Herne. Bei der 0:5-Derbyniederlage von Westfalia Herne gegen den SV Wanne 11 konnte die Stimmung nicht gegensätzlicher sein.
Der Abschlusskreis der Gäste erinnerte doch noch einmal daran, dass die Begegnung zwischen dem SC Westfalia Herne und dem SV Wanne 11 ein Landesliga-Ortsduell gewesen ist. „Derbysieger, Derbysieger, hej, hej“, johlten die Männer im schwarzen Trikot. Die 90 Minuten zuvor hatten dieses Detail beinahe in Vergessenheit geraten lassen. Zu einseitig hatte der Liga-Achte die Partie gestaltet und den Tabellenführer am Ende auf fulminante Weise gestürzt. Wir warfen parallel auch einen Blick auf Bänke und Tribüne.
Schon vor dem Spiel waren es die Elfer, die scheinbar vorfreudig aufs Spielfeld schlenderten. Trainer Franko Pepe vorweg, sichtlich entspannt, mit Wasserflasche in der Hand. SCW-Coach Christian Knappmann hingegen blieb noch einmal stehen, checkte das Handy, wirkte fokussiert. Oder war es angespannt?
Tribüne ist fest in Hand des SV Wanne
Pepe lehnte zum Anpfiff an der Wand der Gäste-Auswechselbank, übernahm aber schon bald das Ruder an der Seitenlinie. Währenddessen nahm Knappmann auf seinem Stuhl Platz, sprang lediglich einmal auf, als Inami Tsuzuki nach einem Westfalia-Vorstoß den ersten Eckball herausholte, und applaudierte. Wenig später noch einmal heftiger, als Collins Agita vielversprechend auf der rechten Seite im Sechzehner aufgetaucht war. Dass dies bereits die emotionalsten Ausbrüche des Herner Trainers bleiben sollte, wusste man zu diesem frühen Zeitpunkt natürlich nicht.
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Pepe mahnte „Ordnung!“ und wenig später „Spielt Fußball!“. Als ob das nicht ohnehin selbstverständlich wäre, setzten die Schwarzen Raben die Vorgabe ihres Chefs jedenfalls mit Bravour um. Ali Al Hussein (12./21.) und Philipp Dragicevic (22.) spielten die Herner Abwehr schwindelig. Womöglich auch Christian Knappmann, er zog es jedenfalls vor durchweg sitzen zu bleiben. Westfalia lag 0:3 hinten.
Auch die Tribüne war längst fest in Wanner Hand, Knappmann strich sich immer häufiger durchs Gesicht, während Pepe weiter dirigierte, korrigierte, den Antreiber gab. Hernes Trainer rief Marcus Piossek etwas zu, der antwortete, symptomatisch für die Leistung der Hausherren an diesem Tag – mit einem Schulterzucken. Nach kurzem Trip zurück zur Auswechselbank nahm Knappmann wieder auf seinem Stuhl Platz und begrub sein Gesicht häufiger in seinen Händen. Es blieb ungewöhnlich still an der Seitenlinie auf SCW-Seite. Die schwimmende Mannschaft musste ohne Impuls von außen zurechtkommen. Und sie kassierte noch vor der Pause den vierten Gegentreffer.
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Derbystimmung war jedenfalls bereits im Keim erstickt worden. Der blutleere Auftritt der Weiß-Blauen übertrug sich nahtlos an die Außenlinie und weit darüber hinaus. Wiederanpfiff, 11-Physio Kim Kendlik forderte lautstark: „Wieder Konzentration.“ Franko Pepe motivierte Eyyüb Aydinli: „Abschluss suchen, lohnt sich.“ Die Minen auf Westfalia-Seite wurden hingegen nur noch betretener, als Orkun Koymali seinen zweiten Treffer beisteuerte und den 5:0-Endstand erzielte.
Die Gäste blieben lautstark in Feierlaune. Kein Wunder nach dem ersten Liga-Sieg 2024, und dann noch einem solchen im Stadion am Schloss Strünkede. „Wir wollen die Mannschaft sehen“, forderte der mitgereiste 11-Anhang. Während die Westfalia mit hängenden Köpfen nach einer blamablen Vorstellung vom Feld schlich.
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