Der Uhlenhorster schießt Deutschland in Moers zum Sieg gegen Belgien. Ansprüche auf einen Kaderplatz im Turniersommer stellt er aber nicht.
Kurz explodieren die Emotionen auf dem Moerser Kunstrasen, als Tobias Matania von halblinks abzieht und die Kugel hinter dem belgischen Keeper im Netz einschlägt. Matania reißt den Stock in die Luft, zwei der ersten Gratulanten sind die Uhlenhorster Teamkollegen Julius Meyer und Timm Herzbruch. Das Team jubelt, das Publikum hinter der Bande klatscht, fünf Minuten später hat Deutschland gewonnen. Und Tobias Matania ist zurück im Nationalteam.
„Das hat unsere und meine Leistungssteigerung gekrönt“, sagt Matania, der zum ersten Mal seit 2015 berufen worden war und eigentlich ein missglücktes Comeback gegeben hatte beim 2:5 im ersten Duell mit Belgien am Donnerstag.
„Das war fast abzusehen, der Kaltstart, direkt nach der Abreise aufs Spiel zu müssen“, nimmt er die Pleite im Nachhinein locker. Matania ist mit seinen 26 Jahren einer der Routinierteren, auch wenn er bis zu diesem Lehrgang „erst“ 44 Länderspiele absolviert hatte. (Nur vier mehr als beispielsweise der 19-Jährige Timm Herzbruch).
Zweifache Leistungssteigerung am Wochenende
Die beiden Partien am Wochenende bestätigten die, die nach der Auftaktniederlage die Ruhe behielten. Am Freitag trainierte das Team erstmals auf dem Moerser Platz, gewöhnte sich an den Untergrund. Freitag folgte dann ein 2:2 gegen starke Inder, wobei die Deutschen ohne eine Blackout-Phase in der 45. Minute wohl gewonnen hätten – Indien drehte das Spiel innerhalb von 60 Sekunden. (Das 1:0 hatte Niklas Wellen aus Krefeld erzielt.)
Doch die Deutschen beherrschten die Schlussphase, kamen durch eine Einzelaktion von Tobias Hauke (Harvestehude) zum Ausgleich. Auch die Chancen zum Sieg waren da. Zwicker und Herzbruch verpassten aber das 3:2 und so den ersten Sieg in Moers. Bundestrainer Stefan Kermas, der das Team um die Uhlen Windfeder, Herzbruch, Meyer, Weinke, Fürk und Matania im fliegenden Wechsel durchrotierte, war trotzdem zufrieden.
Gegen Belgien endlich der erste Sieg
Der ersehnte Sieg folgte dann am Sonntag beim 2:1 gegen Belgien: Lukas Windfeder vergab Deutschlands beste Chance in Hälfte eins. Belgien traf nach der Pause nach einer Ecke, doch Deutschland schlug zurück. Timm Herzbruch leitete das 1:1 durch Constantin Staib (Club an der Alster) ein. Deutschland hätte in der Schlussphase klar gewinnen können, doch Herzbruch und Windfeder scheiterten nach Strafecken – so dass am Ende Matania der gefeierte Held war.
„Wir haben verdient gewonnen. Der Lehrgang hat schwierig begonnen, aber wir haben uns jeweils klar gesteigert, haben große Fortschritte gemacht. Für meine Leistung gilt das selbe“, sagt der Siegtorschütze. Mit seiner körperlichen Präsenz war er schon gegen Indien auffällig, gegen Belgien dann entscheidend. Für Matania nach zwei Jahren DHB-Pause ein besonderer Moment. „Es ist immer schön, für Deutschland spielen zu dürfen, zu treffen dann natürlich umso mehr – aber am Ende zählt nur, dass wir gewonnen haben“, stellt Matania seine eigenen Verdienste in den Hintergrund.
Im Kampf um die Plätze ganz entspannt
Und doch genießt er es, wieder beim Team zu sein, als Belohnung für eine richtig starke Saison im Uhlenhorster Trikot.
Sonntagabend schaute die Mannschaft gemeinsam, wie die fehlenden Nationalmannschafts-Kollegen mit Rot-Weiß Köln die European Hockey League gewann. Montag war die Mannschaft zum Einkleiden bei Sponsor „Gant“.
„War auch schön“, sagt Matania lachend. Ob er die Kollektion, die er anprobiert hat, dann auch tragen darf, wenn das Team wieder komplett, der Kader kleiner ist? „Ich nehme es wie es kommt. Ich bin da ganz entspannt. Ich habe keine Erwartungen und keine Ansprüche, nachdem ich jetzt gerade erst zurückgekehrt bin.“
Spätestens mit seinem Tor gegen Belgien hat Matania aber gezeigt: Wenn der Bundestrainer ihn braucht, kann er auf ihn zählen.