Mülheim. Das Jahr 2019 hätte für Jonathan Rommelmann nicht viel besser laufen können. 2020 könnte aber ein noch größerer Traum in Erfüllung gehen.

Wirklich durchatmen konnte Jonathan Rommelmann (24) nach einer erfolgreichen Rudersaison nicht. Kurz nach der Weltmeisterschaft stand sein Examen auf dem Programm. Und mittlerweile schuftet der Mülheimer schon wieder im Trainingslager in Italien. Denn ein großes Ziel rückt immer näher. Das verrät er im Interview.

Wie lief das Examen, Herr Rommelmann?

Gut, ich habe bestanden. Zwar nicht glorreich, aber ich musste auch nicht zittern. Dafür waren die Monate davor einfach zu sehr vom Sport bestimmt.

Das wird sich ja auch im kommenden Jahr nicht ändern. Wissen Sie trotzdem schon, wo es mal beruflich hingehen soll?

Eigentlich noch gar nicht wirklich. Ich kenne die Chirurgie durch meinen Vater und habe dort auch schonmal mitgeholfen. Aber ansonsten fehlen mir einfach noch die praktischen Einblicke.

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„Es war in dem Maße nicht zu erwarten“

Sportlich hätte das Jahr 2019 ja kaum besser laufen können. Europameister, Gesamtweltcupsieger und die erste deutsche WM-Medaille im leichten Zweier seit 20 Jahren. Hätten Sie das vor einem Jahr für möglich gehalten?

Es ist schon sehr gut für uns gelaufen und war in keiner Weise in dem Maße zu erwarten. Vor allem, weil im Doppelzweier vor allem Kombinationen fahren, die schon seit Jahren in einem Boot sitzen.

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Für Sie und Jason Osborne war es hingegen die erste gemeinsame Saison. Wie kam es dazu?

Es war eigentlich alternativlos. Mein alter Partner hatte aufgehört und Jason war mit verschiedenen Partnern immer schon gut, es hatte aber nie für ganz vorne gereicht. Beim Weltcup in Belgrad standen wir im letzten Jahr zusammen auf dem Treppchen im Einer. Mit unseren Trainern haben wir dann entschieden, dass wir es zusammen probieren.

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Ruder-Stile ergänzen sich optimal

Hat man sofort gemerkt, dass es passt?

Von Anfang an harmonierte es wirklich gut. Als wir das erste Mal zusammen im Boot gesessen haben, fühlte es sich so an, als wären wir vorher schon ewig miteinander gerudert. Die beiden Ruder-Stile haben gepasst und wir haben uns gut ergänzt. Wir haben dann schon im Training gemerkt: wir sind schnell. Aber ein Wettkampf steht dann noch einmal auf einem anderen Papier.

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Da lief es bei der EM dann aber gleich sehr erfolgreich.

Ja, sie hat gezeigt, dass es auch im Wettkampf funktioniert. Im Vorlauf hatten wir noch einige Abstimmungsprobleme aber es wurde dann immer besser und endete ja mit dem Titelgewinn.

„70 kg sind nicht mein Wohlfühlgewicht“

Es wurden alle Rennen gewonnen – außer bei der WM. Ist Bronze auch mit etwas Abstand betrachtet weiterhin ein Erfolg?

Man kann die WM nicht als Enttäuschung bezeichnen. Es war die erste deutsche Medaille in der Bootsklasse seit 20 Jahren. Es wäre sicher mehr drin gewesen, aber man muss auch die Summe betrachten. Unsere Leistung ist während der Saison etwas abgefallen. Der letzte Weltcup in Rotterdam war erst gar nicht geplant. Es ist auch immer wieder eine Herausforderung, auf das Gewicht zu kommen. 70 Kilogramm sind nicht mehr Wohlfühlgewicht.

Worauf liegt nun der Fokus im aktuellen Trainingslager?

Es geht für mich darum, Minuten zu machen, um die Grundlagenausdauer, die Belastung hochzufahren und einfach wieder zusammen zu fahren.

„Wir haben eine historische Chance“

Das heißt Sie bestreiten auch diese Saison gemeinsam als Partner?

Ich will hier noch nicht zu weit gehen, aber ich denke wir haben die historische Chance auf die erste deutsche Medaille im leichten Doppelzweier. Wir wollten eigentlich noch einen Ersatzmann mit ins Trainingslager nehmen, der ist aber krank geworden. Nach jetzigem Stand wird es keine interne Ausscheidung mehr geben. Man gönnt uns die Ruhe, so dass wir uns voll auf den Zweier fokussieren können.

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Es müsste also schon eine Menge schief gehen, dass sie nicht in Tokio dabei wären?

Ja, ich glaube so kann man das sagen.