Herne. Gegen Leverkusen gewinnt der Herner TC keinen Schönheitspreis, aber das interessiert niemanden. Der mühsame 67:61-Erfolg ist ungemein wichtig.

Selbst der sonst so kritische Trainer wollte über die vielen Unzulänglichkeiten diesmal einfach hinwegsehen. Zwei Punkte waren Marek Piotrowski nach dem mühsamen 67:61 (35:37)-Sieg des Herner TC über die Wings Leverkusen allemal lieber als ein Schönheitspreis. Denn mit diesen Zählern glichen Hernes Bundesliga-Basketballerinnen ihr Konto aus und kletterten um drei Stufen auf den siebten Tabellenplatz.

„Heute reden wir gar nicht über das Spiel, ob es schön war oder nicht. Wir wussten, worum es geht, beide Mannschaften hatten vier Punkte, Lokalderby, am Ende haben wir das Spiel mit Willen und mit Kampf gewonnen, das ist das wichtigste“, atmete Piotrowski kräftig durch. Durchatmen dürfen jetzt auch die Spielerinnen. „Sie sind müde, trainieren seit August. Sie bekommen jetzt bis Mittwoch Pause und sollen sich ein bisschen erholen vom Basketball“, verkündete der Coach.

Herner TC legt sich immer wieder selbst Steine in den Weg

Einzelne Ausnahmen abgesehen, war die Müdigkeit den HTC-Frauen physisch kaum anzumerken. Wohl aber mental. Was sie über die gesamte Distanz an kleinen Fehlern, unkonzentrierten Ballverlusten und suboptimalen Entscheidungen aneinanderreihten, war zum Haareraufen. Das war nicht das Niveau, das dieses Team auch ohne die verletzte Laura Zolper aufs Parkett bringen kann. Dass es trotzdem reichte, einen hart kämpfenden Gegner niederzuhalten, spricht für die Moral und die Einstellung der Mannschaft.

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Von Beginn an war es eine ganz enge Kiste. In der ersten Halbzeit lag der HTC meist knapp vorn, konnte sich aber nie auf mehr als fünf Punkte (23:18/13.) absetzen. Mehrfach bot sich dazu die Gelegenheit, aber wegen schlechter Wurfauswahl und technischer Fehler spürte der HTC die Wings stets im Nacken. Als Hernes starke Regisseurin Tayler Mingo angeschlagen eine erste Pause bekam, nutzten die Gäste das Momentum, glichen zum 30:30 (18.) aus und spielten sich in den letzten Sekunden noch einen kleinen Vorsprung zum 35:37-Pausenstand heraus.

Auch nach Wiederbeginn tat sich Herne schwer. Im Angriff fehlte es an Bewegung, nur selten lief der Ball so zügig durch die Reihen, dass freie Würfe kreiert wurden. Zum Glück erkannte Giovanna Smorto dieses Dilemma. Die Italienerin wühlte sich mehrfach durch die dicht besetzte Zone, legte gekonnt ab oder zog Fouls. Auch auf Mingos Klasse und Cleverness konnte sich Herne verlassen, und weil das ganze Team in der Defense noch einen Zahn zulegte und engagiert um jeden Ball kämpfte, bog der HTC die Partie nach dem 46:48 (27.) langsam auf seine Seite - legte sich aber immer wieder selbst Steine in den Weg.

Wie ganz am Ende des dritten Viertels. Herne führte 54:50, hatte den letzten Angriff. Drei Sekunden vor Schluss traf Svetlikova den Ring, Smorto schnappte sich den Rebound, aber die Schiedsrichter pfiffen ein Offensivfoul von Brittany Reeves. Weil die Teamfoulgrenze erreicht war, durfte Mante Kvederaciute an die Linie, und statt 56:50 hieß es 54:52.

Kurz nach Wiederbeginn glichen die Wings wieder aus, blieben bis zum 60:59 (34.) auf Tuchfühlung. Jetzt war Tayler Mingo gefordert. Und Hernes Kapitänin lieferte. Erst zog sie ein Foul, verwandelte beide Freiwürfe, dann lieferte sie einen tollen Assist für Sona Svetlikovas 64:59 (37.). Die Gäste stemmten sich noch mal dagegen, aber die Herner Defense ließ nichts mehr zu. So tickte die Uhr runter, und die Wings mussten zum letzten Mittel greifen und Herne an die Linie holen. Hier aber blieben Smorto und Mingo nervenstark und machten den Sieg perfekt.

Herner TC – Wings Leverkusen 67:61

Viertel: 18:16, 17:21, 19:15, 13:9.

HTC: Mingo (17/1 Dreier), Smorto (14, 13 Rebounds), Svetlikova (9/1), Reeves (7, 16 Reb.), Trzeciak (6/1), Niemojewska (5/1), Whitfield (4/1), Kidwell (3/1), Tkachenko (2).

Wings: Blazejewski (19/2), Ellenrieder (9), Adams (8/1), Schütter (8), Koop (8), Kvederaviciute (6), Kröger (3), Wolff, Jones, Marre, Middeler.

Statistik (HTC – Wings): Zweier: 40 % (15/37) – 34 % (17/49); Dreier: 28 % (6/21) – 33 % (3/9); Freiwürfe: 73 % (19/26) – 72 % (18/25); Rebounds: 45 (18 offensiv, 27 def.) - 26 (8, 18); Assists: 9 – 10; Steals: 8 – 5; Turnovers: 13 – 13, Fouls: 23 – 19.

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