Am Niederrhein. Mit 14 Mannschaften startet die Fußball-Landesliga, Gruppe 2, in die neue Saison 2022/23. Wir stellen alle Teams im Kurzportrait vor.
Die Fußball-Landesliga, Gruppe 2, startet am letzten August-Wochenende in eine sicher spannende Saison 2022/23. Es gibt dabei einige Aspiranten auf den Aufstiegsplatz in die Oberliga. Gleich vier Teams müssen am Ende der Saison im Mai 2023 in die Bezirksliga absteigen. Im nächsten Jahr soll die Landesliga wieder auf zwei Gruppen zu je 18 Vereinen konzentriert werden. Wir stellen die 14 Klubs der Gruppe 2 im Kurzportrait vor.
SV Scherpenberg schielt auf den großen Wurf
Asberger Kunstrasen statt Ascheplatz im Wäldchen: Es wird sich zeigen, ob die Mannschaft von Trainer Ralf Gemmer aus dem Umzug auf die renovierte Anlage des Ortsrivalen einen Vorteil zieht. Spielerisch zählen die Moerser zweifelsohne zu den Topteams der Liga. Doch reicht es auch für den großen Wurf, einen Aufstieg in die Oberliga?
SVS-Klubchef Kay Bartkowiak würde den größten Erfolg in der Vereinshistorie feiern. Coach Gemmer sagt: „Wir wollen besser abschneiden als in der vergangenen Saison.“ Dazu muss die Mentalität im leicht verjüngten Team des Vorjahresdritten stimmen. Vorn könnte der lauf- und zweikampfstarke Neuzugang Darius Strode ein Faktor sein – ebenso die jungen Budberger Ole Egging und Andre Rieger sowie der Ex-Speldorfer Hendrik Willing.
Fichte Lintfort sucht eine neue Torversicherung
Bei Fichte Lintfort war Florian Ortstadt eine Art Torversicherung. 23 Treffer markierte der Mittelstürmer bis zu seiner schweren Knieverletzung im März, die ihn wohl auch in der Hinrunde aus dem Spiel nimmt. Trainer Meik Bodden setzt vorn auf Zugang Carlos Pin. Der 21-jährige Jungspund von Bezirksligist GSV Moers hinterließ in der Vorbereitung einen guten Eindruck und sollte mit den Außenstürmern Gabriel Derikx und Robin van Radecke ein ordentliches Offensivtrio bilden.
Korsettstangen bei Fichte dürften Torhüterzugang Stefan Hüpen aus Sonsbeck, Innenverteidiger und Kapitän Leslie Rume, der enorm spielstarke Sechser Marvin Ehis sowie Ballverteiler Tim Konrad sein. Nach Platz sechs der Vorsaison bleiben die Lintforter vorsichtig. Das Ziel: nicht viel mit dem Abstieg zu tun haben.
Aufstieg ist bei BW Dingden kein Thema
Platz zwei in der vergangenen Saison, da spricht doch dann viel dafür, dass Blau-Weiß Dingdenin dieser Spielzeit richtig angreifen will. Der Aufstieg deshalb nun als Ziel? Für Trainer Dirk Juch ist die Oberliga aber gar kein Thema. „Wir gehören sicherlich nicht zu den Favoriten“, sagt der 55-Jährige vor seiner neunten kompletten Saison bei den Blau-Weißen. Und seine Zurückhaltung ist durchaus begründet.
Die Dingdener gehen mit einem wesentlich kleineren Kader als zuletzt die Landesliga an. Einige Akteure sind in die zweite Mannschaft gewechselt, haben aufgehört – wie Kapitän Julian Weirather – oder den Verein gewechselt. Sie wurden eher nicht adäquat ersetzt, statt Routine haben sich Youngster BWD angeschlossen. „Klein reden müssen wir uns nicht, wir wollen schon eine gute Rolle spielen“, betont Juch.
PSV Lackhausen setzt auf ein eingespieltes Team
Platz neun in der vergangenen Saison war für den PSV Lackhausen eine große Enttäuschung, denn eigentlich wollten die Weseler ganz oben mitspielen. Doch die Mannschaft von Trainer Björn Assfelder zeigte ihr unbestritten vorhandenes Potenzial viel zu selten, hatte dazu immer wieder große Personalsorgen. Ein Pluspunkt in der neuen Saison sollte die Eingespieltheit sein, denn das Gerüst steht seit Jahren. Dazu geholt hat der Verein ausnahmslos Nachwuchsakteure, die noch Zeit benötigen werden, um in der Landesliga Fuß zu fassen. Viel wird auf die ersten Wochen ankommen, denn auf den PSV wartet ein schwieriges Auftaktprogramm. Zieht sich Lackhausen da gut aus der Affäre, ist vielleicht ein neuerlicher Angriff auf die Spitze möglich – wenn Assfelder auf seine Stammformation bauen kann.
Ziele bei der SV Hönnepel-Niedermörmter werden bescheidener
Fünf Jahre ist der Oberliga-Abstieg der SV Hönnepel-Niedermörmter nun schon her. Seitdem ist die fünfthöchste Klasse auch nur noch eine schöne Erinnerung. Auf dem Acker in Kalkar ging es in den vergangenen Jahren stets nur noch um den Klassenerhalt. Vergangene Saison rettete die niederrheinische Trainer-Ikone Thomas Geist die Gelb-Schwarzen vor dem Absturz. Nach einem enormen Personalumbruch, unter anderem ging Torjäger Marvin Ellmann (zum Mülheimer SV), liegt es Geist fern, eine unnötig hohe Erwartungshaltung zu schüren. Es geht für Hö-Nie nur um den Klassenerhalt.
Aber auch darum, den einen oder anderen neuen jungen Spieler zu entwickeln. Als langjähriger Nachwuchstrainer hat Thomas Geist übrigens genau dafür ein gutes Händchen.
SGE Bedburg-Hau ist etwas vom Weg abgekommen
Die finale Phase der vergangenen Rückrunde dürfte Trainer Sebastian Kaul von der SGE Bedburg-Hau gar nicht gefallen haben. Zahlreiche Personalausfälle sorgten für eine sportliche Durststrecke mit fünf Niederlagen in sechs Spielen und einer Kreispokalblamage bei Bezirksliga-Aufsteiger Alemannia Pfalzdorf. Immerhin stand am Ende der Klassenerhalt, auch wenn Ex-Waldhof-Profi Kaul bemerkte: „Wir sind etwas vom Weg abgekommen.“ Das vierte Landesliga-Jahr könnte schwierig werden. Mit Robin Deckers und Falko Kersten meldeten sich in der Vorbereitung immerhin die SGE-Torjäger nach langen Verletzungspausen zurück. Von Oberligist 1. FC Kleve kommt Youngster Luca Wiens (20) für die Offensive hinzu. Mittelfeldspieler Felix Beeker wechselte von der Klever Bezirksliga-Reserve zur SGE.
Wachwechsel an der Linie bei TSV Wachtendonk-Wankum
Mit einem neuen Trainer geht der TSV Wachtendonk-Wankum in die neue Saison. Nach zwei erfolgreichen Jahren unter Guido Contrino, der das Team in der vergangenen Spielzeit auf einen starken vierten Platz geführt hatte, übernimmt nun Torjäger Markus Müller an der Seitenlinie. Der Sportliche Leiter beim TSV, Timo Pastoors, setzt für die Zukunft auf den 34-jährigen ehemaligen Fußballprofi. Müller hat Zweit- und Drittliga-Einsätze für Erzgebirge Aue und den SV Babelsberg 03 bestritten und wird nun als Spielertrainer fungieren.
Dazu verändert der TSV sein Personal. Als Zugänge wurden unter anderem Niclas Hoppe von Oberliga-Absteiger 1. FC Mönchengladbach, Sören Höffler von Landesliga-Absteiger VfL Tönisberg und Tobias Tatzel von Ligakonkurrent SV Hö-Nie verbucht.
SF Broekhuysen bauen auf einen guten Teamgeist
Bei den Sportfreunden Broekhuysen wird der Teamgeist groß geschrieben. Genau den stellt Spielertrainer Sebastian Clarke (37) in den Vordergrund, wenn er mit seiner Mannschaft zum zweiten Mal als Aufsteiger in die Landesliga startet. Der einstige Straelener B-Ligist musste vor acht Jahren nach nur einer Saison die Segel streichen. Das soll nicht wieder passieren.
Der Bezirksliga-Kader wurde nur punktuell verstärkt. Vorn ist Sven van Bühren ein Faktor. Der beidfüßig starke 22-Jährige kam in der Bezirksliga auf 17 Tore und elf Vorlagen in 24 Spielen. Zweitbester Scorer war Finn Helders mit 13 Toren und 18 Vorlagen in 26 Einsätzen. In der Abwehr steht Spielertrainer Sebastian Clarke seinen Mann. Zu beachten ist hier der Offensivdrang von Jan Teegelbeckers: zwölf Treffer in 24 Partien.
SV Genc Osman Duisburg verzichtet auf Komplettumbau
In die Vorsaison war der SV Genc Osman, dessen Anlage sich im nördlichen Duisburger Ortsteil Neumühl befindet, in der Gruppe 3 der Landesliga mit großen Ambitionen gestartet – nach neun Spieltagen belegte Trainer Haluk Piricek mit seinem Team den letzten Platz. Eine bärenstarke Rückrunde brachte aber noch den Klassenerhalt.
In weitgehend neuem Umfeld nach dem Gruppenwechsel soll es nun von Beginn an so gut laufen. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde darauf verzichtet, den Kader komplett umzukrempeln. Stattdessen wurden punktuelle Verstärkungen wie Samet Sadiklar (SV Scherpenberg) und Tevfik Kücükarslan (TV Jahn Hiesfeld) geholt – und als Königstransfer für den Angriff der Ex-Profi Haluk Türkeri (36) aus der 3. türkischen Liga.
Sterkrade-Nord muss sich nach Oberliga-Abstieg neu erfinden
Nach zwei Jahren Zugehörigkeit stieg die Spvgg. Sterkrade-Nord trotz eines 3:2-Sieges am letzten Spieltag in Nettetal aus der Oberliga ab. Ein Abstieg, der zwar nicht ganz unerwartet kam, aber nach einer fulminanten Aufholjagd in der Rückrunde doch schmerzte. Nun muss sich die Mannschaft von Trainer Dennis Charlier in der Landesliga wieder neu erfinden. Schließlich haben zahlreiche Leistungsträger der vergangenen Jahre den Klub verlassen, darunter Kapitän Michel Roth, Joel Bayram, Nick Bennmann und Julius Ufer.
Alle haben sich Hamborn 07 und damit dem Ex-Nord-Trainer Julian Berg angeschlossen. Somit hatte Georg Mewes, Sportlicher Leiter der Sterkrader, allerhand zu tun, um eine schlagkräftige Truppe ins Rennen schicken zu können.
Arminia Klosterhardt will gute Entwicklung fortsetzen
Mit 25 Punkten schloss Arminia Klosterhardt die vergangene Rückserie als zweitbestes Team ab. Nur Aufsteiger Hamborn 07 war mit einem Zähler mehr noch besser. Die gute Vorbereitung hat gezeigt, dass mit der Elf von Trainer Marcel Landers auch in dieser Saison zu rechnen ist. „Wenn wir Platz fünf bestätigen oder sogar noch um einen oder zwei Plätze toppen könnten, wäre es schön. Das Zeug dazu haben wir“, ist der Ex-Profi von Rot-Weiß Oberhausen sicher.
Dabei deuten die Neuzugänge nicht nur auf Verstärkungen in der Breite hin. Talha Bayram, jüngerer Bruder von Kapitän Mirac, kam vom Ligakonkurrenten SV Genc Osman. Der Torhüter wird bis zuletzt mit Lucas Goy um die Nummer eins zwischen den Pfosten konkurrieren.
Mülheimer FC setzt auf einen Drei-Jahres-Plan
Als Dritter mischte der Mülheimer FC im Vorjahr am Ende sogar noch im Rennen um den Aufstieg mit. Unter dem neuen Trainer Bartosz Maslon soll davon aber erst einmal keine Rede sein. „Wir wollen in zwei, drei Jahren hoch in die Oberliga, und wir haben mit dem Vorstand besprochen, dass ich diese Zeit auch bekomme“, sagt der neue Coach, der auf eine Vielzahl neuer, junger Spieler zurückgreifen kann.
Geführt werden sollen diese Youngster unter anderem von Nurettin Kayaoglu (30), der zuletzt noch für den FSV Duisburg in der Oberliga gespielt hat. Sportlich wie menschlich schmerzt der Verlust des bisherigen Kapitäns Efe Özkan. Der Schlussmann wechselte zum SC 20 Oberhausen in die Bezirksliga. Nun entbrennt ein Zweikampf um seine Nachfolge.
VfB Bottrop baut auf einen Zweitliga-Spieler
Den Königstransfer der Fußball-Landesliga leistete sich Ende Juli der VfB Bottrop. Das Team von Trainer Michael Schrank verpflichtete Mittelfeldspieler Alpay Cin (24) vom türkischen Zweitligisten Hacettepe Ankara. Der ehemalige U19-Bundesliga-Spieler von Rot-Weiss Essen war 2017 in die Türkei gewechselt, absolvierte dort die meisten Zweitliga-Einsätze (78) für Ex-Erstligist Konyaspor. „Dank unserer Sponsoren haben wir für ihn einen Job gefunden und konnten so den Transfer realisieren“, sagt VfB-Präsident Gündüz Tubay.
Der hofft darauf, dass der gebürtige Bottroper Cin nun Topstürmer Fatih Candan gut in Szene setzt. Der frühere Regionalliga-Stürmer von Schalkes U23 und Viktoria Köln traf in 18 Bezirksliga-Spielen der vergangenen Saison 31-mal.
DJK SF Lowick spielt so hoch wie noch nie
Der 19. Juni 2022 wird in der Vereinshistorie der DJK SF Lowick einen Ehrenplatz erhalten. Die Gelb-Schwarzen aus dem Bocholter Westen sicherten sich vor 1000 Zuschauern durch ein 2:1 über den Hamminkelner SV den Aufstieg. Der Jubel nach Niklas Egelings Siegkopfballtor in der 93. Minute kannte keine Grenzen. So hoch wie in dieser Saison hat die DJK schließlich noch nie gespielt.
Der frühere Biemenhorster Trainer Alessandro Duro hat den Klub damit ab 2017 aus der Kreisliga A in die Landesliga geführt. Ob es um mehr als nur den Klassenerhalt nun geht? Für die Abwehr kommt mit Rene Üffing eine gute Verstärkung. Der frühere Schalker Junioren-Bundesligaspieler aus Rhede wechselt vom Düsseldorfer Landesligisten Rather SV.