Kamp-Lintfort. Fußball-Landesliga: 1. FC Lintfort knapp vor Relegationsplatz. Trainer Meik Bodden hofft auf zwei Rückkehrer. Dazu gibt‘s ein Torvideo.
Die Tornetze auf dem neuen Kunstrasen des 1. FC Lintfort strahlen einen Hauch von Barcelona aus. Die in Blau und Rot gestreiften Ballfänger würden sich zweifellos optisch auch gut in der professionellen La Liga Spaniens machen. FCL-Klubchef Kevin Hippert lässt derzeit offenbar kaum ein Detail aus, um auf der Platzanlage an der Franzstraße für mehr Flair und vor allem für mehr Verbundenheit zum Fusionsklub zu sorgen. Seit nunmehr sieben Monaten sind TuS Fichte und die DJK vereint. Seitdem ist eine Menge passiert: die Tornetze in den Klubfarben, neue Eckfahnen, eine beleuchtete Tribüne, das Fanartikel-Sortiment, die Kooperation mit dem MSV Duisburg im Nachwuchsbereich, die Rekordzahlen auf den Sozialen Plattformen im Internet, Trommeln mit Klubemblem bei Heimspielen, dazu zahlreiche neue Sponsoren, die den Lintfortern sicher mehr Spielraum für höhere Ambitionen versprechen dürften.
1. FC Lintfort mangelt es an der geistigen Frische
So richtig gut passt allerdings das sportliche Abschneiden der beiden Aushängeschilder im Verein noch nicht zu den nach außen hin sichtbaren Erfolgen des Vorstandes. Nach der unerwartet klaren 1:4-Niederlage beim ESC Rellinghausen im letzten Pflichtspiel des alten Jahres ging das Team von Trainer Meik Bodden mit gerade einmal drei Punkten Vorsprung vor dem ziemlich sicheren Relegationsplatz 15, auf dem die SG Essen-Schönebeck steht, in die Winterpause. Nach zuvor vier guten Spielen mit zehn Punkten an Ausbeute mangelte es der Mannschaft beim Schlussakt zum wiederholten Male an der geistigen Frische. Dass die zweite Mannschaft parallel als Aufsteiger in die Kreisliga A dort unter dem neuen Trainer Marcin Baluch auf einem Abstiegsplatz festklebt, sorgt natürlich auch nicht für Hochstimmung.
Was die Lintforter Leistungen und die Spielergebnisse in der Landesliga anbetrifft, ist allenfalls Blau-Weiß Mintard ein ähnlich undurchsichtiges Kaliber wie die Elf um Trainer Bodden. Die zeigt bisweilen, dass sie eigentlich zu den Top 6 der Liga gehören müsste. Um dann wieder überhaupt nicht zu performen. Nach der 1:3-Heimniederlage gegen Mintard Anfang Oktober beispielsweise hatte Bodden, der in seinen zweieinhalb Jahren als Chefcoach überaus akribisch und mit viel Sachverstand bisher erfolgreich arbeitet, mit dem Gedanken gespielt, seinen Posten zur Verfügung zu stellen.
1. FC Lintfort schafft beim 3:1 gegen den PSV Wesel die Wende
Ein Alarmsignal, das den Vorstand auf den Plan rief. Ruhig, aber bestimmt. Bodden, der kurz nach Mintard den 4:0-Sieg im Kreispokal in Lüttingen per Abwesenheit ausließ, stand kurz darauf beim Auswärtsmatch in Lowick wieder an der Linie. Auf das 5:2 über Abstiegskandidat FSV Duisburg folgten vier Niederlagen und der Sturz auf einen Abstiegsplatz. Mit dem am Ende etwas glücklichen 3:1 über den PSV Wesel schafften die Lintforter in der Tabelle die Wende - auch wenn die Luft nach unten weiter eher als dünn zu bezeichnen ist.
Grad in der offensive entpuppte sich die Bodden-Elf nicht unbedingt als Wirbelsturm. Natürlich fällt schwer ins Gewicht, dass Vorjahrestorjäger Carlos Pin (18 Tore in 19 Spielen) wegen einer Patellasehnenreizung nur zu zwei Kurzeinsätzen kam. „Mit ihm“, so glaubt Klubchef Hippert, „hätten wir einige Punkte mehr.“ Auch der talentierte, aber überaus verletzungsanfällige Elias Bergmann war in der Hinrunde kaum eine Option. Neuzugang Kevin Bodden, übrigens einziger Lintforter mit Einsätzen in allen 21 Partien, entpuppte sich zunächst als nicht tauglicher Mittelstürmer, fand aber spät eine deutlich bessere Rolle als robuster Sechster im defensiven Mittelfeld.
Hohe Erwartungshaltung bei Plum - Schons setzt auf der Außenbahn Akzente
Beim ehemaligen Klever Oberligaspieler Luca Plum war die Erwartungshaltung vielleicht etwas zu hoch. Gut möglich, dass der Blondschopf nach einer kompletten Wintervorbereitung im Mittelfeld besser zur Geltung kommt als bisher. Der Ex-Fischelner Hendrik Schons wusste als flexibler Spieler vor allem auf der Außenbahn Akzente zu setzen. Recht gut präsentierten sich die 19-jährigen Brüder Arslanboga. Bugra machte in der Abwehr einige gute Partien, Baha kam in seinem ersten Seniorenjahr nach der Bundesliga-Saison mit den A-Junioren des VfB Hilden immerhin auf sechs Tore in 14 Spielen.
Vorn blieb viel von jener Form abhängig, die der 35-jährige Routinier Florian Ortstadt so an den Tag legen kann. Der Mittelstürmer netzte 14-mal in 19 Partien, stellte sich in Sachen Laufarbeit gegen den Ball auch in den Dienst den Mannschaft. Das rechnet ihm Coach Bodden hoch an, auch wenn schwache Vorstellungen des Torjägers mit dabei waren. Ein fahrlässig verschossener Elfmeter beim 0:0 gegen Steele etwa blieb schmerzhaft hängen.
1. FC Lintfort will nicht wieder das Abstiegsgespenst rufen
Was vom 1. FC Lintfort im neuen Jahr zu erwarten ist? Für gute Verstärkungen dürfte das nötige Kleinfeld fehlen. Trainer Bodden wird ab dem Vorbereitungsstart am 8. Januar auch darauf bauen, dass er mit der Rückkehr von Carlos Pin und Elias Bergmann in der Offensive flexibler handeln kann. Eigentlich ist die Mannschaft fußballerisch viel zu gut, um an dieser Stelle ein Abstiegsgespenst auf den Plan zu rufen. Doch Vorsicht ist dringend angezeigt. In der vergangenen Saison verlor das Team in der Rückrunde ziemlich die Nerven, selbst gegen deutlich schwächere Gegner, und rettete sich erst im vorletzten Spiel.
Ein ähnliches Szenario möchte sich Klubchef Kevin Hippert ersparen. Mit einem möglichen Abstieg in die Bezirksliga dürfte das Vorhaben, etwas Nachhaltiges für höherklassigen Fußball in Lintfort aufzubauen, ziemlich torpediert werden.