Herne. Der Herner TC siegt weiter und zieht an ALBA Berlin vorbei. Die Rheinland Lions stellen den Spielbetrieb ein – das sorgt für Frust beim HTC.

Tempo, Einsatzfreude, Kampfkraft, Hingabe: All das war am Samstagabend in der H2K-Arena im Übermaß zu sehen. Hätte es weniger Fehlpässe, nur halb so viele verlegte Lay-ups gegeben, man hätte von einem großartigen Basketballabend reden können. Großartig war er nicht, aber aus Sicht der Gastgeberinnen rundum gelungen.

Denn mit dem hart erkämpften 56:51 (27:16)-Erfolg, dem vierten Sieg in Serie, zog der Herner TC an seinen Gästen von ALBA Berlin vorbei und hat nun erstmals in dieser Saison ein positives Punktekonto - auch weil die Niederlage gegen die Rheinland Lions gestrichen wird. Der bisherige Tabellenführer der Toyota DBBL, der bereits vor Wochen die Insolvenz angezeigt hatte, hat den Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt, die bisher absolvierten elf Partien werden annulliert.

Herner TC: Frust über den Rückzug der Rheinland Lions

„Für uns ist das ausgesprochen ärgerlich“, kommentierte Hernes Vorsitzender Wolfgang Siebert die kurz vor Spielbeginn eingegangene Nachricht. „Es ist nicht nur schlecht für das Image der Liga, uns fehlt auch ein wichtiges Heimspiel.“ Weil die für den 22. Januar vorgesehen Partie gegen die Lions entfällt, muss der HTC jetzt dreimal in Folge auswärts antreten und hat überhaupt nur noch zwei Heimspiele gegen Freiburg (19. Februar) und Nördlingen (5. März).

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Auch wegen dieses schweren Restprogramms war Marek Piotrowski sehr glücklich über den Sieg. „Wir wussten vorher, dass es ein ganz hartes, kampfbetontes Spiel werden würde. Berlin macht 40 Minuten Druck und Tempo“, sagte der Herner Headcoach. „Aber ich glaube, wir haben sie sehr gut analysiert und ihnen viel von ihrer Stärke genommen. Berlin bei 51 Punkten zu halten heißt, dass wir eine sehr gute Defense gespielt haben.“

Setzten sich gegen ALBA Berlin durch: Laura Zolper und der Herner TC.
Setzten sich gegen ALBA Berlin durch: Laura Zolper und der Herner TC. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Zwar sprach er von einem verdienten Teamerfolg, eine Spielerin aber hob er doch hervor: Tayler Mingo. „Wir hatten schon Sorgen, weil Mingo etwas gekränkelt hat. Aber sie hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt und hat das Team letztendlich zum Sieg geführt.“ Ein gutes Debüt bescheinigte er auch Ninni Salmi, einer Finnin, die kurzfristig als Ersatz für die abgewanderte Denia Davis-Stewart verpflichtet wurde: „Sie spielt nicht spektakulär, aber grundsolide und sehr mannschaftsdienlich.“

Herner TC: Immer vorne, immer spannend – ALBA Berlin sorgt für Gefahr

Vom Sprungball an war jede Menge Intensität im Spiel. Beide Teams gaben sofort Vollgas und verteidigten aggressiv, leisteten sich in der Hektik aber auch teils schwer erklärbare Ballverluste. Nach dem ersten Korb des Spiels durch Mingo fiel lange Zeit kaum noch etwas durch die Reuse. Ganz krass war das bei den Gästen, für die im ersten Viertel nur zweimal Thomas und Mulligan trafen.

Aber auch auf Herner Seite ging im Abschluss eine Menge schief. Veronika Liubinets, die zuletzt so treffsichere Sarah Polleros oder Ilse Kuijt ließen aus nächster Nähe einfache Punkte liegen. „Wenn wir da besser treffen, hätten wir schon 25 Punkte haben können“, räumte Piotrowski ein.

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Immerhin nahm der HTC mit 10:6 eine kleine Führung mit ins zweite Viertel, die er auch nur noch einmal abgab. Nachdem Salmi mit ihrem ersten Korb für Herne auf 16:8 (13.) gestellt hatte, leistete sich der HTC nämlich eine vierminütige Totalflaute in der Offensive, die Stammberger und Grigoleit zum 16:16 (17.) nutzten. Tayler Mingo war es, die Hernes Durststrecke beendete.

Herner TC: Trzeciak bleibt cool

Behende wuselte sie durch das Berliner Abwehrdickicht, traf mit Foul und netzte auch den Bonusfreiwurf ein. Kurz darauf traf sie erneut zweimal von der Linie, bevor Laura Zolper den ersten Dreier versenkte und Mingo höchstselbst gleich noch einen nachlegte. Der 11:0-Run binnen drei Minuten bescherte dem HTC eine zweistellige Pausenführung (27:16.).

Zeigte ein starkes Spiel: Taylor Mingo vom Herner TC.
Zeigte ein starkes Spiel: Taylor Mingo vom Herner TC. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Im dritten Viertel ging es hin und her, Hernes Vorsprung pendelte konstant zwischen neun und zwölf Punkten. Doch gewonnen war noch nichts, schließlich ist ALBA für seinen starken Schlussspurt bekannt. Als die Gäste den letzten Abschnitt mit vier Punkten zum 42:37 (32.) eröffneten, saßen sie dem HTC wieder ganz dicht im Nacken. Beim 44:42 (34.) stand das Spiel komplett auf der Kippe. Herne wackelte, aber hielt stand.

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Wieder war es Tayler Mingo, die Verantwortung übernahm. Mit einem Freiwurf und einem Dreier baute Hernes Pointguard die Führung wieder aus (48:42/36.), ließ noch zwei Freiwürfe zum 50:44 (38.) folgen und traf 20 Sekunden vor Schluss aus der Mitteldistanz zum 54:48. Berlin versuchte alles, kam per Dreipunktspiel noch auf Schlagdistanz, musste schnell foulen und holte Katarzyna Trzeciak an die Linie. Die aber blieb eiskalt, traf beide – und durfte sich wenig später ins jubelnde HTC-Knäuel stürzen.

Herner TC – ALBA Berlin 56:51

Viertel: 10:6, 17:10, 15:17, 14:18

HTC: Mingo (22/2 Dreier), Zolper (9/1), Topuzovic (9), Trzeciak (6), Polleros (4), Tillman (2), Salmi (2), Szajtauer (1, 12 Rebounds), Kuijt (1), Liubinets, Halilbasic, Reich.

ALBA: Mulligan (18), Thomas (8), Stammberger (7), Snyder (5/1), Grigoleit (5), Kreyenfeld (4), Feldrappe (2), Reuss (2), Wilke, Höfermann, Rosemeyer, Schwartau.

Statistik (HTC – ALBA): Zweier: 37 % (15/40) – 41 % (18/43); Dreier: 18 % (3/16) – 11 % (1/9); Freiwürfe: 85 % (17/20) – 54 % (12/22); Rebounds: 39 (13 offensiv, 26 def.) - 29 (9 off., 20 def.); Assists: 6 – 8; Steals: 7 – 12; Turnovers: 21 – 18, Fouls: 18 – 22.