Moers. In der Volleyball-Regionalliga tritt der MSC am Samstag in Freudenberg an. Für den 35-jährigen Jan Lenkeit ist es ein besonderes Match.
16 Saisons in einem Verein sind eine verdammt lange Zeit. Jan Lenkeit macht deshalb auch gar nicht erst den Versuch, das Gastspiel mit dem Moerser SC am Samstag (19.30 Uhr, Schulzentrum Eicher Seite) bei seinem VC Freudenberg im Siegerland als ein normales Match der Volleyball-Regionalliga zu proklamieren. „Das Hinspiel war schon emotional, im Rückspiel gibt es sicher noch eine kleine Steigerung“, sagt der 35-jährige MSC-Mittelblocker schmunzelnd. Auf der voll besetzten Tribüne werden auch seine Eltern sitzen - und dem Sohnemann gegen den Heimatverein die Daumen drücken.
Produktmanagement für einen großen italienischen Kabelhersteller
Jan Lenkeit stammt aus dem 3100-Einwohner-Ort Hünsborn. Der liegt nur zehn Minuten von der Freudenberger Halle entfernt. Dort hat der 1,93 Meter große Neu-Moerser mehr als anderthalb sportliche Jahrzehnte bei VCF-Macher Norbert Homrighausen verbracht. Zwei Saisons spielte das Team sogar auf Drittliga-Niveau. Lenkeits Frau Annika sorgte schon vor zwei Jahren allerdings für einen geografischen Tapetenwechsel. Seitdem wohnt Jan Lenkeit in Korschenbroich nahe Mönchengladbach. Der gelernte Maschinenbau-Techniker arbeitet für einen großen italienischen Kabelhersteller mit immerhin 30.000 Mitarbeitern im Produktmanagement. Das Büro liegt in Wuppertal, Lenkeit ist aber sehr mobil: „Ich bin in Europa und weltweit öfter unterwegs, kann aber auch einiges von zu Hause erledigen.“
Beim Moerser SC im Probetraining selber angeboten
Der Job, die Familie, zu der auch seit drei Monaten der kleine Jakob zählt, und Volleyball lassen sich in Moers gut unter einen Hut bringen. Zwei Jahre lang ist Lenkeit zum Training und zum Spiel ins Siegerland gependelt. 125 Kilometer pro Strecke. Auf Dauer überaus anstrengend. Nun braucht er nur noch 20 Minuten mit dem Auto bis zum Rheinkamper Enni-Sportzentrum. „Ich hatte mich beim MSC selber angeboten, da ich ja wusste, dass sie nach dem Zweitliga-Aus nur Spieler aus der Region aufnehmen wollten. Da zähle ich ja durch Korschenbroch jetzt auch dazu“, hebt Jan Lenkeit lächelnd hervor.
Nach einem Probetraining war schnell beidseitig klar, dass man zusammenarbeiten wird. „Der MSC besitzt auch aufgrund seiner Tradition natürlich einen großen Reiz, die Atmosphäre hier ist angenehm - und es gibt eine Volleyball-Familie“, beschreibt der Sommer-Zugang seine sportlichen Beweggründe. Dass die Moerser mit einer recht jungen, aber auch guten Mannschaft den Drittliga-Aufstieg anpeilen, kam noch hinzu. „Das Team hätte das Zeug für die Dritte Liga“, glaubt Lenkeit.
Erst Fußballer, dann zum Volleyball in Siegen
Die Liebe zum Rückschlagteamspiel mit Netz entwickelte sich spät in der Jugendzeit. „Ich war erst Fußballer, bin dann aber mit 16 Jahren zum Volleyball gewechselt“, erinnert sich Jan Lenkeit. Der rutschte damals schnell in den Leistungsstützpunkt beim CVJM Siegen, spielte wegen seiner Körpergröße von Beginn an Mittelblocker. „Da macht man nicht so viel kaputt“, hebt Lenkeit mit Blick auf seinen Einstieg ironisch hervor.
Auch noch mit 35 Jahren ein Mittelblocker am Netz
Beim Blocker am Netz mit gelegentlicher Punkteausbeute ist es geblieben. Und auch mit mittlerweile 35 Jahren mag Lenkeit noch nicht vom Volleyball lassen: „So lange die Knochen halten, plane ich noch die eine oder andere Saison.“ Das dürften sie beim Moerser SC gern hören. Seine bislang schwerste Verletzung vor gut drei Jahren hat Lenkeit auskuriert. Damals zog sich der Routinier durch eine Überbelastung im rechten Fuß einen Achillessehnenteilriss zu und musste gut acht Monate pausieren. „Das war nicht leicht, über weite Strecken ohne Volleyball auszukommen. Und es war auch eine Herausforderung, sich dann wieder fit und spielbereit zu machen“, erinnert sich der Mittelblocker.
Perfekte Saison des Moerser SC - mit Ausnahme des Bielefeld-Heimspiels
Spielbereit, das ist für den Samstagabend in der Freudenberger Halle auch so ein Thema. Jan Lenkeit hatte zuletzt mit einer Corona-Erkrankung zu kämpfen und wird wohl mit nur einer Trainingseinheit im Körper in den Moerser Kader für das Auswärtsspiel zurückkehren. „Ich sollte einsatzbereit sein, kann aber nicht abschätzen, wie viel Spielzeit ich packe und wieweit die Kraft reicht“, gibt der Ex-Freudenberger zu.
Das Gastspiel in der Heimat gilt für das Team um Trainer Hendrik Rieskamp als eine der größten Herausforderungen für Tabellenführer MSC in der Liga. „Bisher läuft die Saison, wenn wir das 0:3 gegen Bielefeld ausklammern, wirklich perfekt“, versichert Jan Lenkeit nach neun Siegen in zehn Partien. Auch Freudenberg wurde schon geschlagen. Beim 3:0 Anfang November ging es im ersten und zweiten Satz äußerst knapp zu. „Wir sollten uns vom Hinspielsieg nicht in Sicherheit wiegen lassen“, warnt Jan Lenkeit.