Herne/Wanne-Eickel. Der DOSB fordert die Vereine auf, Energie zu sparen, damit Hallen- und Bäderschließungen ausbleiben. Das sagen Vereine in Herne und Wanne-Eickel.

Um sich auf mögliche Energie-Engpässe im Winter und/oder horrende Kosten vorzubereiten, zerbricht sich auch der organisierte Sport längst den Kopf. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ruft nun seine Mitglieder dazu auf, den Energieverbrauch um mindestens 20 Prozent zu reduzieren.

„Um pauschale Schließungen von Schwimmbädern und Sportstätten zu vermeiden“, heißt es seitens des DOSB, der in Deutschland rund 90.000 Vereine anführt. Wie das vonstatten gehen kann, dazu legte der Dachverband einen Stufenplan mit Einsparpotenzialen zur Verfügung.

Sportarten mit unterschiedlichem Energiebedarf

Was pauschal 20 Prozent Einsparungen für den einzelnen Sportverein überhaupt bedeutet, bleibt offen. Sportarten haben ganz unterschiedlichen Energiebedarf. „Wir sind gespannt, wie weit die Temperaturen in den Hallen heruntergedreht werden“, sagt etwa Wolfgang Siebert, Vereins-Vorsitzender des Herner-Turn-Club. Im Basketball sei das sicher weniger problematisch. „Aber bei den Gymnastik-Senioren zum Beispiel, da hoffen wir schon, dass dort wärmere Räume angeboten werden.“

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In besonders energieintensiven Sportarten wie etwa beim Eishockey bahnt sich schon seit Wochen eine finanzielle Katastrophe an. Auf „eine halbe Million an Mehrkosten“, bezifferte unlängst HEV-Chef Jürgen Schubert die drohende Aussicht – wir berichteten –, und fragte direkt: „Wo soll ich diese Summe hernehmen?“

SSB will Hallensperrungen unbedingt verhindern

Für den Stadtsportbund (SSB) in Herne steht zunächst im Vordergrund, dass auf die Sportvereine auf keinen Fall wieder Schließungen zukommen dürfen. „Wir unterstützen die Forderung des DOSB diesbezüglich ausdrücklich“, so SSB-Vorsitzender Hans-Peter Karpinski. „Es darf nicht sein, dass jetzt wieder Hallen gesperrt werden.“ Herner Sportvereine seien in den Coronajahren bereits gebeutelt worden, „so dass damals schon viele auf der Kippe standen“, so Karpinski.

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Der SSB weist darauf hin, dass sich die aktuellen Probleme lange angebahnt hätten. „Es wurden eine Menge Fehler gemacht, die nicht im Sport zu suchen sind“, erklärt Hans-Peter Karpinski und warnt energisch nicht weiter den Fehler des Verschiebens zu begehen. „Wenn der Sport jetzt wieder zu leiden hat, dann wirkt sich das auf die Gesundheit der Sporttreibenden in der Zukunft aus. Ohne Sport werden sie deutlich anfälliger für Krankheiten und das alles geht dann zu Lasten der Allgemeinheit.“

Die Goldene Lösung gibt es für den Verein nicht

Während viele Sportvereine auf städtische Sportstätten zurückgreifen und Energiefragen oft gar nicht selbst in der Hand haben, sind einige selbst voll in der Verantwortung. Etwa im Tennissport. „Man sagt ja immer, ein Grad reduzieren spart Heizkosten von vier bis sechs Prozent“, weiß Bodo Oberwittler, Vorsitzender des TC Grün-Weiß Herne. „Bei uns sind das sogar acht bis neun Prozent.“ Der Tennisklub habe alle Probleme rund um den Energieverbrauch selbst zu stemmen, betont Oberwittler. „Aber wir stecken regelmäßig unsere Köpfe zusammen. Die goldene Lösung, wir machen es so oder so, die gibt es nicht.“ Photovoltaik könnte in solch einem Fall längerfristig betrachtet einen Ausweg darstellen.

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Komplexe Baumaßnahmen sind in der Regel aber kaum in diesem Jahr zu erledigen. Es wird also vielmehr eine Vielzahl an kleinen Rädchen sein, an denen gedreht werden muss. Vereine müssen kreativ werden und sind dabei für rege Mithilfe aus der Mitgliedschaft dankbar.

Kinder geschwitzt nach Hause schicken, das geht nicht

Wolfgang Siebert berichtet von einer Spielerin, die den Vorschlag unterbreitete, einen Wäscheständer in ihrer Vereinswohnung zu bekommen, damit der Trockner nicht mehr laufen müsste. „Das fand ich toll“, so der HTC-Vorsitzende. „Man muss einfach gucken, was möglich ist, vielleicht Wasserlaufzeiten in den Hallen verkürzen.“ Was hingegen sicher nicht gehe, so Siebert, sei, dass man Kinder im Winter geschwitzt nach Hause schicke.

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Es bleibt kompliziert. „Ein sehr diffiziles Thema“, wie Hans-Peter Karpinski zusammenfasst. Der SSB-Chef greift aber noch einen Punkt aus dem DOSB-Aufruf auf. Dort sagt nämlich Vorstandsvorsitzender Torsten Burmeister: „Nach mehr als zwei Jahren Pandemie sind die Reserven aufgebraucht, viele Vereine werden die explodierenden Energiekosten kaum stemmen können. Umso enttäuschender ist, dass der Sport im dritten Entlastungspaket der Bundesregierung keine Berücksichtigung gefunden hat.“

Karpinski kann da nur vehement zustimmen. „Er hat natürlich völlig recht, das ist enttäuschend, dass der Sport in dem Entlastungspaket überhaupt nicht dabei ist.“