Maike Schaunig vom HTC Uhlenhorst hat das WM-Aus gut verkraftet. Den Geist der Nationalmannschaft will sie jetzt nach Mülheim mitbringen.
Maike Schaunig hatte auf dem Rückweg von der Hockey-Weltmeisterschaft in London viel Zeit zum Nachdenken: Die Nationalspielerin des HTC Uhlenhorst fuhr mit ihren Eltern zurück im Auto nach Deutschland.
Das bittere Aus im Viertelfinale war unterwegs aber kaum Thema, verrät Schaunig, die seit dem Wochenende wieder zu Hause in Dinslaken ist: „Wir haben eigentlich kaum über Hockey geredet – ich habe mehr geschlafen.“ Überhaupt scheint es, als habe die 22-Jährige das Aus ganz gut verkraftet. Sie nimmt nur die positiven Erfahrungen mit.
Nicht enttäuscht vom Team
„Natürlich bin ich enttäuscht, aber nicht von der Mannschaft, so ist der Sport. Ich bin einfach traurig, dass es vorbei ist.“ Noch nie zuvor habe sie vor so vielen Zuschauern gespielt: „Es war genial, da ins Stadion einzulaufen. Vor dem ersten Spiel waren wir ein bisschen nervös, aber wir konnten uns von der Atmosphäre tragen lassen.“
Es folgte eine Vorrunde, die besser war als erwartet: 3:1 gegen Südafrika, 3:2 gegen Favorit Argentinien (Schaunig: „Unsere stärkste Leistung“), dann ein 3:1 gegen Spanien – Gruppensieg. Die Träume von der ersten WM-Finalteilnahme seit Jahrzehnten wurden plötzlich realistisch.
„Wir haben Spanien nicht unterschätzt“
Mit den Spanierinnen gab es im Viertelfinale ein Wiedersehen – und zwar kein angenehmes. Schaunig: „Wir haben Spanien nicht unterschätzt. Wir wussten, das wird ein Brocken. Wir hatten unfassbar Bock und waren gut vorbereitet. Ich hatte ein gutes Gefühl.“ Doch die destruktive Spielweise Spaniens zog dem Nationalteam den Zahn.
„Es war ganz komisch“, erinnert sich Schaunig. „irgendwie lief vieles an uns vorbei.“ Nach 54 Minuten fiel das 0:1, wenig später war der WM-Traum vorbei. Zurück blieben konsternierte deutsche Spielerinnen, die regungslos auf dem Kunstrasen lagen, benommen ins Leere starrten, viele mit Tränen in den Augen.
Mit eigener Leistung zufrieden
Mit ein paar Tagen Abstand fühlt sich das Erreichte besser an: „Unser Ziel war, ins Viertelfinale zu kommen – und da dann unser bestes Spiel zu machen“, so Schaunig. Der erste Teil klappte, der zweite nicht. Vorher zeigte Deutschland aber starke Leistungen und Schaunig ist auch mit sich selbst zufrieden: „Solide“ stuft sie ihre Leistung ein. „Mir war bewusst, dass ich als Jüngere und Neue vielleicht nicht so viele Minuten in den kritischen Phasen bekomme.“
Sie habe sich aber „mega gut eingelebt“, das Team sei über die Wochen fest zusammengewachsen und habe immer an sich geglaubt. Diesen „Spirit“ will sie jetzt nach Mülheim bringen, wo sie den HTCU als Kapitänin anführt.
Den Spirit mit nach Mülheim bringen
„Vor dem Spiel gegen Argentinien dachten wir: Das wird hart. Aber kein Team ist unschlagbar.“ Auch wenn Uhlenhorst einige Abgänge zu verschmerzen habe, müsse die Mannschaft immer an sich glauben. Die Ausgangslage, als Außenseiter ins Spiel zu gehen, werden die Uhlenhorsterinnen auch in dieser Saison wieder oft genug haben.
Schaunig hat aber erst einmal Pause, Urlaub – verdient nach einem so anstrengenden wie erfolgreichen Jahr: Hallen-Europameisterin, Klassenerhalt auf dem Feld, die ersten Länderspiele und der Sprung in den WM-Kader: viel mehr geht nicht.
Träume von Olympia in Tokio 2020
Am 15. August steigt sie wieder ein, trägt dann beim HTCU-Cup wieder Grün-Weiß statt Schwarz-Weiß – und hat sich viel vorgenommen: „Ich will individuell an mir arbeiten und die Chance ergreifen, im A-Kader zu spielen.“ Gespannt ist sie auf das Feedback des Bundestrainers zur WM – auch, weil sie von Olympia 2020 in Tokio träumt.
Das ist das nächste große Ziel, die WM ist Vergangenheit: „Ein unfassbares Erlebnis“ und eine Erfahrung, die Maike Schaunig keiner mehr nimmt.