
Als am Freitag die Aussetzung der Amateurfußballsaison auch über den 19. April hinaus bekanntgegeben wurde, war das längst keine Überraschung mehr. Auch die Mülheimer wissen: sie müssen noch eine ganze Weile auf ihr liebstes Hobby verzichten.
„Ich glaube nicht, dass wir das bis in den Herbst in den Griff kriegen“, sagt Peter Hein, Fachschaftsleiter Fußball und gleichzeitig erster Vorsitzender des Mülheimer SV 07. „Ich bin der Meinung, dass wir unsere Spieler und Fans schützen müssen“, so Hein.
Mülheimer SV-Vorsitzender Hein: „Keiner kann beurteilen, wann es wieder sicher ist“
Er glaubt, dass auch viele Spieler einen früheren Wiederbeginn aus Rücksicht auf ihre Gesundheit nicht mitmachen würden. „Keiner kann beurteilen, wann es wieder sicher ist“, gibt der Funktionär zu bedenken.
„Wenn ich höre, dass die Virologen sagen, dass die Bundesliga wohl bis zum Jahresende ohne Zuschauer spielen wird, gehe ich davon aus, dass die Sportanlagen und Hallen auch nicht vor Oktober wieder geöffnet werden“, meint Frank Adams, Fußballabteilungsleiter beim SV Heißen. „Das Risiko geht niemand ein.“
Fortsetzung der laufenden Saison im kommenden Frühjahr?
Aber wann könnte es weitergehen? Und vor allem wie? Schon in der vergangenen Woche hatte der Sportliche Leiter des MSV 07, Christian Reck, die Vermutung aufgestellt, dass erst im neuen Jahr wieder Amateurfußball stattfinden könnte.
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Dieser Meinung schließt sich sein Vereinsvorsitzender nun an. „Ich würde die Saison erst im nächsten Frühjahr fortsetzen und dann zu Ende spielen“, schlägt Peter Hein vor.
Möglich wäre das. Denn gleichzeitig mit dem weiteren Aussetzen des Spielbetriebs hat der Deutsche Fußballbund am Freitag weitreichende Veränderungen an seiner Spielordnung durchgeführt.
Der 1. Juli als obligatorischer Stichtag für den Beginn einer neuen Saison wurde gekippt. Zudem besteht die Möglichkeit, die Saison 2020/2021 ausfallen zu lassen.
Schnelle Rückkehr zum gewohnten Rhythmus
Dies hält auch Mintards Trainer Marco Guglielmi mittlerweile für die sinnvollste Lösung. „Da kann man relativ schnell wieder in den gewohnten Rhythmus kommen“, sagt er.
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Als schlechtesten Weg würde er es empfinden, die Saison für „null und nichtig“ zu erklären. „Dann hätte man 70 Prozent der Saison hinter sich gebracht und es zählte alles nicht“, so Guglielmi.
Zumindest beschließen würde Frank Adams die bisherige Saison. Er würde dann auf Absteiger verzichten. „Innerhalb von zwei Jahren wäre man wieder bei der normalen Anzahl an Mannschaften“, rechnet Adams vor.
Härtefalle gäbe es dann allerdings in Sachen Aufstieg. „Da denke ich zum Beispiel an den Mülheimer FC, der Zweiter ist aber ein Spiel weniger hat. Da müsste man eventuell zwei bis drei Ausscheidungsspiele machen“, schlägt der Heißener Abteilungsleiter vor.
Koch erteilt Verzicht auf Absteiger eine Absage
Der frühere Vorsitzende des Kreises Duisburg/Mülheim/Dinslaken weiß aus Erfahrung, wie schwer es ist, faire Lösungen in Sachen Auf- und Abstieg zu finden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass DFB-Vizepräsident Rainer Koch solchen Gedankenspielen öffentlich eine Absage erteilt hat.
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„Für den Amateurfußball halte ich es für sehr problematisch, eine Lösung dergestalt zu finden. Dann bekommen wir einen großen Überhang an Mannschaften, dann müssen wir zum verstärkten Abstieg kommen. Niemand kann uns garantieren, dass wir die Ligen in normaler Stärke im nächsten Jahr vernünftig zu Ende bringen können“, sagte er der ARD-Sportschau.
Fußball rückt weit in den Hintergrund
Bei aller Diskussion über die Möglichkeiten der Fortsetzung ist es erstaunlich, wie schnell der Fußball bei vielen in den Hintergrund gerückt ist. Auf Facebook schrieb etwa Achim Zahn, Mitglied im Abteilungsvorstand beim TSV Heimaterde: „Wenn wir alle heil dadurch sind, werde ich wieder Fußball in mein Herz und meine Gedanken nehmen. Nur zur Zeit ist dafür wenig Platz.“
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