Mülheim. Damian Wierling startet ab Sonntag bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Südkorea. Allerdings nur in der Staffel. Das beklagt der Mülheimer.
Schwungvoll stößt sich Damian Wierling vom Startblock ab. Sein Körper gleitet förmlich ins Wasser und durch das halbe Becken. Nach einigen wenigen Kraulbewegungen legt er eine lockere Wende hin und taucht in der Mitte der zweiten Bahn wieder auf. Es wirkt alles so leicht, als der Mülheimer Schwimmer den Zweitklässlern seiner alten Grundschule während einer Schwimmstunde sein Können präsentiert. Dabei hat der 23-Jährige kein einfaches halbes Jahr hinter sich. Bei der Weltmeisterschaft in Südkorea wird er nur in der Staffel unterwegs sein. Der Mülheimer beklagt fehlendes Vertrauen.
Carmen Wierling kann sich herrlich in Rage reden, wenn sie sich über die Probleme des Schwimmens als Randsportart beklagt. Eines ihrer Feindbilder: der Fußball. Nun wird sich der Ärger mit dem runden Leder noch ein Stück weit gesteigert haben. Ausgerechnet beim Kicken zog sich ihr Sohn vor Weihnachten eine Fußverletzung zu. „Das war sehr zäh. Ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert“, sagt Damian Wierling.
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Lange Probleme bei Starts und Wenden
Gegen ärztlichen Rat pausierte er nur eine Woche lang vollkommen. Bis er wieder die maximale Kraft erlangt hatte, dauerte es eine Weile. Lange hatte er vor allem beim Start und bei den Wenden noch Probleme mit dem Fuß – und damit auch mit seiner Schnelligkeit. Bei einer Leistungsdiagnostik im Mai waren seine Werte noch weit weg vom Wunschergebnis. Bei den jüngsten Tests in Hamburg erreichte der 23-Jährige aber schon wieder Bestwerte. Bei den NRW-Meisterschaften in Wuppertal schnappte er sich den Titel über 50 Meter Freistil, war zudem mit zwei Staffeln erfolgreich.
In Gwangju, wo am 21. Juli die Beckenwettbewerbe der Weltmeisterschaft beginnen, wird der für die SG Essen startende Mülheimer aber nur in der Staffel dabei sein.
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Die Einzelnorm des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) verpasste er. Aufgrund der Normzeiten des Weltverbandes hätte ihn der DSV aber zumindest über 50 Meter Schmetterling und 100 Meter Freistil nominieren können. Seine Heimtrainerin Nicole Endruschat habe das mehrfach angefragt. „Der Verband schenkt mir leider nicht das Vertrauen und sagt, dass ich mich auf die Staffeln konzentrieren soll“, sagt Wierling dazu bloß.
Ärger um Ex-Bundestrainer Lambertz
Dahinter steckt nach Informationen dieser Zeitung, dass Wierling beim Verband einen persönlichen Assistenztrainer angefragt haben soll. Dabei soll es sich ausgerechnet um den ehemaligen Bundestrainer Henning Lambertz handeln. Dieser hätte mit Wierling unter Umständen sogar im Mülheimer Südbad trainieren können. Die Personalie Lambertz, der jüngst wieder seine Nachfolger öffentlich kritisiert hatte, hat nicht gerade zu einer Verbesserung von Wierlings Standing innerhalb des DSV beigetragen.
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Der 23-Jährige versucht das auszublenden. „Ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft“, sagt er. Er hofft, mit den drei Staffeln zumindest unter die ersten zwölf zu kommen. Dann wäre die jeweilige Staffel für Olympia qualifiziert. Die einzige echte Finalchance sieht er mit der 4x-100-Meter-Lagen-Staffel. Die beiden 4x100-Meter-Freistil-Staffeln der Männer und im Mixed werden es schwer haben. „Am Finale hängen aber Sponsoren- und Fördergeld“, weiß Wierling um die Bedeutung.
Vielstarter muss sich diesmal lange fit halten
Da der Mülheimer vor allem zu Beginn und am Ende der WM im Einsatz ist, wird Gwangju für den sonstigen Vielstarter eine Umstellung. „Ich muss mich natürlich zwischendurch fit halten und habe nicht diese unmittelbare Vorbereitung auf den nächsten Tag“, erklärt er.
Das Fußballspielen wurde dem Mülheimer im Übrigen bis auf Weiteres untersagt. „Aber von der Trainerin, nicht von mir", betont Mama Carmen Wierling. Es scheint aber, als würde sie diese Maßnahme durchaus unterstützen