Wenn die Nationalmannschaft heute Abend in Moers aufläuft, sind sechs Uhlenhorster dabei. Das bittere Saisonende spielt dann keine Rolle mehr.

Als die Uhlenhorster Hockeyspieler am Sonntagabend ins Clubhaus kamen, gab es einen Fehler: Sie kamen nicht als Meister nach Hause. Nach dem bitteren Penalty-Aus gegen Mannheim war die Stimmung gedrückt. Wie schon am Samstagabend auf der Player’s Party in Mannheim. Und wie am Montag, als sich die Mannschaft nochmal bei Julius Meyer beim Abschlussgrillen traf.

Trotz Planschbecken und bestem Wetter: Die Atmosphäre war zunächst eher bedrückt, alles andere als ausgelassen, keine Partystimmung. Nachvollziehbar. Dass ausgerechnet der Mannheimer HC, den die Uhlen im Halbfinale an die Wand gespielt hatten, schließlich Deutscher Meister wurde, machte es nicht besser.

„Wir hatten eine Riesenchance“

Statt sich nach dem Aus in alle Winde zu verstreuen, begaben sich die Uhlen also quasi in Gruppentherapie, verbrachten noch zwei Tage miteinander. „Klar, am Anfang war das Halbfinale das Hauptthema“, meint Lukas Windfeder. „Pfostenschüsse, Penalties, wie knapp das war. Dass wir im Finale eine Riesenchance gehabt hätten. Aber mit der Zeit haben wir uns damit abgefunden, dann haben wir auch über andere Sachen geredet.“

Die Köpfe gingen etwas nach oben, der Blick nach vorn.

Nach zwei weiteren Tagen, um allein den Kopf frei zu kriegen, treffen sich sechs Mülheimer am Donnerstag in Moers mit der Nationalmannschaft bestreiten schon am Abend um 19 Uhr das erste Spiel des 3-Nationen-Turniers gegen Belgien: Neben Lukas Windfeder sind das Ferdi Weinke, Timm Herzbruch, Julius Meyer, Tobias Matania und Benedikt Fürk.

Wie gelingt die Konzentration auf die Nationalmannschaft?

Wie viel Final Four steckt noch in den Mülheimer Köpfen? Wie sehr gelingt die Konzentration auf die Nationalmannschaft? Die sportliche Wertigkeit ist zwar einerseits fraglich, bietet aber auch Chancen.

Nur drei von sechs: Lukas Windfeder, Timm Herzbruch und Ferdinand Weinke.
Nur drei von sechs: Lukas Windfeder, Timm Herzbruch und Ferdinand Weinke. © Christian Windfeder

Denn da die Spieler von Rot-Weiß Köln mit dem Verein international spielen, wird eine Mannschaft auf dem Moerser Kunstrasen spielen, die so vermutlich nie wieder zusammen spielen wird.

Andererseits ist es eine große Chance, sich dem (immer noch) neuen Bundestrainer zu beweisen.

„Wir haben hier geile Länderspiele“

„Wir haben keine Zeit, uns gehen zu lassen, wir haben zwei knackige Gegner“, antwortet Windfeder auf die Frage, wie große der Final-Four-Hangover bei ihm ist.

„Klar ist es einerseits schwierig, direkt wieder den richtigen Fokus zu kriegen, aber es ist sicher möglich: Wir haben hier geile Länderspiele, das hier ist die Nationalmannschaft und im Sommer sind große Turniere.“ Kein Zweifel also, dass Windfeder und Kollegen bereit sind.

Neuer Bundestrainer bietet beste Chancen

Bundestrainer Stefan Kermas, der die Mannschaft bislang nur im Februar um sich hatte, hat für die je zwei Spiele gegen Belgien und Indien keine Ergebnisvorgaben gemacht – es geht darum, sich in den Mannschaftsteilen zu finden. „Jeder hat die Chance, sich ein neues Standing zu erarbeiten“, meint Windfeder. Wie seine Rolle aussehen soll? „Im Sommer sind zwei große Turniere mit World League und Europameisterschaft. Da will ich meinen Teil beitragen.“

Ganz klar: Das Final Four ist Geschichte, und diese Geschichte lässt sich nicht neu schreiben – das wissen die Uhlen. In die Enttäuschung mischte sich schon in Mannheim schnell Comeback-Mentalität. Die erste Chance, neue, positive Erfahrungen zu sammeln, bietet sich an diesem Wochenende in Moers im Trikot der Nationalmannschaft.