Meinerzhagen. Westfalia Herne gegen RSV Meinerzhagen – oder auch: Letzter gegen Vorletzter. Darum ist der RSV kein Topteam der Oberliga Westfalen mehr.

Der RSV Meinerzhagen kannte nur den Weg nach oben, jahrelang. Ab 2016 marschierte der Klub von der Bezirks- fast bis in die Regionalliga West durch. Aktuell steht der RSV allerdings auf dem vorletzten Tabellenplatz der Oberliga Westfalen. Was ist los beim einstigen Topteam, dem nächsten Gegner von Westfalia Herne?

Der Höhenflug der Sauerländer wurde im Corona-Frühling des Vorjahres zum ersten Mal jäh gebremst. Die Oberliga-Saison 2019/20 wurde pandemiebedingt abgebrochen, der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen ermittelte die Aufsteiger in die Regionalliga per Quotientenregelung. Hoch durften letztlich Rot Weiss Ahlen und der SC Wiedenbrück, nicht aber der ambitionierte RSV – dem fehlten 0,05 Punkte zum Aufstieg. Riesengroß die Enttäuschung, Meinerzhagen blieb in der Oberliga.

Westfalia Herne: Gegner RSV Meinerzhagen nicht mehr mit Nuri Sahin

Einiges hat sich seitdem verändert. Das wohl Einschneidendste: Es ist weniger Geld vorhanden. Das teilte der Erste Vorsitzende, Dirk Rebein, im April dieses Jahres mit. Zuschauereinnahmen und Sponsorengelder seien weggebrochen, so Rebein. Nuri Sahin, langjähriger Bundesliga-Profi, stellte sein Engagement bei seinem Heimatverein RSV ebenfalls ein, blieb dem Klub aber eng verbunden. Sahin hatte den Weg des Klubs nach oben mitgeprägt, finanziell und mit Manpower. Lange war nicht einmal klar, ob Meinerzhagen überhaupt eine Mannschaft für die nun laufende Oberliga-Saison 2021/22 stellen könne.

Das gelang, der Etat jedoch wurde auf ein Drittel gekürzt. Die Mannschaft erlebte einen Umbruch, dem RSV ging Qualität verloren. Goalgetter Ron Berlinski zog es beispielsweise in die 3. Liga zum SC Verl. Es kamen vor allem junge Spieler hinzu und genau das ist der Weg, den Meinerzhagen künftig gehen will, wie Trainer Mutlu Demir erklärt: „Wir wollen uns regionaler umschauen und Talente heranziehen.“ Auch wenn das bedeutet, dass die Regionalliga zurzeit weit entfernt ist. Vielmehr steckt Meinerzhagen als Vorletzter knietief im Abstiegskampf.

Mutlu Demir ist seit 2016 Trainer beim RSV Meinerzhagen. Die Sauerländer spielen am Samstag gegen Westfalia Herne.
Mutlu Demir ist seit 2016 Trainer beim RSV Meinerzhagen. Die Sauerländer spielen am Samstag gegen Westfalia Herne. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die jüngsten Entwicklungen versucht Demir dennoch als Vorteil zu sehen, dem verpassten Aufstieg trauert er nicht nach. Von seiner Mannschaft ist der Trainer weiterhin überzeugt, obwohl sie in zehn Spielen acht Niederlagen kassierte. An dieser Situation könne sein Team wachsen, so Demir: „Wenn man unten drin steht, kann man andere Tugenden zeigen und entwickeln.“

RSV Meinerzhagen lobt Westfalia Herne

Was sich nicht mehr entwickeln müsse, ist die taktische Marschrichtung. Die stehe fest, erzählt Demir: „Wir suchen unser Heil in der Offensive und wollen Fußball spielen.“ Das dürfte auch das Rezept für das Duell gegen Westfalia Herne sein, immerhin der Oberligist mit den meisten Gegentoren, 32 an der Zahl. Meinerzhagen und der SCW treffen am Samstag aufeinander (17 Uhr, Stadion an der Oststraße).

Mutlu Demir warnt vor den sieglosen Hernern, hat sich die unglückliche 1:2-Niederlage gegen den SC Paderborn II am Sonntag im Stadion angeschaut. Wer gegen Paderborn so spiele, den solle man besser nicht unterschätzen. „Westfalia hätte drei Punkte verdient gehabt“, sagt der Coach und fügt an: „Aber es geht nicht um Herne, sondern um uns. Ich vertraue meiner Mannschaft, zuhause wollen wir jedes Spiel gewinnen.“