Herne. Der HC Westfalia Herne bereitet sich mit Tests und einem Turnier auf die neue Saison vor. Welche Rolle die jungen Neuzugänge spielen sollen.

Anfang Juni dürfte sich Stephan Krebietke nicht zum letzten Mal die Hände gerieben haben. Im Kreispokalfinale gegen HSG Rauxel-Schwerin schenkte Emil Weste dem HC Westfalia Herne neun Tore ein. Der Halbrechte war auffälligster Spieler des Landesligisten. Kein Wunder also, dass der HC-Trainer sich schon frühzeitig um die Dienste des 20-Jährigen bemüht hatte. Seit Januar hatte er schon einmal in der Woche beim Handball-Oberligisten mittrainiert. Zur neuen Saison gehört Weste fest zum Kader der Herner.

Genau wie die drei anderen Neuen, die Westfalia Herne schon Anfang des Jahres teilweise vorstellte. Das Quartett vervollständigen: Henri Drees, Tobias Böck und Tobias Spiekermann. Keiner ist über 24 Jahre alt. „Jugend forscht“ ist es nicht mehr, was der Oberligist betreibt: Es ist „Jugend ambitioniert“. Jedenfalls sehen das die Spieler so.

HC Westfalia Herne: Weg soll in die 3. Liga führen

Alle vier sind sich einig: Der Weg soll über kurz oder lang in die 3. Liga führen – und das am liebsten mit und in Herne. Während für drei der Neuzugänge allein die Oberliga schon Neuland ist, kennt sich Rückraum-Spieler Tobias Spiekermann schon gut aus. Er kam von HSC Haltern-Sythen in die Mannschaft von Trainer Krebietke und kannte die Westfalia so immerhin schon mal als Gegner. Was für einer Truppe hat er sich also angeschlossen? „Sie waren temporeich und haben als Mannschaft zusammengearbeitet“, erinnert er sich.

Und wie ist sein Eindruck jetzt? „Es ist eine richtig gute Truppe, alle haben Bock auf Handball“, meint Spiekermann. „Herne ist ein großer Schritt nach oben für mich vom Niveau her.“ Das dürften auch die Verantwortlichen gerne hören. Allerdings gibt sich der 21-Jährige nicht blinden Zielen hin. „Wir werden sehen, welche Rolle wir in der Liga spielen können. Das wird sich nach den ersten Spielen zeigen, und wie wir mit dem neuen Rückraum zurechtkommen.“

Tobias Spiekermann
Tobias Spiekermann © stefan stobbe

Tobias Böck: „Es gibt hier Ziele, die mir auch in den Sinn kommen“

Auch Tobias Böck, der 23-jährige Rechtsaußen, ist neu im Kader des HC Westfalia Herne.

Seine bisherige Senioren-Karriere bestritt Böck bei Oberliga-Aufsteiger TuS Westfalia Hombruch. „Nach fünf Jahren mache ich mal einen kleinen Abstecher“, sagt er. „Ich würde ja so oder so Oberliga spielen, aber ich freue mich auf die Aufgabe hier. Daran kann man nur wachsen.“ Auch wenn die Westfalia erst in ihre zweite Oberliga-Saison geht, die Ziele sind deutlich höher gesteckt. Irgendwann soll es in die 3. Liga gehen. Einen Weg, den Böck gerne mitgehen und -prägen will. „Es gibt hier Ziele, die mir auch in den Sinn kommen.“

Er traut es seiner neuen Mannschaft zu, auch in der neuen Saison wieder eine gute Rolle zu spielen. „Wir haben einen sehr starken Kader, uns gut verstärkt, sind auf allen Positionen doppelt besetzt“, meint er. Seinen Platz sieht er auch nicht gleich in der ersten Reihe. Mit Maik Klamann und Florian Rohde spielen zwei erfahrene Spieler auf der gleichen Position. „Ich würde mich erst mal als zweiter Mann einordnen und dann schauen, wie es läuft und immer das Beste für das Team rausholen.“

Tobias Böck
Tobias Böck © Stefan Stobbe

Emil Weste und Henri Dreees kommen aus der Landes- in die Oberliga

Einen weitaus größeren Ligasprung legten Emil Weste und Henri Drees hin, die beide aus der Landesliga zur Westfalia stießen. So ganz „der Neue“ ist Drees nicht mehr, auch wenn der 18-Jährige sich noch in dieser Rolle sieht. Bereits in der vergangenen Saison machte er eine Handvoll Spiele für Herne, erzielte dabei sogar den entscheidenden Treffer zum Sieg gegen TuS Möllbergen – damit war im Mai der Klassenerhalt sicher. Obwohl er der jüngste im Kader ist, gibt sich der ehemalige Spieler von Teutonia Riemke selbstbewusst. „Die erste Reihe“ sei schon sein Ziel, lange hinten anstellen will er sich nicht.

„Es ist geil mit so vielen jungen“, sagt auch Emil Weste mit Blick auf den „neuen Block“ bei Westfalia Herne. Im Kreispokalfinale hatte er sich gleich mal gebührend eingeführt. Ob er im ersten Aufeinandertreffen mit seinen neuen Kollegen schon mal eine Duftmarke setzen wolle. Da muss Weste grinsen. „Ich habe das schon ein bisschen auf dem Zettel gehabt“, meint er. „Aber es war ja auch mein letztes Spiel für Rauxel seit der F-Jugend. Deshalb war es mir wichtig, ein bisschen Gas zu geben, nicht aus der Halle geputzt werden, und das haben wir auch geschafft.“

An das neue, höhere Tempo in Herne musste sich er sich zunächst einmal gewöhnen. „Es wird immer besser“, blickt er nach vorn. Kämpferisch gibt er sich sowieso. Der Schritt ist der richtige, „sonst hätte ich ihn auch nicht gemacht“.

Henri Drees
Henri Drees © Stefan Stobbe

Alles Sätze, die Stephan Krebietke gerne hört. Obwohl sein Kader durch Urlauber noch ein wenig ausgedünnt ist, ist er ziemlich gut gelaunt, wenn er auf die letzten Einheiten spricht. „Wir haben jetzt erst mal die Basis gelegt. Es wurde viel gelaufen. Jetzt geht es langsam in das Taktische hinein, in das System.“ Und das wird in dieser Vorbereitung und in den ersten Spielen so wichtig wie lange nicht.

Während die HC-Spieler sich in den letzten Jahren beinahe blind den Ball zuspielen konnten, die Absprachen noch aus der Jugend funktionierten, müssen dieses Mal die vier Neuen integriert werden. „Das wird den Spielaufbau verändern und das wird Zeit brauchen“, meint Krebietke. Die mangelnde Oberliga-Erfahrung bei Tobias Böck, Henri Drees und Emil Weste will er durch Zeit ausgleichen. „Es ist für sie schon eine Herausforderung“, sagt der HC-Trainer.

HC Westfalia Herne: Weitere Berichte

Die Zeit sollen sie auch bekommen. Aber Zeit, sich zu entwickeln und nicht Zeit zum Zuschauen. „Ich würde sie gerne schon alle reinwerfen“, blickt er auf das erste Testspiel am Wochenende voraus, bei dem - wie üblich - das Ergebnis nicht die höchste Priorität besitzt. Trotzdem dürfte Stephan Krebietke schon mal im Ansatz sehen können, wie der HC Westfalia Herne im kommenden Jahr spielen und funktionieren könnte.

Emil Weste
Emil Weste © Stefan Stobbe

Der Sommerfahrplan22. Juli, 17.15 Uhr (A): Bergischer HC 2 (Regionalliga Nordrhein)29. Juli, 15.30 Uhr (H): OSC Rheinhausen (Regionalliga Nordrhein)1. – 4. August: Turnier in Essen, Finalrunde am 12./13. August26. August, 18 Uhr: (A) Saisonstart bei SF Loxten